Android & Windows: Microsoft bemüht sich um Komfort für alle Smartphone-Nutzer – sollte Google mehr tun?

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Android ist das dominierende Smartphone-Betriebssystem und Microsoft Windows seit mehreren Jahrzehnten das mit großem Abstand führende Desktop-Betriebssystem. Daraus ergibt sich, dass viele Menschen beide Plattformen verwenden, die allerdings unterschiedlicher kaum sein könnten und keinerlei Kompatibilität zueinander bieten. Zwar gibt es viele Anstrengungen seitens einiger Unternehmen, aber gerade Google scheint sich für dieses Thema kaum zu interessieren.


Es ist gefühlt noch gar nicht so lange her, als es eine sehr eindeutige Trennung zwischen dem Desktop und den mobilen Plattformen gegeben hat, die untereinander völlig fremd waren. Doch diese Zeiten sind vorbei, denn mit zahlreichen Zwischenstufen von Tablets bis Convertibles sind die Grenzen sehr fließend geworden und verschwimmen weiter. Das große Problem daran ist allerdings, dass es kein Betriebssystem für diese kombinierten Bereiche gibt.

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Android dominiert auf dem Smartphone, Windows auf dem Desktop. iOS (natürlich) auf dem iPhone und Mac OS hat sehr viele Fans und eine stabile Nutzerbasis. Doch Android und iOS auf dem Desktop funktionieren nicht, genauso wenig wie Windows und Mac OS auf dem Smartphone oder Tablet. Zwar gibt es von allen Seiten gewisse Anstrengungen, das zu ändern, aber den Durchbruch hat bisher noch kein Unternehmen geschafft. Weil die Plattformen trotz des Zusammenwachsens so unterschiedlich sind, wird das wohl auch nicht möglich sein.

Am nächsten dran von den großen Betriebssystemen ist derzeit tatsächlich Chrome OS, das sowohl auf Chromebooks (Notebooks) als auch den Chromebook Tablets eingesetzt werden kann. Allerdings ist Chrome OS so weit in der Nische, dass diese Anstrengungen aktuell noch keine Rolle spielen und somit verhallen. Doch während sich Tablet und Laptop sehr ähnlich sind, sieht es mit dem Smartphone schon wieder ganz anders aus. Allein schon aus UI-Sicht dürfte eine Zusammenführung kaum möglich sein und von den technischen Hürden und Unterschieden muss man gar nicht erst anfangen.

Es wird also auch in Zukunft Brücken brauchen, die zwischen den Plattformen gebaut werden und den Nutzern die Verbindung so bequem wie möglich machen. Die Cloud leistet dafür gute Dienste, aber auch lokal muss sehr viel getan werden und eine Kontinuität zwischen den Plattformen geschaffen werden können. Google wäre in der Position, so etwas zu ermöglichen.




Microsoft baut fleißig Brücken
Wir haben euch in den letzten Wochen gezeigt, wie sich dank Microsoft Android-Apps unter Windows nutzen und Android-Benachrichtigungen unter Windows erhalten lassen. Ist das erst einmal eingerichtet, funktioniert es tadellos, aber die Brücken benötigt viele Pfeiler: Es braucht die Android-App, eine Desktop-App und dann natürlich eine langwierige Einrichtung mit der Vergabe von Rechten. An eine schnelle Kopplung ist nicht zu denken. Und Microsoft hat auch nicht die Macht, daran etwas zu ändern.

Microsoft ist natürlich daran interessiert, dass die Nutzer ihr Smartphone auch auf dem Desktop nutzen und somit die stetig fallende Relevanz von Windows im privaten Bereich wieder gesteigert werden kann. Im Business-Bereich wird Microsofts Macht wohl noch viele Jahre zementiert sein, aber auch dort spielt das Smartphone für viele mobile Mitarbeiter eine sehr sehr große Rolle. Nicht umsonst wollte man mit Windows Phone eine vollständige Umgebung schaffen, woran man leider grandios gescheitert ist.

Google interessiert sich nicht für den Desktop
Ich habe es hier im Blog schon häufig anklingen lassen: Google interessiert sich nicht für den Desktop und investiert dementsprechend auch keine großen Ressourcen darin, Android an ein Desktop-Betriebssystem anzubinden. Chrome OS bildet natürlich die Ausnahme, aber weil es in der Nische ist, verglühen manche guten Ansätze ungesehen. Eine Anbindung an Mac OS dürfte schwierig werden und nach meiner Einschätzung dürfte die Überschneidung zwischen Android/Mac OS deutlich geringer als zwischen iOS/Mac OS sein. So gesehen ist also auch Mac OS in der Android-Nutzer-Nische. Es muss also Windows sein.

Für Google wäre es ein Leichtes, eine zu Microsofts Your Phone sehr ähnliche App zu schaffen, die viele Aufgaben vom Smartphone auf den Desktop überträgt – aber man tut es nicht. Windows ist in der Hinsicht deutlich offener als Android, sodass Googles Brücke stärkere Pfeiler als die Microsoft-Brücke hätte und deutlich schneller aufgebaut werden könnte. Ein Abwandern der Android-Nutzer zurück auf den Desktop hätte man wohl kaum zu befürchten, denn den Smartphone-Komfort wird man auf dem Desktop allein schon aus physischen Gründen niemals nachbauen können.

Google hat schon mehrfach Anläufe für einen Desktop-Modus unter Android genommen, der zwar fest im Betriebssystem integriert ist, aber in der Praxis nicht genutzt wird. Dazu kommt, dass die Nutzer mit Windows UND Android arbeiten wollen und nicht nur Android auf dem großen Bildschirm sehen möchten. Dafür sind Android-Apps nicht ausgelegt und es wäre nichts weiter als ein externes Display. Weil man diese Lösung bevorzugt, lässt man die Android-Windows-Variante völlig außer Acht.




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Google + Microsoft
Der einzige Weg, um die Verbindung zwischen den beiden Welten so komfortabel wie möglich zu machen, liegt in einer Kooperation zwischen Google und Microsoft. Beide könnten auf der eigenen Seite entsprechende Vorarbeiten treffen, um die Verbindung so bequem, sicher und komfortabel wie möglich zu machen. Dass das möglich ist, zeigt sich gerade erst an der Microsoft-Lösung sowie dem neuen Chrome OS Phone Hub. Weil es hauptsächlich um eine lokale Verbindung geht, gäbe es auch keinen großen Schwierigkeiten um die Frage, wem die Daten gehören.

Ich denke, dass Microsoft für einen solchen Weg offen wäre und eher Google das Unternehmen ist, das bremst. Das könnte sich aber schnell ändern, denn auf der Konkurrenz-Seite gibt es ein Unternehmen, das sowohl Smartphone als auch Desktop kontrolliert: Apple. Wenn Apple eines Tages Mac OS und iOS in einer perfekten Symbiose zusammenführt – und Apple ist das einzige Unternehmen, dem man das zutrauen kann – dann sind Google und Microsoft unter Zugzwang. Und dann sollte man nicht erst beginnen, sondern fertige Konzepte in der Schublade haben…

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