Corona-Warn-App: Über 16 Millionen Downloads, neuer Ausblick auf aktive Nutzer & sinkende Bewertungen
Die Corona-Warn-App geht in ihre sechste Woche und sorgt weiter für Schlagzeilen – aber nicht nur im positiven Sinne. Unser wöchentlicher Blick auf die Downloadzahlen und Bewertungen der App zeigt, dass sich die negativen Trends der letzten Wochen leider fortsetzen und die App aufgrund der bekannt gewordenen Probleme einen großen Schub nötig hat, um ihren Zweck so weit wie möglich zu erfüllen.
Wenn die deutschen Behörden bei zwei großen deutschen IT-Unternehmen, die sich in der Vergangenheit nicht nur mit Ruhm bekleckert haben, eine App in Auftrag geben, die dann auch noch innerhalb weniger Wochen fertiggestellt werden soll, dann weiß man als Realist sehr genau, was dabei herauskommt. Bei der Corona-Warn-App hat das aber glücklicherweise alles wunderbar und relativ reibungslos funktioniert. Die gestern bekannt gewordenen Probleme sind zwar unschön, haben die aber nicht grundsätzlich unbenutzbar gemacht. Man kann es mit einem fest zugedrückten Auge als Kinderkrankheit abtun. Das werden viele aber nicht tun.
Über 16 Millionen Downloads – aber wie viele Nutzer?
Vor genau einer Woche haben wir hier im Blog gemeldet, dass die Corona-Warn-App die Marke von 16 Millionen Downloads durchbrochen hat, was auch tatsächlich rund um den Samstag der Fall gewesen sein dürfte (am Donnerstag davor waren es 15,9 und Montag 16,0 Millionen). Heute, genau sieben Tage später, steht die App bei gerade einmal 16,2 Millionen Downloads und lässt die Wachstumskurve somit weiter stark nach unten zeigen. Geht das so weiter, werden die 17 Millionen nicht vor Mitte August erreicht.
Gerade bei dieser App sind aber nicht die Downloads, sondern vor allem die aktiven Nutzer sehr wichtig – und über diese gibt das Robert-Koch-Institut trotz vorhandener Daten keine Informationen heraus. Mit „aktiv“ meine ich in dem Fall, dass die App auf dem Smartphone installiert ist und im Hintergrund ihre Dienste verrichtet. Laut den Angaben im Google Play Store steht die Corona-Warn-App nach wie vor bei „+5 Millionen“ – also irgendwo zwischen 5.000.001 und 9.999.999 aktiven Nutzern. Exakter lässt sich das mit den offiziell zugänglichen Daten leider nicht eingrenzen.
Weil die App positive Schlagzeilen dringend nötig hat, würde ich davon ausgehen, dass das RKI eine sehr hohe Nutzerquote regelmäßig offiziell vermelden würde. Da das aber nicht geschieht, bin ich persönlich in diesem Fall pessimistisch. 16 Millionen Downloads und 15 Millionen aktive Nutzer wäre doch eine tolle Meldung. 16 Millionen Downloads und 8 Millionen aktive Nutzer hingegen weniger. Naturgemäß wird diese Quote im Laufe der Zeit weiter sinken.
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Downloads vs. Installationen vs. aktive Nutzer
Wie wir bereits in diesem Artikel ausführlich dargelegt haben, ist der Unterschied zwischen Downloads und Installationen sehr groß. Erstes zählt nur die angeforderten App-Downloads und ignoriert jegliche Deinstallation oder Deaktivierung durch den Nutzer. Die Zahl der Installationen muss dann auch wieder von den echten aktiven Nutzern unterschieden werden, die täglich in die App hereinschauen. Gerade durch die Probleme der letzten Wochen wäre das sehr wichtig.
