Googles Spieleplattform Stadia ist mit dem heutigen Tag bereits seit acht Monaten Online und dürfte längst jedem interessierten Spieler ein Begriff sein – aber nur die wenigsten zocken aktiv bei Google. Viele dürften rund um den Start für sich entschieden haben, einen großen Bogen um Stadia zu machen – nicht grundlos. Im vergangenen halben Jahr hat Google aber so viele Features nachgelegt und zahlreiche neue Spiele auf die Plattform gebracht, dass es Zeit für eine zweite Chance wird.
Die ersten glaubhaften Gerüchte rund um Googles Einstieg in den Spielemarkt kamen schon Anfang 2018 auf und stießen auf ein sehr geteiltes Echo. Zu dieser Zeit machten Spekulationen vom Cloud-Gaming über den Kauf von Spieleentwicklern bis zur eigenen Spielekonsole die Runde – und grundsätzlich war ja nichts davon verkehrt. Es heizte aber auch die mögliche Vorfreude an, die Google kurz vor der Präsentation noch einmal hochgekocht hat, bis die Erwartungen in den Himmel stiegen. Das konnte nur Schiefgehen.
Als Stadia Mitte November 2019 gestartet wurde, waren die Vorzeichen auf einen großen Erfolg nicht unbedingt gut: Das Starterpaket verkaufte sich – so sagt man zumindest – schleppend, die Preisgestaltung war für viele Nutzer nicht attraktiv, die Einschränkungen noch zahlreich vorhanden und die Auswahl der Spieletitel mit gerade einmal 19 Spielen mehr als überschaubar. Es war klar: Stadia ist der nächste Flop und wird schon bald neben Allo, Google+, Reader und vielen weiteren Produkten beerdigt.
In den ersten Wochen war aber nicht nur das Gesamtpaket sehr unglücklich, sondern auch die Kommunikation rund um die Spieleplattform war eines Konzerns nicht angemessen. Es war deutlich anzumerken, dass zumindest im Marketing bzw. der Kommunikation nach Außen ein Startup-Feeling herrschte. Aber das gehört alles der Vergangenheit an, denn heute gibt es sehr regelmäßige Ankündigungen, eine transparente und längst nicht mehr toxische Community und einen guten Support.
Auch an allen anderen großen Kritikpunkten hat Google in den Monaten nach dem Start geschraubt und insbesondere in diesem Jahr kräftig auf das Gaspedal getreten. Die Anzahl der Updates lässt sich längst nicht mehr beziffern und auch die großen Versprechen sind entweder auf dem Weg oder sogar schon freigeschaltet – mit nur sehr wenigen Ausnahmen.
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Google hat aus dem Stadia-Start gelernt
Erst vor wenigen Tagen hat Google mit mehr als einem Dutzend neuer Titel nachgelegt und wird die Spieleauswahl bis zum Jahresende auf über 120 Titel hochschrauben. An der Preisgestaltung dürfte längst nicht mehr so viel auszusetzen sein, denn Stadia Pro-Abonnenten erhalten regelmäßig neue kostenlose Spiele – derzeit können mehr als 20 Spiele kostenlos gezockt werden. Und das in höchster Qualität. Und wer nicht zahlen möchte, hat noch immer Stadia Base.
Die meisten Einschränkungen sind ebenfalls längst gefallen: Starterpaket? Nicht mehr notwendig. Pixel-Smartphone? Heute lässt sich Stadia auf fast allen Smartphones spielen. Controller nur mit Kabelanbindung? Wird nicht mehr gebraucht. Spielen nur im WLAN? Mittlerweile auch mit mobilen Daten möglich. Viele der damaligen Einschränkungen wurde im Interesse einer stabilen Plattform aufrechterhalten – denn nichts hätte Stadia mehr geschadet als Berichte über laggende Spiele oder instabile Verbindungen.
Stadia funktioniert!
Was bei aller Kritik auch gerne vergessen wurde: Stadia hat von Tag Eins funktioniert. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, die man in der Menge problemlos unter den Tisch fallen lassen kann, gab es keine Berichte über Probleme mit der Spieleplattform. Keine Ruckler, keine Aussetzer, keine Abstürze und auch keine Problem mit den Spielen oder Multiplayer-Titeln. Natürlich erwartet man das als zahlender Nutzer, aber bei einer frisch gestarteten Plattform mit solche hohen Anforderungen wären Kinderkrankheiten keine Überraschung gewesen. Aber es gab keine.
Zuviel zu früh versprochen
Googles einziges hausgemachtes Problem war es, dass man viel zu weit in die Zukunft geblickt hat. Es wurden Features versprochen, die bis heute nicht verfügbar sind. Das prominenteste Beispiel ist die tiefe Integration in YouTube, die nach wie vor in der damals gezeigten Form nicht zur Verfügung steht (siehe folgendes Video). Dazu gehört der tiefe Einstieg in ein Spiel aus einem YouTube-Video heraus, aber auch die Hilfe durch den Google Assistant.
Beides ist mittlerweile in Vorbereitung, hat aber möglicherweise noch einen weiten Weg vor sich. Spiele lassen sich nun mit „Click to Play“ direkt starten und auch der Google Assistant steht für normale Fragen innerhalb von Spielen zur Verfügung. Man hat die Messlatte einfach etwas zu hoch gehangen. Kombiniert mit dem damaligen Hype hat das eine extreme Erwartungshaltung aufgebaut, die man eher hätte dämpfen statt noch befeuern sollen.
https://www.youtube.com/watch?v=vsaenNSjclY
Zeit für die zweite Chance?
Stadia-Nutzer warten noch auf die tiefe Integration von YouTube und Google Assistant, aber auch auf den Start von Stadia Base. Alle großen Punkte verzögern sich, aber dennoch ist jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, der Spieleplattform eine zweite oder vielleicht auch erste Chance zu geben. Google hat seine Hausaufgaben gemacht, kann aber nicht zaubern. Es gibt regelmäßig neue Spiele und Pro-Abonnenten können sich viele kostenlose Spiele sichern. Letztes dürfte bei einem möglichen Durchbruch Stadias wohl nicht mehr ganz so umfangreich angeboten werden. Eine vielleicht einmalige Zeit.
Gerade vor dem anstehenden Generationswechsel bei den Konsolen ist es eine gute Zeit, sich Stadia einmal anzusehen – am besten natürlich in Kombination mit dem kostenlosen Stadia Pro-Probemonat. Das tut niemandem weh und ihr könnt euch eine Meinung bilden, ob es wirklich noch eine PlayStation, Xbox oder ein Gaming PC sein muss oder ob nicht auch Stadia mittlerweile ein nettes zu Hause für Gamer geworden ist. Die Bewertungen auf allen Plattformen sind mittlerweile sehr positiv und steigen immer weiter. Also gebt Stadia eine Chance!
Disclaimer: Auch wenn es sich so anhört, der Artikel ist keine bezahlte Werbung! Ich habe selbst kein Interesse an Spielen, verfolge aber natürlich aufgrund der Arbeit hier am Blog jeden kleinsten Schritt von Stadia und bin als Außenstehender begeistert, wie stark Google nachgelegt hat. Es gibt sehr langfristige Pläne, aber dennoch dürfte ein kleiner Push der Spieleplattform sicherlich guttun, sodass die ganze Arbeit nicht umsonst gewesen ist.