Google hat die Linie der Pixel-Smartphones im vergangenen Jahr um die a-Serie erweitert, die als günstiger Ableger der aktuellen Generation um eine völlig andere Zielgruppe buhlt. Bisher hat sich diese Strategie nicht unbedingt als erfolgreich erwiesen und könnte schon sehr bald angepasst werden: Vor wenigen Tagen fiel erstmals die Bezeichnung der Premium Pixel Smartphones, die auf einen größeren Wechsel hindeutet. Vielleicht eine Rückkehr zu den Wurzeln der Nexus-Smartphones.
Seit über einem Jahrzehnt bringt Google jährlich eines oder mehrere Smartphones auf den Markt, die das Betriebssystem Android pushen und in gewisser Weise als Referenzmodelle dienen sollen. Im Laufe der Jahre hat sich dieser Fokus immer wieder verschoben und mit dem Start der Pixel-Serie im Jahr 2016 hatte Google angekündigt, ernsthaft ins Smartphone-Geschäft einsteigen und auf Konkurrenten bzw. Android-Partner keine Rücksicht nehmen zu wollen. Erfolgreich war das bisher allerdings nicht.
Die Verkaufszahlen der Pixel-Smartphones zeigen nach unten und Google muss sich etwas einfallen lassen, um mit diesen Geräten nicht vollständig gegen die Wand zu fahren. Ein weiter-so mit den bevorstehenden Smartphones Pixel 4a und Pixel 5 dürfte dabei nur sehr bedingt helfen können. Stattdessen muss ein kleiner Neustart her, den Google auch in vielen anderen Bereich so gerne vollführt und manches mal sogar erfolgreich gewesen ist.
Vielleicht sind die Veränderungen in der Pixel-Abteilung schon eingeleitet worden, denn kürzlich wurden nicht nur die schlechten Verkaufszahlen, sondern auch der Abgang hochrangiger Manager bekannt, die seit sehr langer Zeit im Unternehmen waren. Das ist zwar das klassische Rezept aller großer Unternehmen, aber weil Google aus finanzieller Sicht nicht auf einen Erfolg der Pixel-Smartphones angewiesen ist, kann man natürlich auch leicht einen Neustart wagen.
Vor wenigen Tagen ist erstmals die Bezeichnung der Premium Pixel Smartphones aufgetaucht, die dennoch in einer Preisklasse liegen, die weit unter den zum Teil vierstelligen Zahlen auf den Preisschildern von Apple, Samsung und anderen „Premium-Herstellern“ angesiedelt sind. Und ist das nicht genau das, was die Nutzer von Google erwarten?
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Googles paradoxe Preisstrategie
Die Pixel-Smartphones rangieren nicht in der absoluten Premium-Klasse, haben aber dennoch einen stolzen Preis – von der ersten Generation bis heute. Das die Preise sehr schnell in den Keller fallen und die Smartphones schon nach einem halben mit hohen Rabatten jenseits der 30 Prozent zu haben sind, zeigt, dass die Preisvorstellungen des Unternehmens und der potenziellen Käufer recht weit auseinanderliegen. Es zeigt, dass die Marke „Google“ im Premium-Segment angesiedelt sein soll, die dennoch den Massenmarkt bedienen soll. Apple 2.0.
Auf der anderen Seite ist Google das nach wie vor vielen Nutzern sympathische Internetunternehmen, das einen Großteil der Produkte vollkommen kostenlos anbietet. Natürlich verdient sich das Unternehmen durch zielgerichtete Werbung eine goldene Nase, aber für den Durchschnittsnutzer ist nur sichtbar, dass das Unternehmen alles kostenlos anbietet. Auch das war schon immer so. Aber wie passt dieses 0 Euro Internet-Google mit dem 800 Euro Hardware-Google zusammen? Gar nicht.
Strategiewechsel bei den Pixel-Smartphones?
Natürlich müssen Smartphones Geld kosten, aber Google könnte nun statt am oberen Ende eher in der Mitte beginnen und die Strategie einmal komplett umdrehen – darauf lässt zumindest der obige Screenshot sowie dessen tiefere Details schließen. Statt im Herbst ein „teures“ Pixel 5 und im Frühjahr ein „billiges“ Pixel 4a auf den Markt zu bringen, könnte es in Zukunft genau andersherum sein. Aktuell kommt im Herbst „DAS Pixel-Smartphone“ und sechs Monate später im Frühjahr der günstige Ableger. Mittlerweile scheint es allerdings so, dass das Pixel 4a ein Sommer-Smartphone wird.
Jetzt wird suggeriert, dass das Frühjahr-Smartphone DAS Pixel wird, dem im Herbst ein Premium-Gerät folgt. Aus billig wird also Standard, aus teuer wird Premium. Das ändert nichts an den eigentlichen Produkten, ist aber Produkt-psychologisch und auch im Anbetracht der Smartphone-Zyklen der anderen Hersteller logischer und sehr viel erfolgsversprechender. Für das Wörtchen „Premium“ nimmt man doch gerne etwas mehr Geld in die Hand. Der Kauf eines günstigen Smartphones hingegen ist meist nichts, was man unbedingt feiert. Wenn es aber DAS hilfreiche Google-Smartphone ist, sieht das schon anders aus.
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Erst vor wenigen Tagen hat sich gezeigt, dass die Menschen günstige Smartphones kaufen und diese Geräte mengenmäßig an der Spitze sind – das dürfte nur die wenigsten verwundern. An dieser riesigen Zielgruppe arbeitet Google allerdings seit Einführung der Pixel-Serie vollkommen vorbei. Ein Pixel kommt überhaupt nicht in Frage und den „billigen Abklatsch“ (bitte nicht wertend verstehen) will man dann aber auch nicht haben.
Für Google könnte es ein Back to the roots werden, nämlich zu den Wurzeln der damaligen Nexus-Smartphones. Die Smartphones waren zwar auch nicht gerade in den oberen Rängen der Smartphone-Charts zu finden, hatten aber eine zum Teil bis heute treue Fangemeinde und die richtige Zahl auf dem Preisschild. Dass es kein Erfolg war, lag vor allem daran, dass Google es überhaupt nicht beworben hat – ganz im Gegensatz zu den Pixel-Smartphones. Die Smartphones sind auch mit Werbemilliarden nicht wirklich eine ernstzunehmende Konkurrenz.
Der erste und wichtigste Schritt, den Google gehen müsste, ist eigentlich nur eine Abkehr vom Konkurrenten Apple. Das Apple-Konzept zu kopieren ist für Google nicht sinnvoll und wird auch durch die großen Android-Marken wie Samsung kannibalisiert. Dass man sehr Apple-fokussiert ist, hat sich auch immer wieder an den Pixel-Werbespots gezeigt, die zwar kultig und unterhaltsam waren, aber ihre Zielgruppe völlig verfehlen. Welcher Apple-Nutzer hat wegen diesen Werbespots zu einem Pixel gewechselt? Das lässt sich vermutlich an einer Hand abzählen.
Ich bin sehr gespannt, was dieses und vor allem das nächste Smartphone-Jahr für uns bereithält und mit welcher Strategie Google bei den folgenden Pixel-Generationen auftreten wird. Es scheint, meiner Meinung nach, fast sicher, dass sich vieles ändern wird.