Google Maps kann nahezu jede beliebige Adresse auf diesem Planeten auf der Karte darstellen und in den allermeisten Fällen inklusive Hausnummer zuordnen. Seit einigen Jahren unterstützt die Kartenplattform aber auch ein weiteres, von Google geschaffenes, Adressen-System: Die Plus Codes. Weil die Plus Codes nun zur Priorität erklärt worden und noch tiefer in die Kartenplattform integriert worden sind, wollen wir dieses alternative Adressen-System nun noch einmal ganz genau vorstellen.
Hierzulande verwenden wir das klassische Adressen-System aus Empfänger, Straße + Hausnummer, PLZ und Ort. In vielen Ländern von den USA über Großbritannien bis Asien sind zwar meist die gleichen Elemente enthalten, aber teilweise in anderer Reihenfolge oder mit zusätzlichen Angaben. Man kann also nicht sagen, dass das Adressen-System international, sondern eher regional ist – und sie können sich natürlich auch ändern. Klassische Adressen sind tatsächlich nur in bewohnten Gebieten sinnvoll, mitten im Wald oder auch auf Landstraßen und Autobahnen abseits der Kilometerangaben vollkommen wertlos.
Google Maps hat schon vor fünf Jahren die Plus Codes eingeführt, die ein Problem lösen sollen, das uns hierzulande häufig gar nicht bewusst ist: Es gibt viele Regionen dieser Welt, in denen auch in bewohnten Gebieten keine Adressen in Form von Straßennamen oder Hausnummern existieren – aus den unterschiedlichsten Gründen. Laut Googles Ankündigung haben etwa 25 Prozent aller Menschen, als knapp zwei Milliarden, keine eindeutige oder gar keine Adresse.
Gerade in den Entwicklungsländern sind Straßennamen Mangelware, genauso wie Hausnummern. Und dann gibt es viele Menschen außerhalb geschlossener Ortschaften, die ebenfalls keine echte Adresse haben. Lokal ist das in Dörfern meist kein Problem, aber dennoch besitzen die Menschen dadurch keine weltweit eindeutige Adresse. Das will Google mit den Plus Codes ändern, die nun zur Priorität erklärt und noch tiefer in die Kartenplattform Maps integriert worden sind.
Die Plus Codes wurden vor einigen Jahren von Google in einem Züricher Forschungszentrum entwickelt und geben jedem Punkt auf der Karte eine eindeutige Adresse, die den klassischen GPS-Koordinaten oder der an vielen Stellen nicht nutzbaren Post-Adresse überlegen sind. Google Maps unterstützt die Plus Codes schon seit langer Zeit und in diesem Beitrag erklären wir euch das System hinter den Plus Codes. Am Ende des Artikels erfahrt ihr, wie ihr eure eigene Plus Code-Adresse sehr leicht herausfinden könnt.
Google Maps: ÖPNV-Navigation hilft nun beim Abstand halten – neue Informationen zur Auslastung & mehr
Oben seht ihr den Aufbau eines solches Plus Codes, der aus gerade einmal zehn Zeichen besteht. Die ersten vier Zeichen geben die Region an, wobei Googles Ingenieure die Welt in ein Raster von 100 x 100 Kilometer eingeteilt haben. Die nächsten sechs Zeichen geben die genaue Fläche innerhalb dieser Region an – mit einer Größe von 14 x 14 Meter. Möchte man es genauer haben, hängt man noch ein weiteres Zeichen hinten dran und hat dadurch ein sehr exaktes Raster in der Größe von 3 x 3 Meter – und ist damit in den meisten Fällen präziser als die klassische Hausnummer.
Befindet man sich in der gleichen Region wie das Ziel, ist nur die Angabe des zweiten Codes notwendig – also der Local Code. Statt lange Straßennamen und Hausnummern zu kennen, muss man also nur noch den 6-stelligen Code auswendig lernen. Am Ende reicht dann eine Kombination aus der Region und eben diesem Code, um eine sehr genaue Adresse zu erhalten. Das klingt erst einmal kompliziert, ist aber schlussendlich leichter zu lernen als die Kombination aus Adresse, Hausnummer und Postleitzahl. Früher konnte man sich schließlich auch dutzende Telefonnummern merken.
Tatsächlich werden die Plus Codes schon in einigen Regionen dieser Welt in der Praxis eingesetzt und können sowohl in Cap Verde als auch in einigen indischen Städten verwendet werden. Wer also diesen auf den ersten Blick nichtssagenden Code auf einen Briefumschlag schreibt und in diesen Regionen zur Post bringt, kann sich fast sicher sein, dass der Empfänger ihn erhalten wird. Aber es geht nicht nur um den Versand, sondern die Codes können auch das Koordinatensystem ersetzen, so wie das auf der Webseite der Plus Codes mit vielen Beispielen belegt ist.
Konzipiert ist der Plus Code für die Navigation und Zuordnung von Adressen bzw. für Orte auf dieser Welt ohne Adressen. Natürlich wird, wenn es für den Versand genutzt werden soll, auch der Name des Empfängers benötigt. Dafür ist es aber auch eindeutig nicht ausgelegt, sodass der Plus Code nur die Ortsangabe ersetzen kann. Der Code kann aber auch hierzulande als Kurzschreibweise einer Adresse dienen, was von Google damit beworben wird, dass dieser auch auf Plakate und Werbemittel gedruckt werden könnte. Sozusagen der QR-Code der Postadressen.
So findet ihr eure Plus Codes-Adresse
Google unterstützt die Plus Codes schon seit langer Zeit in Google Maps und kann nach Eingabe eines Codes direkt den Ort anzeigen. Gebt also einfach den Code in das Suchfeld ein und schon landet ihr am gewünschten Punkt auf der Weltkarte. Außerdem kann Maps zu jedem beliebigen Ort auf der Erde auch diesen Code anzeigen. Öffnet dazu einfach nur die Detailinformationen und schon seht ihr unter den Koordinaten den Plus Code. Alternativ kann der Code, mit einer höheren Genauigkeit und frei verschiebbarem Kartenausschnitt, auch direkt auf der Plus Codes-Webseite abgelesen werden.
Der Plus Code des aktuellen Standorts ist seit wenigen Tagen sehr leicht über den blauen Punkt abrufbar. Tippt dazu einfach auf den blauen Punkt auf der Karte, der euren Standort markiert, und schon seht ihr im Overlay am oberen Rand den aktuellen Plus Code. Dieser wird in Kurzform inklusive Angabe des Landes dargestellt und ist somit relativ leicht zu merken. Mit einem Touch auf den Code wird dieser in die Zwischenablage kopiert.