Samsung gehört als weltweit größter Smartphone-Hersteller zu Googles wichtigsten Android-Partnern und hat einen großen Anteil am Aufstieg des Betriebssystems – und vielleicht bald nicht nur daran. Die mögliche große Kooperation zwischen Google und Samsung könnte ein Win-Win-Geschäft für beide Seite werden und nicht nur den Erfolg der mobilen Google-Produkte absichern, sondern diese auch auf weitere Plattformen bringen.
In der globalen und verwobenen Welt hängen auch große Konzerne immer wieder von ihren Partnern ab, was natürlich auch unkalkulierbare Risiken mit sich bringt. Im Smartphone-Markt gibt es seit langer Zeit die Situation, dass Google und Samsung sehr stark voneinander abhängen und trotz Versuche beider Seiten, dies zu ändern, kaum vorangekommen sind. Nun scheint es schon bald eine große Kooperation zwischen den beiden Unternehmen zu geben, die die Beziehung festigen könnte.
Samsung lässt seit vielen Jahren nichts unversucht, eigene Alternativen zu den Google-Produkten zu schaffen und diese auf den Smartphones vorzuinstallieren – neben den jeweiligen Google-Diensten. Zwei sehr prominente Beispiele sind der Galaxy App Store sowie der Sprachassistent Bixby, aber auch in vielen anderen Bereichen hat sich Samsung an der Software-Entwicklung versucht und konnte damit nicht unbedingt große Erfolge einfahren. Das gilt auch für die beiden genannten Produkte Galaxy Store und Bixby.
Google hingegen dürfte die Größe und Marktmacht Samsungs vor 5-6 Jahren wohl auch nicht ganz Recht gewesen sein, denn mit Marktanteilen von bis zu 40 Prozent war der koreanische Smartphone-Hersteller sehr mächtig. Damals wurde es sehr deutlich, dass sich Google zunehmend um die Unterstützung weiterer Smartphone-Hersteller bemüht hat, eine eigene Smartphone-Linie etablieren wollte und natürlich auch mit den chinesischen „Newcomern“ von Huawei über OnePlus bis Xiaomi zusammengearbeitet hat. Vieles davon wäre aber sicherlich auch ohne Google geschehen.
Heute hat sich grundlegend nichts geändert und es scheint fast so, als wenn die beiden Giganten Google und Samsung eine Zwangsehe eingehen müssten, um ihre jeweiligen Erfolge abzusichern. Die Kooperation zwischen den beiden Unternehmen könnte dabei auch weit über das in den Medien kursierende hinausgehen und weitere Zwecke verfolgen.
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Google Assistant ersetzt Bixby
Ein wichtiger Teil der kursierenden Vereinbarung zielt darauf ab, den Google Assistant auf den Samsung-Smartphones weiter in den Vordergrund zu bringen und den Sprachassistenten Bixby hingegen in den Hintergrund rücken zu lassen. Softwareseitig ist der Google Assistant stark auf jedem zertifizierten Smartphone vertreten, aber vielleicht wird es schon bald einen Schritt weitergehen. Nicht ausgeschlossen, dass Samsung den Google Assistant auf den Bixby-Button bringt oder den eigenen Sprachassistenten für Android sogar einstellt.
Das wäre ein großer Schritt, der sich aber für beide Seiten auszahlen könnte. Bixby ist außerhalb Koreas ein einziger Witz und Samsung hat nicht genügen Expertise darin, das Produkt eines Tages tatsächlich gegen den Google Assistant, Siri oder Alexa antreten zu lassen. Die notwendigen finanziellen Mittel mögen zwar vorhanden sein, aber Samsung ist im Kern eben ein Hardware-Hersteller, bei dem sich das nicht auszahlen würde. Und das führt uns dann schon zum nächsten Punkt.
Google-Produkte auf weiteren Samsung-Geräten?
Wenn Bixby schon auf dem Smartphone nicht funktioniert, sollte man den Sprachassistenten dann auf weiteren Produkten verwenden oder eher zum Google Assistant wechseln? Samsung spielt im Smart Home global keine Rolle, was man mittelfristig natürlich ändern wollen wird. Mit einem „dummen“ Sprachassistenten hat man da aber keine großen Chancen, sodass man etwas tun muss. Auf den Smartphones ist Bixby nicht das Problem, denn es ist nur eine Dreingabe mit Alternativen. Auf einem Smart Speaker und im gesamten Smart Home-Ökosystem steht das Produkt hingegen im Mittelpunkt. Wenn es nicht funktioniert, hat man keine Chance.
Und so könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass eine mögliche Einigung zwischen Google und Samsung auch über das Smartphone hinausgehen könnte. Der Google Assistant auf den Samsung-Produkten vom Lautsprecher über den Fernseher und den Kühlschrank bis zur Waschmaschine? Warum nicht?
Google als großer Samsung-Sponsor?
Es ist nicht bekannt, in welcher Höhe Samsung finanziell von einer Einigung mit Google profitieren würde. Als Anhaltspunkt solltet ihr euch einfach einmal anschauen, wie viel Geld Google Jahr für Jahr an Apple überweist, damit es die Standard-Suchmaschine auf dem iPhone bleibt: Mehrere Milliarden Dollar pro Jahr. Weil sich mit Smartphones kaum Geld verdienen lässt, dürfte Samsung ein Auge darauf geworfen haben und könnte eher einige Milliarden einstecken und Bixby in den Ruhestand schicken, als darauf verzichten, Millionen in Bixby zu versenken und dabei zusehen, wie die Nutzer es nicht verwenden.
Die Google-Milliarden, wenn es denn dazu kommen sollte, könnten einen großen Anteil an Samsung Smartphone-Geschäft haben, das eher von Samsungs zweiter Rolle als eigener bester Kunde im Komponenten-Geschäft profitiert.
Samsung als Ausweg aus Googles China-Misere?
Schaut man sich die Liste der weltweit größten Smartphone-Hersteller an, dann ist das in der aktuellen Welt-Lage für Google sehr problematisch: Huawei ist der weltweit zweitgrößte (oder derzeit sogar größte) Smartphone-Hersteller und darf seit weit über einem Jahr NICHT mit Google zusammenarbeiten – das ist auch für Google ein großes Problem. Auch auf den folgenden Plätzen finden sich mit Xiaomi und den BBK-Unternehmen nur chinesische Hersteller. Sollten diese ebenfalls ins Fadenkreuz geraten – was sehr schnell geschehen kann – wird es für Googles Android eng.
Bleiben nur Apple und Samsung. Apple wird schon jetzt mit Milliarden-Zahlungen dazu motiviert, die Google Websuche als Standard zu verwenden und Samsung ist der einzige „sichere“ große Android-Partner für Google. Damit das so bleibt, kann eine große Kooperation mit dem koreanischen Smartphone-Hersteller natürlich nicht schaden. Auch für Google wäre ein solcher Deal also zur Absicherung des Geschäfts sehr lohnenswert, auch wenn es auf den ersten Blick als nicht notwendig erscheint, den Assistant und den Play Store zu pushen.
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Wie ihr seht, gibt es viele gute Gründe dafür, dass die Kooperation zwischen Google und Samsung zustande kommt und vielleicht auch zustande kommen muss. Beide Unternehmen hängen seit Jahren voneinander ab, vielleicht heute und in näherer Zukunft mehr denn je – und es wird Zeit, die jeweiligen Stärken gemeinsam zu nutzen. Wir dürfen sehr gespannt sein, ob es in den nächsten Tagen rund um die Präsentation der neuen Galaxy Note-Smartphones eine Ankündigung geben wird.
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