Wer Googles Videoplattform YouTube besucht, erhält an vielen Stellen Empfehlungen für weitere Videos, die häufig dazu führen, dass man als Nutzer mehr Zeit bei YouTube verbringt als geplant. Die Mozilla Foundation übt schon seit einiger Zeit Kritik an den vorgeschlagenen Videos, die nach Ansicht der Organisation oft „bedauerlich“ sind. Nun möchte man das Problem von Außen aktiv angehen und hat eine merkwürdige Browser-Extension veröffentlicht.
Die Mozilla Foundation, deren bekanntestes Produkt der Firefox-Browser ist, hat mittlerweile eine lange Liste an Projekten und Produkten abseits des Kerngeschäfts. Das hat allerdings bisher nicht zum finanziellen Erfolg geführt, sodass die Organisation weiterhin praktisch vollständig von Google abhängig ist und vom Geldfluss aus Mountain View zehrt. Und diesen nutzt man nun auch dazu, mehr oder weniger gegen YouTube vorzugehen.
Googles Videoplattform YouTube ist voll von Empfehlungen: Auf der Startseite, nach einem Video, teilweise in einem Video und natürlich neben dem Video – dazu kommt das Ranking bei der Suchfunktion. Das führt dazu, dass sich viele Nutzer wohl mehr als ein Video ansehen, aber die empfohlenen Inhalte werden schon seit Jahren kritisch hinterfragt. Nutzer sind mit themenfremden Vorschlägen nicht zufrieden, kleinere YouTuber fühlen sich benachteiligt und viele Beobachter kritisieren die Verbreitung von fragwürdigen Inhalten. Nun stimmt auch Mozilla mit ein.
Mozilla hat nun die Browser-Extension RegretsReporter veröffentlicht, die allen Nutzer von Chrome und Firefox die Möglichkeit gibt, fragwürdige YouTube-Empfehlungen zu melden. Dafür wird es einen neuen Button im YouTube-Menü geben, der ein Overlay öffnet, mit dem die wichtigsten Daten an Mozilla gesendet werden können: Das aktuell geöffnete Video, die Empfehlungen und der Hinweis des Nutzers, welche Videos fragwürdig sind.
Diese Daten möchte Mozilla über einen Zeitraum von sechs Monaten sammeln und dann auswerten. Weil Mozilla aber bei YouTube natürlich nichts zu sagen hat, möchte man daraus lediglich Statistiken erstellen und diese Daten eventuell mit YouTube teilen. Es ist also nicht mehr als eine Studie.
Pikanterweise wurde YouTube nicht vorab über diese Erweiterung und das Vorhaben informiert und es wird auch in Zukunft keine Zusammenarbeit geben. Dennoch zeigt man sich bei YouTube erst einmal offen und begrüßt jede Studie zu den Empfehlungen, die dazu führen können, die empfohlenen Inhalte weiter zu verbessern. Allein in den letzten Monaten will man mehr als 30 Änderungen vorgenommen haben, wobei natürlich nicht bekannt ist, wie diese Änderungen ausgesehen haben bzw. welche Auswirkung sie hatten. Dennoch sieht YouTube die Art der Datensammlung als „fragwürdig“.
Was Mozilla damit genau erreichen möchte und warum man sich trotz der eigenen Krise mit solchen Dingen beschäftigt, die vollständig außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen, kann man wohl ebenfalls hinterfragen. Dass man für solche Dinge dann auch noch das von Google erhaltene Geld ausgibt, mit dem sich die Organisation über Wasser hält, macht die Sache nicht besser. Natürlich ist jede Verbesserung zu begrüßen, aber vielleicht sollten solche Initiativen dann doch eher aus anderer Richtung kommen.