Google hat viele Jahre lang monatlich neue Zahlen zur Verteilung der einzelnen Android-Versionen veröffentlicht und damit stets interessante Einblicke gegeben, die immer wieder kritisiert wurden. Vielleicht war das mit ein Grund dafür, dass die Veröffentlichung bereits vor längerer Zeit eingestellt und nun an andere Stelle ausgelagert wurde. Aber auch die Veränderung des Ökosystems könnte ein Grund dafür sein, dass die Zahlen nicht mehr in der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.
Im Normalfall bringt Google jedes Jahr eine neue Android-Version auf den Markt, die zuerst auf die Pixel-Smartphones und in den folgenden Monaten auf die Flaggschiff-Smartphones der großen Hersteller ausgerollt wird. Erst vor wenigen Tagen erschien die Android 11 Beta. Viele weitere Smartphones erhalten das Update erst deutlich später oder zum Teil überhaupt nicht, sodass sich im Ökosystem im Laufe der Jahre eine immer größere Fragmentierung gezeigt hat. Auch wenn Googles Grundkonzept das Problem verursacht hat, liegt es nicht in der Hand des Unternehmens, daran etwas zu ändern.
Zu Anfang jedes Monats gab es von Google viele Jahre lang aktuelle Zahlen zur Verteilung der Android-Versionen. Diese haben sowohl in tabellarischer als auch in grafischer Form die Verteilung der Android-Versionen im großen Ökosystem gezeigt und waren vor allem rund um den Release-Termin einer neuen Version sehr interessant. Dabei stellte sich allerdings regelmäßig heraus, dass ein neues Betriebssystem auch Wochen nach der Veröffentlichung rechnerisch auf unter 0 Prozent kam. Weniger als die Uralt-Versionen aus dem Jahr 2010. Dazu muss man eigentlich nicht mehr viel sagen.
Natürlich wurden diese Zahlen stets von den Medien auseinandergenommen und auch der einzige große Konkurrent, Apple, hat diese Zahlen gerne verwendet und in Relation zu den eigenen iOS-Zahlen gestellt. Dass das zwei völlig verschiedene paar Schuhe sind, spielte dabei in der öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle. Passender wäre ein Vergleich zwischen Apple iPhone vs. Google Pixel gewesen, aber leider stellt Google dafür keine separaten Statistiken zur Verfügung.
So sind die Zahlen jetzt zu finden
Mittlerweile sind die Zahlen zur Verteilung der Android-Versionen im Android Studio zu finden und somit vielleicht genau an der Stelle, an der sie eigentlich benötigt werden. Weil das aber sehr umständlich ist und sich kaum ein semi-interessierter Nutzer nur für diesen Zweck die Entwicklungsumgebung installieren wird, wurde kürzlich die neue Webseite AndroidDistribution gestartet.
Android 11: Das sind die wichtigsten Neuerungen in der ersten Beta von Googles Betriebssystem (Galerie)
Die möglichen Gründe für das Aus der Android-Zahlen
Dass Google die Zahlen nicht mehr in der Öffentlichkeit präsentiert, dürfte mehrere Gründe haben: Zum einen sind dort nur die Geräte erfasst, die in einem Zeitraum von sieben Tagen den Play Store kontaktiert haben. Das sind effektiv alle Smartphones mit Google-Zertifizierung, aber längst nicht das gesamte Android-Ökosystem. Die knapp eine Milliarde chinesischen Android-Geräte sind darin also _nicht_ erfasst. Dazu kommt, dass auch zahlreiche alte Geräte, die einem Zweitzweck zugeführt worden sind wie etwa Streaming-Server, Überwachungsgeräte oder sonstiges, zwar enthalten sind, aber eigentlich keine Relevanz für das Ökosystem besitzen.
Der zweite Punkt ist, dass Android eine starke Abwärtskompatibilität hat und dank der regelmäßigen Sicherheitsupdate auch zwei Jahre alte Geräte noch prinzipiell sicher sind. Die Android-Versionen spielen also längst nicht mehr die überwiegende Rolle wie noch vor einigen Jahren. Weil es für Entwickler dennoch relevant ist, sind die Zahlen im Android Studio eigentlich goldrichtig aufgehoben. Die für Endnutzer nicht ganz so leicht lesbare Statistik ist für Entwickler sogar von Vorteil und zeigt, wie viele Nutzer sie potenziell erreichen können.
Der dritte Grund dürfte es sein, dass es sehr viel mehr Geräte als nur Smartphones und Tablets gibt, die auf Android setzen. Sie spiegelten also nicht das Gesamtbild wider, das ursprünglich bezweckt wurde. Und Viertens ist die Kritik an der Android-Fragmentierung seit dem Stopp der Veröffentlichung sehr deutlich zurückgegangen – was für das Image von Android nicht zu unterschätzen ist. Ergo, alles richtig gemacht.