Google Play Store: Fair oder Abzocke? Die Fortnite-Klage sorgt für Diskussionen; Sind die Provisionen zu hoch?
Das freie Betriebssystem Android und der Google Play Store sind zwei völlig verschiedene Produkte und dennoch untrennbar miteinander verbunden: In vielen Regionen dieser Welt ist Android ohne den Google Play Store und die zahlreichen Google-Dienste derzeit überhaupt nicht denkbar. Aber der Play Store dürfte auch finanziell eine große Rolle spielen, die durch die Fortnite-Klage von Epic nun tiefer hinterfragt werden dürfte. Im Kern steht die Frage, ob die hohe Umsatzbeteiligung für Google gerechtfertigt ist.
Dem Fortnite-Entwickler Epic ist Ende vergangener Woche ein großer Coup gelungen, man kann es nicht anders sagen: Das Unternehmen hat sowohl Apple als auch Google durch einen Verstoß gegen die App Store-Richtlinien herausgefordert und nur darauf gewartet, aus dem App Store und Google Play Store geschmissen zu werden. Denn nur wenige Stunden, gefühlt Minuten, später hat das Unternehmen Klage gegen Google und Apple eingereicht und unter anderem das unten eingebundene Video veröffentlicht.
Android ist kostenlos
Android ist ein freies Betriebssystem, das von jedem Nutzer und jedem Unternehmen kostenlos heruntergeladen und nach Belieben verwendet werden kann. Hinter Android steht vor allem Google, das das Betriebssystem mit großem personellen und finanziellen Aufwand weiterentwickelt – rund um Android sind mehr als. Allein an Android arbeiten mehrere Tausend Google-Mitarbeiter, die ständig neue Features entwickeln, Sicherheitsupdates bereitstellen, sich um die Kompatibilität kümmern und vieles mehr.
All das und die zahlreichen Google-Apps bietet das Unternehmen vollkommen kostenlos an. Die Apps werden zum Teil über Werbung finanziert, zu einem großen Teil aber ebenfalls aus anderen Mitteln subventioniert: Es hat noch kein Nutzer Werbung bei Google Fotos, Google Drive, Google News, Google Notizen, Telefon-App, Wecker und so weiter gesehen. Vieles hat den Zweck, die Nutzer im Google-Netzwerk zu halten und passende Werbung in der Websuche oder bei YouTube einzublenden. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Android ist kostenlos, aber nicht umsonst. Kein Nutzer oder Unternehmen muss die Brieftasche öffnen, sondern es geht vor allem um die Daten und dessen Verwendungsmöglichkeiten. Aber die Android-Entwicklung wird nicht nur von den Google-Apps finanziert, sondern aus einer anderen Quelle, um die es seit der Epic-Klage wieder große Diskussionen gibt.
Google verdient immer mit
Im Google Play Store finden die Nutzer sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Apps. Wirklich vollkommen Gratis sind nur wenige Apps, denn viele müssen entweder gekauft werden, bieten In-App-Käufe oder finanzieren sich über Werbeeinblendungen. An allen drei Stellen verdient Google mit. Google betreibt auch auf dem Smartphone das weltgrößte Werbenetzwerk und es ist sehr wahrscheinlich, dass die in den Apps sichtbaren Werbebanner aus dem Google-Netzwerk stammen. Google verdient mit jedem Klick.
Wird eine App im Play Store gekauft oder per In-App-Kauf erweitert, verlangt Google eine Provision von 30 Prozent. Und um diese 30 Prozent geht es, denn die sind Epic zu hoch und für die Leistung nicht gerechtfertigt. Auf den ersten Blick erscheint das tatsächlich nur eine Provision in exorbitanter Höhe zu sein, für die Google absolut nichts tun muss. Der App-Entwickler hat die ganze Arbeit und Google behält sich knapp ein Drittel Wegezoll ein. Das ist zumindest die Ansicht von Epic und einigen anderen Entwicklern.
Google benötigt gewaltige Ressourcen
Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn der Betrieb des Play Stores – so unattraktiv er teilweise auch sein mag – kostet richtig Geld. Mehr als zwei Milliarden Android-Nutzer laden Apps und beinahe tägliche Updates herunter – das ist ein gewaltiger Traffic, den die Infrastruktur erst einmal stemmen muss. Aber auch Google kümmert sich auch um das Hosting der zahlreichen verschiedenen App-Versionen und stellt die ständige Verfügbarkeit sicher.
Google bietet viele Vorteile
Der Google Play Store bietet aber nicht nur die technische Grundlage, sondern kümmert sich auch um viele weitere Dinge: App-Entwickler müssen sich nicht um die Zahlungsabwicklung kümmern, um Währungen, diverse Besteuerungen, Rückgabefristen, Abrechnungen und vieles mehr. Wer ein wenig Einblick in diese Materie hat der weiß, dass das kein Pappenstiel ist. All das sind Dinge, um die sich kein App-Entwickler kümmern muss. Genauso wie man die Play Store-Arbeit kleinreden kann, könnte man nämlich auch die Entwickler-Arbeit kleinreden: Einfach nur entwickeln, hochladen und der Rubel rollt. Ist natürlich beides falsch, aber der Vergleich ist gar nicht so verkehrt.
