An vielen öffentlichen Orten wird heute WLAN angeboten, das die Besucher entweder kostenlos oder gegen eine (meist) geringe Gebühr nutzen können. Das ist für den Besucher sehr bequem und gehört für manche Orte schon zum guten Ton, kann aber für beide Seiten sehr lästig sein. Die interne Google-Tochter Area 120 will mit dem neuen Produkt Orion Wifi nun die perfekte Lösung gefunden haben, von der alle Seiten profitieren – zum Teil sogar die Mobilfunkbetreiber.
Die kostenlosen Kontingente in den Mobilfunktarifen sind in den letzten Jahren stark gestiegen, allerdings genauso wie die benötigten Datenmengen, sodass auch heute noch sehr viele Menschen froh sind, an öffentlichen Orten das WLAN-Netzwerk verwenden zu können. Das kann sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig sein und gehört vom Einkaufszentrum über einzelne Geschäfte bis hin zu Museen oder ganzen Innenstädten fast schon zum Standard. Schließt man alle Angebote mit ein, ist es in Ballungsgebieten kaum noch möglich, Orte ohne WLAN zu finden.
Das Verbinden zu einem WLAN-Netzwerk erfordert einige Schritte durch den Nutzer und gerade bei öffentlichen Netzwerken ist sehr häufig eine Zustimmung oder sogar Anmeldung bzw. Bezahlung notwendig. Je nach Dauer des Aufenthalts ist das vielen Menschen wohl zu aufwendig und sie lassen es bleiben. Der WLAN-Betreiber hingegen hat viel Aufwand mit dem Aufbau und die zur Monetarisierung notwendige Zahlungsabwicklung ist nur selten lohnend. Die Google-Tochter Area 120 hat nun die Lösung: Orion Wifi.
Orion Wifi ist eine neue Plattform, die sich zwischen die WLAN-Netzwerke und Mobilfunkbetreiber einklinkt und einen einfachen Übergang bieten soll, ohne dass der Endnutzer damit interagieren muss. Es handelt sich also eher um ein Business-Produkt, mit dem der Nutzer wissentlich gar nicht in Berührung kommt. Die Kernfunktion ist es, dass der Mobilfunkbetreiber den Nutzer automatisiert an das WLAN-Netzwerk weiterleitet und den Verbindungsaufbau mit diesem abnickt.
Für den Nutzer ist das schlussendlich wie der Wechsel des Sendemasts während der Bewegung, den man im Normalfall ebenfalls nicht mitbekommt. Sowohl die Zustimmung als auch jegliche Anmeldung oder der Verbindungsprozess sollen automatisiert im Hintergrund stattfinden.
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Der Mobilfunkbetreiber soll aber nicht nur Kenntnis über das WLAN-Netzwerk haben, sondern gegebenenfalls auch dafür bezahlen. Dazu bedarf es einer automatisierten Zustimmung über die Orion Wifi-Plattform, die genau diese Kommunikation übernimmt. Sollte das WLAN weniger Geschwindigkeit als das aktuelle Mobilfunknetz bieten, soll die Verbindung nicht hergestellt werden. Auch wenn es dem Netzbetreiber erst einmal bares Geld kostet, kann dieser somit sein Netz weiter ausbauen und an Orte bringen, die bisher vielleicht nicht vollständig oder gar nicht abgedeckt waren.
Die Netzbetreiber könnten dafür vermutlich eine Zusatzgebühr berechnen und dem Nutzer einen nahezu vollständigen Empfang versprechen – etwas, womit sich sicherlich viele Kunden locken ließen. In der Masse könnten sie daran vermutlich sogar etwas verdienen. Gleichzeitig sorgt Orion Wifi dafür, dass die WLAN-Betreiber endlich etwas mit ihren Netzwerken verdienen und somit angemessene Preise aufrufen können. Je mehr angeboten wird, desto mehr sinkt der Preis und desto mehr Angebote und Konkurrenten wird es geben. Marktwirtschaft.
Derzeit wird das Ganze nur in den USA angeboten, aber Google arbeitet mit einer ganzen Reihe von Netzbetreibern und Anbietern von WLAN-Plattformen zusammen, um das weiter auszubauen. Das man dies unter dem Dach des experimentellen Startups tut, das ständig Produkte nach wenigen Monaten einstellt, ist überraschend. Vielleicht ist es aber auch ein Testlauf für Android 12…