Google Anfang Oktober viele neue Produkte vorgestellt, die die Hardware nicht nur in die nächste Generation gebracht haben, sondern in allen Fällen auch neue Marken oder abgewandelte Namen im Gepäck hatten. Spätestens jetzt wird deutlich, dass die Aufteilung in die Marken Nest und Google nicht nur Vorteile hat und vielleicht nicht von Anfang an auf absehbare Zeit durchdacht gewesen ist. Das birgt die Problematik, dass das gesamte Portfolio für Außenstehende nicht leicht zu überblicken ist.
Über die Jahre hat sich Google ein immer größere Hardware-Portfolio aufgebaut, das viele smarte Bereiche des Alltags abdeckt und vor allem das Ziel verfolgt, die diversen Google-Plattformen zu unterstützen und in Hardware zu gießen. Zur Unterstützung dieser Ambitionen wurde vor mittlerweile sechs Jahren das Unternehmen Nest Labs Inc. übernommen, das damals ein sehr überschaubares Portfolio hatte, für das aber dennoch 3,2 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt werden mussten.
Die Trennung zwischen Google und Nest war lange Zeit klar: Das übernommene Unternehmen vertreibt seine Rauchmelder, Thermostate und (von Dropcam zugekauften) Überwachungskameras unter der eigenen Marke und alle weiteren Produkte laufen unter „Google“ mit dem Slogan „Made by Google“. Das war eindeutig und vielleicht auch eine sinnvolle Trennung, denn aus nachvollziehbaren Gründen möchte vielleicht nicht jeder eine Überwachungskamera mit dem Google-Logo in seiner Wohnung platzieren.
Doch im Jahr 2018 wurde dann verkündet, dass die beiden bis dato getrennten Marken unter einem Dach zusammengeführt werden, aber dennoch ihre Marke beibehalten. Gleichzeitig hatte man damit begonnen, sowohl die Smart Speaker als auch die Smart Displays ebenfalls zu Nest zu schieben, was in der Übergangszeit zu Verwirrungen geführt hat, vor dem selbst das Google-Marketing nicht immer gefeilt war. Dieser Übergangsprozess ist bis heute noch nicht abgeschlossen, denn es gibt nach wie vor die alten Generationen und die neuen Geräte auf dem Markt.
Schon bei der Verkündung dieser Idee schien es nicht wirklich klug, eine Google-Marke plötzlich zu Nest zu schieben und mit Blick auf das heutige Portfolio scheint es, als wenn man bei der Vergabe der Produktnamen niemals an das große Ganz gedacht hat, sondern stets nur einzelne Produkte vor Augen hatte.
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Vor wenigen Wochen wurde der Nest Audio Smart Speaker vorgestellt, der die Nachfolge des Google Home Smart Speaker antritt. Damit ist nun das große Smart Speaker-Flaggschiff auf die neue Marke umgestellt, nachdem man im vergangenen Jahr bereits die Mini-Variante umgestellt hatte. Auch nach einem Jahr ist der Google Home Mini übrigens nach wie vor erhältlich und wird immer wieder verschenkt – man muss sich wirklich fragen, wie viele Geräte Google „auf Halde“ produziert hat…
Schaut euch einfach einmal obigen Screenshot des Google Store an. Dort finden wir nun „Nest Mini“, „Nest Hub“ und „Nest Audio“. Google-Fans wissen natürlich sofort, worum es sich bei diesen Geräten handelt. Aber wenn wir die Tech-Blase verlassen, wird das schon problematisch. Wer würde denken, dass „Nest Mini“ und „Nest Audio“ eigentlich verwandt sind? Wäre der bessere Name für den kleinen Smart Speaker nun nicht „Nest Audio Mini“ gewesen? „Nest Hub“ ist sogar sehr unglücklich und müsste nun wohl „Nest Display“ oder „Nest Video“ (oder besser doch nicht?) heißen.
Nest konzentriert sich vermeintlich auf Smart Home-Geräte und Sicherheit. Dachte man zumindest. Doch vor wenigen Tagen wurde dann angekündigt, dass dem Nest Sicherheitssystem der Stecker gezogen und das Produkt eingestellt wird. Klar, eine normale Business-Entscheidung. Aber damit bringt man die gleiche Instabilität in das Nest-Portfolio, das viele Nutzer von Google kennen und fürchten. Fahrt dazu vielleicht auch eine Runde auf Googles Messenger-Karussell mit.
Vielleicht wird man dieses Marketing-Problem in Zukunft durch weitere Umbenennung lösen, denn wie an den weiteren Einträgen gut zu sehen ist, ist die Umbenennung noch nicht abgeschlossen. Der „Google Home Mini“ wird irgendwann verschwinden. „Google Home Max“ könnte vielleicht im kommenden Jahr in die nächste Generation geschickt werden. Der aktuellen Logik folgend müsste das Gerät dann „Nest Max“ heißen, sinnvoller wäre vielleicht „Nest Audio Max“.
GOOGLE Chromecast
Die große Frage ist nun, warum der neue Chromecast, der ebenfalls in der Kategorie „Connected Home“ im Google Store eingeordnet ist, weiterhin unter dem Google-Dach geblieben ist. Es wird langfristig wohl das einzige Produkt unter der Marke „Google“ sein. Man hätte den Neustart vielleicht dazu nutzen sollen, auch den Stick in „Nest Chromecast“ umzubenennen. Nicht, das ich ein Freund von dieser Bezeichnung wäre, aber der Name wäre sinnvoll. Vor allem, wenn man sich den vollen Namen des Produkts ansieht: „Google Chromecast mit Google TV“.
Weil auf den Nest-Geräten der Google Assistant läuft und diese in langer Form als „Nest Audio mit Google Assistant“ vermarktet werden können, scheint die vertane Chromecast-Chance noch etwas merkwürdiger.
Noch interessanter wird das, wenn wir uns die zweite große Kategorie im Google Store ansehen: Bei den Smartphones gibt es nur noch „Pixel“. Offiziell heißt es noch immer „Google Pixel“, aber den Firmenname lässt man im Allgemeinen eher weg. Damit gibt es im hiesigen Google Store nur drei große Marken: Pixel, Nest und Stadia. Die Marke „Google“ spielt bei Hardware keine große Rolle mehr, was die fehlende Chromecast-Umbenennung noch etwas merkwürdiger macht.
Das erklärt dann auch, warum man sich in diesem Jahr und wohl auch auf Dauer dafür entschieden hat, die Slogan-Marke „Made by Google“ fallenzulassen. Der in diesem Jahr verwendete Name „Launch Night In“ war zwar nicht unbedingt besser und erst recht kein Fortschritt, aber ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich die bunte Google-Marke wieder auf das konzentrieren soll, was das Unternehmen lange Zeit am besten konnte: Software und Plattformen.
Eines Tages kommt dann auch die Marke Fitbit dazu, mit denen man sich bei den Wearables neu und vermutlich auch breit aufstellen möchte.