Laut den letzten Daten des RKI wurden zwischen dem 16. Juni und dem 20. Juli exakt 660 Nutzer vor einer möglichen Gefahr gewarnt, weil sie mit einer erkrankten Person Kontakt hatten. Diese Zahl kann ich absolut nicht bewerten und positiv oder negativ einschätzen, und sie gibt auch keinen Einblick darin, wie viele Nutzer die App tatsächlich verwenden. Sowohl eine sehr niedrige als auch eine sehr hohe Zahl können in diesem Fall positiv sein. Nehmt es als reine Information. Die nächste Frage ist, wie viele dieser 660 Nutzer auf diese Warnung dann tatsächlich reagiert haben. Auch das ist nicht bekannt.
Die Bewertungen gehen weiter abwärts
Auch in der vergangenen Woche hat die App laut Appbrain nur negative Bewertungen eingesammelt. Der tägliche Durchschnitt liegt zwischen 1 und 1,1 Sternen und zieht somit die absolute Bewertung der App weiter nach unten. Auch das ist verständlich, denn die überzeugten und in gewisser Weise begeisterten Nutzer haben ihre Bewertung bereits abgegeben und lassen die App einfach laufen. Anders die Nutzer, die Probleme haben, darin keinen Sinn sehen oder sie einfach nicht mehr nutzen wollen. Da ist der eine Stern schnell mal abgegeben. Der Negativ-Trend ist damit zwar nachvollziehbar, rutscht aber irgendwann ins Bedenkliche.
Bedenklich²: Die Anzahl der 5-Sterne-Bewertungen gehen zurück, die einstmals positiv gestimmten Nutzer haben sich also umentschieden. Letzte Woche waren es noch 28.453 sehr gute Bewertungen, heute sind es nur noch 28.081.
Die Bewertungen der letzten Wochen:
- Vor 5 Wochen: 4,7 Sterne
- Vor 4 Wochen: 4,3 Sterne
- Vor 3 Wochen: 3,9 Sterne
- Vor 2 Wochen: 3,5 Sterne
- Vor 1 Woche: 3,3 Sterne
- Heute: 3,2 Sterne
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Probleme kommen zur Unzeit
Die gestern bekannt gewordenen Probleme mit der Corona-Warn-App dürften beide Entwicklungen noch einmal verschärfen: Die schlechten Bewertungen und die langsam steigende Anzahl der Downloads. Das Vertrauen in die App schien schon in den letzten Wochen zu schwinden und die jüngsten Meldungen sind in dem Fall Wasserfälle auf den Mühlen der Kritiker. Na klar, von den angegebenen 16 Millionen Nutzern erhalten gerade einmal 660 eine Warnung. Für 15,99 Millionen Nutzer scheint die App somit faktisch nicht zu funktionieren. Natürlich sind alle Annahmen im letzten Satz falsch, aber das ist das Bild, was sich den Menschen bietet, die sich mit der Materie nicht beschäftigt haben.
Weil die Zahlen derzeit überall wieder steigen, wäre ein Vertrauen in die App und eine weite Verbreitung sehr wichtig, aber genau das kommt möglicherweise jetzt ins Schlingern – es muss also etwas passieren. Dazu kommt, dass die App-Nutzer nun eine Einstellung ändern müssen, damit die App problemlos im Hintergrund ihre Aufgabe verrichten kann. Wie viele der 16 Millionen Downloader werden das wohl tun? Selbst sehr sehr wohlwollend geschätzt nicht mehr als ein Viertel. Natürlich kann ich mich irren, was ich in diesem Fall sehr gerne würde.
Ich werde die App und deren Kennzahlen weiter beobachten und bin gespannt, ob sich einer der Trends wieder umkehrt und die App vielleicht mal wieder mit positiven Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht. Eine 100%ige Anbindung der Labore an die App wäre doch mal etwas, das man positiv vermarkten könnte und schon bald erreicht sein sollte.
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Und die Entwicklung hat angeblich bisher schon 65 Mio gekostet
T-Systems und SAP könnten – wenn sie denn wollten – veröffentlichen wie oft jedes Tages-Datenpaket aus dem CDN geladen wird. Naturgemäß sollte jede aktive Installation jeden Tag nach diesen Updates suchen. Das würde sehr genaue Daten über die aktive Nutzung erlauben!
Damit hätte man vielleicht auch den aktuellen Fehler früher bemerkt.