Android 10: Googles Update-Turbos zeigen erstaunliche Wirkung; Fragmentierung sinkt vor Android 11-Release
Google wird in wenigen Tagen die finale Version von Android 11 veröffentlichen und damit nicht nur viele neue Funktionen auf die Smartphones bringen, sondern auch die Betriebssystem-Fragmentierung erneut auf die Probe stellen. An unseren Zahlen zur aktuellen Verteilung der Android-Versionen lässt sich allerdings ablesen, dass das gar keine so großen Kopfschmerzen mehr bereitet, wie in den Jahren zuvor.
Mit dem Betriebssystem Android hat Google vor vielen Jahren eine genauso starke wie flexible Plattform geschaffen, die den Smartphone-Boom abseits des iPhones überhaupt erst möglich gemacht hat. Doch damals hatte man ein kleines Detail übersehen bzw. vermutlich als nicht so wichtig erachtet, das man bis heute als große Last auf den Schultern hat: Die Update-Problematik mit den teilweise Update-faulen Smartphone-Herstellern sowie die dadurch resultierende große Fragmentierung.
Google kämpft seit Jahren gegen die Android-Fragmentierung und hat insbesondere ab Android 8.0 Oreo, das im Jahr 2017 veröffentlicht wurde, sehr große Schritte gemacht – denn damals wurde das Project Treble eingeführt. Mit dieser, laut Aussagen der Entwickler, größten Herausforderung seit dem Start von Android wurde das Betriebssystem erstmals modular gestaltet, sodass der Update-Prozess sehr viel einfacher als zuvor gestaltet werden kann und deutlich weniger Aufwand bei den Smartphone-Herstellern erfordert.
Wirklich greifen konnte das Project Treble allerdings erst ein bis zwei Jahre später, denn wirklich genutzt wurde es erstmals mit dem Update von Android 8.x Oreo auf Android 9 Pie. Allerdings war Android Oreo damals noch nicht weit verbreitet, sodass erst beim Update auf Android 10 ein echter Turbo spürbar wurde. In der Zwischenzeit ist Google aber nicht untätig gewesen und hat mit jeder neuen Version weitere Update-Turbos eingeführt, die stets mit einem Jahr Verzögerung greifen können.
An unseren jüngsten Zahlen zeigt sich, dass diese Neuerungen ihre Wirkung nicht verfehlen, denn heute werden die Android-Updates nicht nur sehr viel schneller, sondern im Fall von Samsung auch sehr viel länger als bisher ausgeliefert. Und diese positive Entwicklung wird immer größere Schritte machen.
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Weil Google seit einigen Jahren keine offiziellen regelmäßigen Zahlen zur Android-Verteilung mehr veröffentlicht und nur alle Jubeljahr mal einen Einblick gibt, haben wir diesen Part mittlerweile übernommen. Vor wenigen Tagen haben wir euch die Android-Verteilung hier im Blog aufgeschlüsselt und gezeigt, dass Android 10 nicht nur den Spitzenplatz übernommen hat, sondern absolut dominiert. Natürlich sieht das bei unserer Zielgruppe ein wenig anders aus als im globalen Markt, aber dennoch ist das ein sehr beachtlicher Erfolg, den man gar nicht weit genug hervorheben kann.
Schon vor einigen Wochen hatte ich die Theorie aufgestellt, dass Googles Update-Turbos besser als ihr Ruf sind. Der durchschnittliche Nutzer wechselt alle zwei Jahre mit Vertragsende sein Smartphone und dank der vergleichsweise günstigen starken Budget-Smartphones mit aktuellem Android-Betriebssystem hat sich die Lage in den letzten Jahren doch spürbar verbessert. Warum alle zwei Jahre ein 800 Euro-Smartphone kaufen, wenn man sich auch jedes Jahr ein 400 Euro-Gerät holen kann? Wenn die Masse so denkt, dann ist das in den Zahlen ablesbar.
Aktuelle Android-Versionen lösen sich ab
Wie ihr an unseren Zahlen ablesen könnt, ist das enorme Wachstum von Android 10 in den letzten zwölf Monaten nahezu vollständig zulasten von Android 9 Pie erfolgt – und genau so soll es auch sein. Das Ende 2019 dominierende Betriebssystem ist ein halbes Jahr später fast schon in die Nische gedrückt worden und gehört spätestens mit dem bevorstehenden Release von Android 11 zu den „Altlasten“, die man so schnell einfach nicht los wird.
Weil sowohl Android 9 Pie als auch Android 10 mit starken Update-Mechanismen ausgestattet sind und Android 11 auch heute schon auf einigen Smartphones außerhalb des Google Pixel-Universums als Beta verwendet werden können, ist das eine perfekte Ausgangsposition. Es würde mich nicht wundern, wenn Android 11 schon Ende dieses Jahres auf weit mehr als einem Viertel aller Smartphones unserer Besucher ausgeführt wird. Und wenn wir uns in einem Jahr wieder lesen, dann könnte Android 11 absolut dominieren. Hoffentlich mit einem kaum vorhandenen Android 9 und einem Android 10 in der Nische.
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Die Altlasten bleiben
Die Altlasten in Form aller Betriebssysteme, die mehr als drei Jahre alt sind, wird man aber wohl niemals loswerden. Viele Menschen halten an ihren Geräten fest oder nutzen sie für andere Zwecke. Genauso wie sich heute mit absoluter Sicherheit noch Computer mit dem 25 Jahre alten Windows 95 finden lassen, gibt es auch heute noch Smartphones mit Googles Uralt-Betriebssystem Android Gingerbread aus dem Jahr 2011. Laut Googles letzten offiziellen Statistiken vom April waren es noch mehr als 0,3 Prozent – das sind mehr als 6 Millionen Smartphones!
Verlängert Google die Android-Updates?
Gegen diese älteren Versionen muss man aber weder ankämpfen, noch deren Anteil als nachteilig auslegen. Auch bei Apple gibt es diese uralten iPhones, die man natürlich in keiner Statistik erwähnt. Apple profitiert davon, dass man durch die wenigen Geräte und der absoluten Kontrolle über Hardware und Software ganze fünf Jahre Betriebssystem-Updates gewährleisten kann. Würde man das auf Android übertragen, könnten rein theoretisch alle bis zu fünf Jahre alten Systeme auf dem aktuellen Stand sein. Die Statistiken sähen vollkommen anders aus. Aber es ist eben nur Theorie.
Gut möglich, dass Google aufgrund der jüngsten Erfolge und der Update-Turbos in Zukunft ein oder gar zwei Jahre drauflegen kann. Zwei Jahre schreibt man allen Herstellern mittlerweile vor. Google selbst bietet für die Pixel-Smartphones drei Jahre und gerade erst ist Samsung auf den Drei-Jahre-Zug aufgesprungen. Warum also nicht für die Pixel vier Jahre Updates anbieten und somit die nächste Runde eröffnen? Dass sich solche sehr langen Updates nicht negativ auf die Verkaufszahlen auswirken, belegt ein Blick in Apples Bilanzen.
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