Google hat vor wenigen Monaten die Pixel Buds 2 auf den Markt gebracht, die viele Tester überzeugen und den Flop der ersten Generation sofort vergessen machen konnten – wenn da ein kleines Detail wäre. Leider kämpfen die smarten Kopfhörer trotz eines Bugfix wieder mit sehr lästigen Aussetzern, die schon jetzt ein Makel der zweiten Generation sind. Google muss das dringend in den Griff bekommen, denn hinter den Pixel Buds steckt viel mehr als „nur“ Kopfhörer.
Als Google im Herbst 2019 die zweite Generation der Pixel Buds-Kopfhörer vorgestellt hat, war die Begeisterung sehr groß. Die merkwürdige erste Generation mit ihren Kabeln und Schnüren war sofort vergessen und es zeichnete sich ab, dass Google hier ein potenzielles Erfolgsprodukt auf den Markt bringen wird. Allerdings mussten sich die interessierten Musikfreunde noch mehr als ein halbes Jahr gedulden, bis die smarten Kopfhörer endlich auf den Markt kamen – und nun heißt es schon wieder warten.
Interessierte Pixel Buds-Käufer mussten lange auf die smarten Bluetooth-Kopfhörer warten. Bei vielen Nutzern zeigte sich allerdings sehr schnell ein Problem, das man in dieser Preisklasse nicht erwartet hätte und zurecht auch nicht in Kauf nehmen muss: Lästige Aussetzer. Google hatte dieses Problem im Interesse eines guten Kundenservices sehr schnell bestätigt und einen Fix in Aussicht gestellt, auf den die Nutzer dann schon wieder warten mussten.
Der Fix wurde in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Pixel Feature Drop ausgerollt, scheint bei den meisten Nutzern aber völlig im Sande zu verlaufen. Nach wie vor klagen viele Nutzer über Aussetzer und bemerken keinerlei Besserung. Googles Fix scheint also keine Abhilfe gebracht zu haben, was die Besitzer verständlicherweise auf die Palme bringt – wir sprechen immerhin von Kopfhörern und nicht von einem Produkt, das auch Musik abspielen kann. Das muss passen und makellosen Klang (im Rahmen der technischen Möglichkeiten und Versprechen) liefern.
Auch nach mehreren Tagen hat Google noch nicht auf die Probleme reagiert, was man sich in diesem Fall aber eigentlich nicht leisten kann. Die zweite Generation hätte alles, um ein großer Erfolg zu werden. Doch nach mehreren Monaten und einem lange in Aussicht gestellten Bugfix kann man nicht mehr von einer Kinderkrankheit reden. Und das kann wiederum andere Bereiche stark beeinflussen.
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Die Pixel Buds sind mehr als nur Kopfhörer
Die Google Pixel Buds 2 mögen auf dem Papier einfache Kopfhörer mit smarten Funktionen sein, aber tatsächlich hängt an ihnen ein ganzer Rattenschwanz weitere Produkte, die von einem Erfolg dieser Produktgruppe zehren könnten. Als erstes natürlich der Google Assistant, der nun im wahrsten Sinne des Wortes ständig im Ohr des Nutzers sitzt und brav Fragen beantwortet und Aufgaben ausführen kann. Dass diese Nähe sehr wichtig ist, zeigt sich daran, dass Google den Assistant in immer mehr Produkte integriert.
Im Smart Home hat man große Konkurrenz, im Wearable-Bereich (mehr dazu später) ist Google im Vergleich zur Konkurrenz fast schon in der Nische und auf dem Smartphone ist der Assistant so allgegenwärtig, dass er fast schon wieder vergessen wird. Klingt komisch, ist aber so. Starke Pixel Buds mit Google Assistant wären genau das, was Google schon vor Jahren in Aussicht gestellt hat – im weitesten Sinne sogar schon mit den damaligen Google Glass-Brillen. Aber wenn die Musikübertragung nicht funktioniert, dann wird wohl niemand die Kopfhörer nur für den Assistant behalten.
Anschub für die Wearables & Smartphones
Google hat auf dem Wearable-Markt nicht viel zu melden und hat es trotz Android-Dominanz auf dem Smartphone nicht geschafft, diesen Erfolg auf andere Produktgruppen zu übertragen. Wear OS und Fitbit kämpfen mit sinkenden Marktanteilen, aber smarte Kopfhörer sind bekanntlich auch Wearables. Wer erst einmal ein objektiv sehr gutes Google-Wearable sein Eigen nennt, ist sicher dazu bereit, sich auch nach weiteren Produkten des Unternehmens umzusehen. Sicherlich ließen sich zwischen Kopfhörern und Smartwatch auch sehr gute Verknüpfungen und praktische Möglichkeiten für den Nutzer schaffen.
Erfolgreiche Pixel Buds könnten also durchaus einen Einfluss auf die zukünftigen Google-Smartwatches haben. Doch wenn schon die Kopfhörer nicht funktionieren, warum sollte man dann auf eine (derzeit) sinkende Smartwatch-Plattform wechseln wollen? Das hat eine verheerende Signalwirkung, die man nicht unterschätzen darf. Da helfen dann auch die neuen Fitbit-Smartwatches und Fitnesstracker nicht viel.
Natürlich gilt das auch für die Pixel-Smartphones, die es ohnehin sehr schwer haben, ihre Marktanteile zu vergrößern. Ein problematisches Produkt eines Unternehmens reicht oft schon aus, um auf die gesamte Marke abzustrahlen.
Anschub für YouTube Music
Kopfhörer und Musik gehören zusammen – glücklicherweise bietet Google beides an. YouTube Music ist nach der Einstellung von Google Play Music die einzige Musikstreaming-Plattform aus dem Hause Google und kämpft um die Gunst der Nutzer, bisher allerdings trotz potenziell riesiger Reichweite mit stumpfen Waffen. Die Marktanteile liegen sehr weit unter denen von Spotify, Amazon und einigen anderen Anbietern. Mit erfolgreichen Pixel Buds 2 ließen sich da sicher attraktive Pakete schnüren, die die Nutzer zu YouTube Music bringen könnten.
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Natürlich steht und fällt der Erfolg der verwandten Google-Produkte nicht mit den Pixel Buds 2, aber sie können auf jeden Fall das Zünglein an der Waage sein, das Google so dringend benötigt. Das Unternehmen hat sehr viele Stärken, doch bei vielen Produkten gibt es immer die eine Hürde oder Problematik, die das Ganze zum Wanken bringt. Bei den Pixel Buds 2 ist es nun etwas so primäres wie die lückenlose Musikwiedergabe. Das lässt sich kein Nutzer gefallen.
Man kann nur hoffen, im Interesse aller, dass sich Google dem Problem sehr sehr schnell annimmt und zeitnah einen Fix in Aussicht stellt. Auf keinen Fall sollte man die Nutzer bis zum nächsten Feature Drop vertrösten, das womöglich erst in drei Monaten oder noch später ausgerollt wird. Man muss sich schon fragen, ob die internen Tests soweit heruntergeschraubt worden sind, dass so etwas nicht auffällt. Weder in der ersten Version noch die Tests des ausgerollten Bugfixes.