Das Betriebssystem Google Chrome OS ist vor langer Zeit aus dem Chrome-Browser hervorgegangen und auf vielen Ebenen untrennbar mit diesem verknüpft – das dachten wir zumindest. Doch nun zeichnet sich ab, dass unter der Haube eine Trennung von Browser und Betriebssystem vorbereitet wird, die noch sehr interessant werden dürfte: Das Betriebssystem wird in mehrere Komponenten zerlegt, die unabhängig voneinander aktualisiert werden können. Das soll auch den Browser-Support weiter verlängern.
Chrome OS hat als Betriebssystem begonnen, das in erster Linie aus dem Browserfenster besteht und nur die Funktionen anbot, die im Browser ausführbar sind – mit ganz wenigen Ausnahmen wie etwa dem Dateimanager. Dieses Konzept wurde schon vor längerer Zeit immer weiter aufgeweicht, sodass viele weitere Features außerhalb des Browsers dazu kamen und sogar Android-Apps sowie Linux-Apps ausgeführt werden können. Sogar ein Android Phone Hub steht vor der Tür.
Schon vor einigen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass beim Betriebssystem Chrome OS eine Revolution bevorsteht und nun ist die Entwickler weiter fortgeschritten: Aktuell arbeiten die Entwickler daran, das Betriebssystem in mehrere Bestandteile zu zerlegen und den Browser vom Betriebssystem zu trennen sowie die Darstellung der Oberfläche auszulagern. Das alles findet natürlich nur unter der Haube und ohne Wissen des Nutzers statt, kann aber sehr große Auswirkungen haben.
Das Ziel ist es, einzelne Bestandteile des Betriebssystems unabhängig voneinander zu aktualisieren. Auf der einen Seite gibt es die Chrome Binaries unter der Zusammenfassung „Lacros“ und die Oberflächen-Darstellung unter dem Sammelbegriff „System UI“. Durch die Trennung und die unterschiedlichen Update-Pakete wird es dann beispielsweise möglich sein, den Kern von Chrome OS auf die Version 89 zu aktualisieren und mit der Oberfläche bei Version 87 zu pausieren.
Der Zweck ist es, die Update-Zeiträume weiter zu verlängern und auch die älteren Geräte so lange wie möglich mit Sicherheitsupdates für das Betriebssystem und den Browser zu versorgen. Bisher war es so, dass mit dem offiziellen End-of-Life des Geräts alle Updates gestoppt wurden – auch die des Browsers.
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Durch diese Änderung ließe sich ein Chromebook noch deutlich länger als bisher benutzen. Wie ihr die geplante Lebenszeit eures Chromebooks herausfinden könnt, lest ihr in diesem Artikel. Bisher war nach dem Stecker ziehen für das Betriebssystem auch mit dem Browser Schluss, sodass dieser potenziell unsicher wird und man als Nutzer nicht mehr mit gutem Gefühl im Web surfen kann. Wenn der Browser jedoch weiterhin aktualisiert werden kann, würde sich dieses Problem für einen längeren Zeitraum in Luft auflösen.
Natürlich hätte man dann als Nutzer immer noch ein potenziell unsicheres Betriebssystem, aber das spielt möglicherweise gerade bei Chrome OS keine Rolle. Wenn der Browser keinen Angreifer hereinlässt und Android-Apps nur aus dem per Play Protect geschützten Play Store installiert werden, gibt es keine echte Angriffsfläche für das Betriebssystem. Das ist zwar nicht 100%ig verlässlich, aber dennoch deutlich besser als die bisherige Situation.
Wie viele Jahre Google durch dieses Projekt drauflegen könnte, ist noch nicht bekannt. Auch für alle anderen Plattformen stellt Google den Support für den Browser irgendwann ein und liefert keine Updates mehr aus – das wird unter Chrome OS langfristig nicht anders sein. Bis dieses Projekt umgesetzt wurde, dürfte aber noch sehr viel Zeit vergehen, denn die Trennung dieser verwurzelten Einheit dürfte ein echtes Mammutprojekt sein.
Möglicherweise möchte man sich dadurch aber auch die Möglichkeit eröffnen, langfristig alternative Browser in Chrome OS zu ermöglichen. Sollte das Betriebssystem eines Tages einmal abheben und signifikante Marktanteile erreichen – worauf man ja seit längerer Zeit hofft – könnten solche Forderungen sehr schnell laut werden.