Und das allerwichtigste…
Reichweite. Der Google Play Store bietet allen Entwicklern eine riesige globale Reichweite. Potenziell werden mit jeder hochgeladenen App mehr als zwei Milliarden Android-Nutzer erreicht, was man sich mit keiner Werbekampagne der Welt in der Form sichern könnte. Die Suchfunktion des Play Stores, so schlecht sie auch sein mag, kann mit kostenloser Werbung verglichen werden. Selbst mächtige Unternehmen wie Amazon, Samsung, Huawei oder eben auch Epic haben erfahren müssen, dass sie mit ihren Ressourcen nicht einmal annähernd diese Reichweite erreichen können.
Sind 30 Prozent Provision zu viel?
Ob die 30 Prozent nun zu hoch sind oder nicht, lässt sich schwer beantworten. Wie ihr nun seht, steckt hinter dem grünen Download-Button eine gigantische Ressourcen-Maschine. Der Play Store an sich dürfte vermutlich hochprofitabel sein, aber Google nutzt die Gewinne auch zur Subventionierung des gesamten Betriebssystems. Ob und wie viel Geld Google nur mit dem nackten Android und dem Play Store ohne jegliche weitere Google-Produkte verdient, ist allerdings nicht bekannt. Aber selbst wenn das Unternehmen viel Geld verdient: Ist das nicht das Ziel jedes Unternehmens?
30 Prozent mögen viel erscheinen, aber wer sich ein wenig im Handel auskennt, der wird diese Spanne nicht mehr so außergewöhnlich finden. Im Lebensmitteleinzelhandel sind Spannend zwischen 20 und 30 Prozent die Regel. Im Nonfood-Bereich sind die Spannend zum Teil noch deutlich höher. Von den Amazon-Gebühren will ich gar nicht erst anfangen… Es mag nicht wenig sein, aber es ist auch nicht so abzockerisch viel, wie es von Epic dargestellt wird.
Bei Apple sieht das ein klein wenig anders aus, denn Apple lässt sich die iOS-Entwicklung und den Betrieb des App Stores auch über die hohen Verkaufspreise des iPhone bezahlen. Google hingegen verkauft nichts auf direktem Wege an die Endnutzer. Von den Pixel-Smartphones mit ihren geringen Marktanteilen einmal abgesehen. Dazu kommt, dass man bei Apple nicht die Wahl hat, Sideloading zu betreiben oder alternative Stores zu verwenden.
Wie dem auch sei: Es hat wohl seinen Grund, dass Google der Epic-Klage sehr gelassen entgegen sehen kann.
Dieser Artikel ist nicht als Verteidigung des Play Stores zu verstehen. Natürlich ist die Position von Epic und den vielen Android-Entwicklern nachvollziehbar, aber man muss immer sehen, was man bekommt: Den vollen Umsatz ohne Play Store-Reichweite oder nur 70 Prozent vom Umsatz mit der Play Store-Reichweite. Einfache Rechnung und jeder kann selbst entscheiden.
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Ca. 20% wären fair. 30% ist schon wirklich eine Gelddruckmaschine, die man nur halten kann, weil es eben keine Konkurrenz gibt. Ist wie beim Steam. Da gingen die 30% auch nur wegen fehlender Konkurrenz, große Publisher kriegen jetzt schon bessere Konditionen und der Epic Store macht weiter Druck. In der Anfangszeit waren die 30% ok, aber jetzt wäre es schön, wenn es langsame etwas weniger wird. Ohne massiven Druck von außen wird das aber nicht funktionieren.
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Das Problem sind nicht die Provisionen, sondern der Store-Zwang (Apple) bzw. die „Store-Miesmachung“ (Google).
Wer unter einem aktuellen Android einen alternativen Store nutzt oder Pakete aus dem Netz lädt, wird mit einer erheblichen Menge Panikmache überschüttet. Und im Gegensatz zum PlayStore kann man z.B. in F-Droid nicht „mal eben“ einen Stapel Pakete gleichzeitig updaten, ohne alles einzeln abnicken zu müssen.
Der Gesetzgeber muss endlich der Tatsache Rechnung tragen, dass Smarte Geräte als Dreh- und Angelpunkt des Alltags unverzichtbar sind und sie dem Würgegriff der Ökosysteme entziehen.
– Root-Rechte müssen Pflicht werden
– Alternative Stores und Downloads dürfen nicht eingeschränkt werden im Vergleich mit den mitgelieferten
– Verbot der Diskriminierung anderer Apps durch Gefahrenmeldungen, Blockierungen etc.
– Verbot der Diskriminierung von Geräten, die „freigeschaltet“ sind, sprich: K’eimne Einschränlkung von Netflix, Banking etc.
– Verbot der funktionalen Diskriminierung (Android 11: Nur noch die Vendor-Kamera kann aus anderen Apps angesprochen werden)
Es kann nich sein, dass das absehbar zukünftig einzige Kommunikationsgerät in der Nutzung eingeschränkt wird mit der fadenscheinigen Lüge, man wolle verhindern, dass Vollhonks sich Flash-Updates von einer Poker-Websie installieren. Das ist einfach weniger wichtig als die volle Kontrolle.