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Googles neue Regeln: So lässt sich die automatische Datenlöschung sehr einfach verhindern oder anpassen

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Google hat in den letzten Jahren sehr viele neue Privatsphäre-Funktionen eingeführt, mit denen die Nutzer noch mehr Kontrolle über die gespeicherten Daten in den zahlreichen Produkten erhalten. Vor wenigen Tagen hat Google angekündigt, diese Features weiter zu verschärfen und die automatische Löschung zu aktivieren. Wir zeigen euch, wie ihr die automatische Löschung deaktivieren oder bei Bedarf aktivieren und anpassen könnt.


Kaum ein Unternehmen, vielleicht mit Ausnahme von Facebook, wird häufiger als Datenkrake bezeichnet als Google. Auch wenn die Bezeichnung grundsätzlich in ihrer Bedeutung nicht verkehrt ist, ist sie doch sehr negativ behaftet. Google ist ein Meister des Daten-Sammelns, tut dies aber glücklicherweise sehr transparent, gibt den Nutzern sehr viele Möglichkeiten zur Kontrolle und zum Download und auch der Löschung der meisten Daten. Man muss nur wissen, wo es zu finden ist.

Praktisch jeder Klick und jeder Schritt in Google-Produkten wird protokolliert und dauerhaft auf den Servern des Unternehmens gespeichert – das gilt seit den frühesten Tagen der Websuche und ist auch heute noch der Fall. Diese Daten kommen vor allem zur Personalisierung zahlreicher Produkte zum Einsatz, fließen aber natürlich zum Teil auch in das Nutzerprofil ein und sind somit relevant für die personalisierte Werbung. Das ist Googles Geschäftsmodell, dem jeder Nutzer zustimmt und im Gegenzug sehr viele Dienste kostenlos nutzen kann.

Der Abruf dieser Aktivitätsdaten ist schon seit vielen Jahren möglich, die Löschung ebenfalls seit langer Zeit und seit dem vergangenen Jahr gibt es die Optionen zur automatischen Löschung dieser Daten. Das musste jeder Nutzer allerdings bisher manuell aktivieren, was in der Masse vermutlich nur die wenigsten getan haben und auch nur wenige Nutzer wissen. Aus diesem Grund wurde vor wenigen Tagen eine große Änderung angekündigt, die man nicht unterschätzen darf.

Bei jedem neu angelegten Google-Konto wird die automatische Löschung nach dem längst-möglichen Zeitraum aktiviert. Das sind beim Standortverlauf und den App-Aktivitäten 18 Monate und bei YouTube sogar 36 Monate. Alle Details dazu findet ihr in diesem Artikel. Aber wie lässt sich das rückgängig machen oder manuell aktivieren?




Vorweg: Für bestehende Nutzer soll sich vorerst nichts ändern. Habt ihr also in der Vergangenheit einen Zeitraum festgelegt, wird es dabei bleiben. Habt ihr davon noch nie etwas gehört bzw. nichts angepasst, dann werden auch keine Daten gelöscht.

Welche Daten werden gelöscht?
Die automatische Löschung von Daten bezieht sich natürlich NICHT auf die von den Nutzern hochgeladenen oder angelegten Daten, sondern rein auf die Aktivitätsdaten. Also: Was habt ihr angeschaut, wo habt ihr geklickt, welchen Ort habt ihr besucht. Aus diesen Daten wird ein Interessenprofil aufgebaut, das die Grundlage für die persönlichen Empfehlungen in vielen weiteren Google-Produkten oder auch im Google Assistant und (zum Teil) im Google-Werbenetzwerk ist. Google Maps wird etwa vergessen, dass ihr Ort XY besucht habt. Habt ihr den Ort aber bewertet, als Favorit gespeichert oder ein Bild hochgeladen, dann wird das NICHT gelöscht. Es geht also eher um die passiv gesammelten Daten.

So könnt ihr die automatische Löschung kontrollieren

Die automatische Löschung der Aktivitätsdaten umfasst aktuell den Google Maps Standortverlauf, die App-Aktivitätsdaten und den YouTube-Verlauf. Ihr findet diese Einstellungen in einer langen Liste auf dieser Seite. Dort könnt ihr in einer der drei Kategorien einfach den Punkt „Automatisch Löschen“ auswählen und direkt die Zeitspanne festlegen. Zur Wahl stehen 3 Monate, 18 Monate oder Aus. Was am besten passt, muss jeder selbst wissen.

Einmal gelöschte Daten lassen sich nicht wiederherstellen. Wer also weit zurückblicken möchte, sollte 18 Monate wählen. Wer nur das nötigste möchte, wählt die 3 Monate. Und wer seinen Enkeln noch vom Besuch des Supermarkts vor vier Jahrzehnten erzählen möchte, sollte es einfach Ausschalten und die Daten dauerhaft sammeln und speichern lassen. Und wer vollständig anonym bleiben möchte, schaltet die gesamte Datensammlung auf der gleichen Seite aus und sollte eigentlich ohnehin keinen Google-Account haben. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

Welche praktischen Features durch diese Datensammlung möglich werden, erfahrt ihr beispielhaft in unserer ausführlichen Beschreibung des Google Maps Standortverlaufs.




Warum löscht Google die Daten freiwillig?
Dass Google die automatische Löschung eingeführt hat, war eine Überraschung. Dass man dies nun automatisch aktiviert, eine noch viel größere. Allerdings ist der Schritt aus mehreren Gründen nachvollziehbar – auch für das Unternehmen. Als Nutzer profitiert man natürlich davon, nicht vollständig gläsern zu sein und zumindest nach einer gewissen Zeitspanne viele Aktivitäten vergessen zu machen, ohne das ständig manuell löschen oder den Inkognito Modus nutzen zu müssen.

Aber auch für Google ist die Löschung dieser Daten vorteilhaft: 18 Monate alte Aktivitätsdaten sind mehr als Schnee von gestern und absolut nicht mehr relevant – vor allem dann nicht, wenn ständig frische Daten oben drauf kommen. Ein Interessensprofil des Nutzers lässt sich nur auf aktuellen Daten aufbauen, denn dazu werden die uralten Daten wohl kaum herangezogen. Überspitzt gesagt sind diese Daten totes Kapital, dessen Speicherung bei der Masse der Nutzer sehr teuer ist (wir reden von mehreren Milliarden Google-Konten), mit der sich aber kein Cent verdienen lässt.

Und ganz nebenbei ist es natürlich auch für das nicht immer ganz so positiv dargestellte Image des Unternehmens sehr wichtig, wenn man mit der automatischen Löschung argumentieren kann. Wir haben also eine Win-Win-Situation für beide Seiten, die absolut nachvollziehbar und somit richtig ist. Und nun muss jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Einstellung gewählt wird.

» Google führt neue Privatsphäre-Funktionen ein: Daten werden automatisch gelöscht & Inkognito leichter erreichbar


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