Vor wenigen Tagen hat Google Maps ein kleines Update erhalten, das der Kartenplattform langfristig eine ganz neue Richtung geben und schon wieder in einen zusätzlichen Bereich bringen könnte: Nutzer können sich nun gegenseitig folgen. Die Umsetzung der neuen Profile mit Folgen-Funktion erinnert stark an ein Soziales Netzwerk und es wird sicher nicht lange dauern, bis es die ersten Google Maps Influencer geben wird.
Die Kartenplattform Google Maps ist schon in so viele Bereiche vorgedrungen, die eigentlich nicht zum Kerngeschäft gehören, aber zu einem solchen gemacht worden sind – und nun kommt durch die Hintertür möglicherweise schon wieder ein neuer Bereich dazu. Google Maps könnte sehr schnell zu einem Sozialen Netzwerk ausgebaut werden, denn alle dafür notwendigen „Zutaten“ sind bereits vorhanden und wurden vor wenigen Tagen in Stellung gebracht und miteinander verbunden.
Auf Google Maps haben nun alle Nutzer die Möglichkeit, sich gegenseitig zu folgen und somit eine Liste mit interessanten Profilen aufzubauen, über deren neuen Beiträge sie stets informiert bleiben möchten. Google wagt für diese Neuerung keine großen Experimente, sondern setzt auf das bewährte Erfolgsrezept: Profile, eine Folgen-Funktion, eine prominente Follower-Kennzahl und darunter die vom Nutzer veröffentlichten Inhalte. Fertig. Mehr findet man bei Instagram auch nicht, nur gibt es dort eben Fotos statt Bewertungen, Kommentaren und, ähm, Fotos.
Die Profile der Local Guides gibt es schon seit langer Zeit und jeder hat die Möglichkeit, ein Profilbild sowie eine kurze Beschreibung festzulegen. Wer einem Local Guide folgen wollte, konnte das seit dem vergangenen Jahr testweise tun oder musste sich einfach den Namen merken bzw. den Link zum Profil ablegen. Nun gibt es den Folgen-Button und damit auch eine gewaltige Belebung des Update-Bereichs von Google Maps, der dann bei vielen Nutzern einem Social Media-Stream gleichen wird.
Es klingt nach einer harmlosen Google Maps-Neuerung, hätte aber tatsächlich das Potenzial für ein großes Soziales Netzwerk – nur eben mit einem anderen Schwerpunkt als die gesamte Konkurrenz. Die einen konzentrieren sich auf Beiträge, die anderen auf Bilder, wieder andere auf lustige Kurzvideos und Google Maps eben auf alles Ortsgebundene. Nach der Einstellung von Shoelace wäre das nicht einmal überraschend.
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Google Maps als Social Network – warum denn nicht?
Google versucht schon seit Jahren, ein erfolgreiches Soziales Netzwerk zu etablieren, ist daran aber immer wieder gescheitert. Das bekannteste war natürlich mit Abstand Google+, das sehr viel Potenzial gehabt hätte und von Google möglicherweise irgendwann zurückgebracht wird. Schon zuvor gab es aber auch katastrophale Neustarts wie Google Buzz innerhalb von GMail, das sich zu sehr auf das Kopieren des Facebook- oder damaligen Friendfeed-Streams konzentriert hatte.
Google+ war ein interessenbasiertes Soziales Netzwerk und Google Maps könnte ein ortsbasiertes werden. Natürlich gehört Google Maps zu den wichtigsten Produkten des Unternehmens überhaupt und man würde so etwas mit Fingerspitzengefühl aufbauen – genau das tut man auch. Der Folgen-Button tut eigentlich niemandem weh und führt vieles zusammen, das ohnehin schon vorhanden war. Es wäre kein Netzwerk, das mit Hochdruck zum Erfolg geführt werden muss, sondern dass langsam und organisch wachsen könnte – denn Reichweite hat Google Maps ja zur Genüge.
Das Soziale Netzwerk mit Potenzial
Ein Google Maps Social Network hätte meiner Meinung nach ein großes Potenzial, denn es erfüllt genau das, was man sich als Nutzer von einer solchen Plattform erhofft: Mit Informationen versorgt zu werden, die man wirklich benötigt. Wer Fan eines Stars ist, folgt diesem auf Instagram und hofft auf viele Einblicke in das vermeintliche Privatleben. Wer einem Unternehmen folgt, möchte über neue Produkte oder Anwendungstipps informiert werden. Folgt man einem Fotografen, hofft man auf stets schöne neue Bilder. Und folgt man dem Google Maps Local Guide, der alle Pizzerien der Stadt testet, dann wird man genau das sehen wollen.
Bei Google Maps kommt dazu, dass es durch die gigantische Nutzerbasis und die Local Guides eine halbwegs moderierte Plattform ist. Man kann sich also ziemlich sicher sein, von den verfolgten Nutzern stets sehr ähnliche Inhalte zu sehen und nicht plötzlich eine Werbeschleuder abonniert zu haben. Weil das Moderationssystem seit Jahren bei Google Maps etabliert ist und bis auf einige Aussetzer funktioniert, könnte auch niemand von Zensur oder Einflussnahme sprechen. Es wäre das perfekte Social Network.
Die Google Maps Influencer kommen
Wer auf einem Sozialen Netzwerk eine hohe Reichweite aufgebaut hat, der nutzt diese sehr häufig für den Nebenjob oder vielleicht sogar Hauptjob als Influencer – das wird mit absoluter Sicherheit auch bei Google Maps nicht anders sein. Wer als Local Guide viele Tausend Follower hat (man muss abwarten, wie hoch die Follower-Zahlen bei Google Maps steigen können), der könnte in Zukunft vielleicht Gratis übernachten, essen oder eintreten – natürlich im Gegenzug zur Erwähnung. Wer das glaubhaft umsetzen kann und sich nicht kaufen lässt, was in dieser Konstellation zugegebenermaßen schwierig sein kann, könnte eine Influencer-Karriere starten.
Die Google Maps Influencer werden kommen, dessen bin ich mir ziemlich sicher – und das schon sehr bald. Schon jetzt haben Local Guides einen besonderen Stellenwert, den sie vielleicht auch schon mit geldwerten Vorteilen genutzt haben – aber erst jetzt werden die notwendigen Kennzahlen für eine Influencer-Karriere geboten. Wer als Local Guide bisher von Luft und Liebe und einigen wenigen Google-Geschenken leben musste, für den könnte sich die harte Arbeit der letzten Jahre dann tatsächlich auszahlen.
Und was hat Google davon? Google Maps wäre in einem weiteren Bereich präsent und die Anzahl der Local Guides und deren Qualität würde sicherlich spürbar ansteigen. Natürlich werden nur wenige eine „Karriere“ auf Google Maps starten können, aber die Hoffnung darauf ist der Motor, der viele Plattformen am Leben hält und wachsen lässt. Das gilt von YouTube bis Instagram und vielleicht schon bald auch Google Maps.