Huawei: Ein Jahr ohne Google-Produkte – Smartphones mit Google-Diensten rücken in weite Ferne (Kommentar)
Vor einem Jahr musste Google die Zusammenarbeit mit Huawei aufgrund des US-Banns temporär beenden und dem Unternehmen somit die Android-Lizenz entziehen. Pünktlich zum Jahrestag dieser unrühmlichen Entscheidung haben die USA auf Druck von US-Präsident Donald Trump nachgelegt und den Huawei-Bann um ein weiteres Jahr verlängert. Spätestens jetzt sollte man die Hoffnung begraben, dass es jemals wieder Huawei-Smartphones mit vorinstallierten Google-Diensten geben wird – so zumindest mein subjektiver Eindruck.
Google und die Smartphone-Hersteller. Das sind zahlreiche Zweckbeziehungen, von denen beide Seiten profitieren, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist – so wie in jeder guten Beziehung 😉 Ohne die Unterstützung der zahlreichen Smartphone-Hersteller wäre Android in der heutigen Form undenkbar. Ohne Android würden die Hersteller kaum Smartphones (außerhalb von China) verkaufen. Das wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern, was nun vor allem Huawei in Schwierigkeiten bringt.
Als im Mai 2019 bekannt wurde, was schon einige Wochen zuvor spekuliert wurde, hielten viele Beobachter es für eine Kurzschlussreaktion, die nach wenigen Tagen oder höchstens Wochen wieder revidiert wird: Die Rede ist vom US-Bann gegen Huawei und der kurz darauf pausierten Zusammenarbeit von Google und Huawei. Je länger diese Zwangspause dauerte, desto mehr wurde klar, dass es sehr ernst ist und sich noch für lange Zeit ziehen wird – auch wenn das viele Menschen damals noch nicht wahrhaben wollten (lest nur die Kommentare unter unseren alten Beiträgen).
Huawei hatte recht schnell angebliche Alternativen präsentiert, mit denen man Google ohne größere Probleme ersetzen wolle. Vom Betriebssystem über eine Play Store-Alternative bis zum Ersatz für Google Maps & Co war alles dabei. Allerdings lässt sich Google nicht so einfach ersetzen und die Nutzer wollen ihre gewohnten Dienste und natürlich die große App-Welt aus dem Play Store. Das weiß auch Huawei und rettet sich seit einiger Zeit mit der Neuauflage älterer Smartphones, die gerade so weit angepasst werden, dass sie modernisiert sind, aber noch mit der jeweiligen alten Google-Lizenz ausgeliefert werden können.
Das sind Notlösungen, die nach dem Ende des US-Banns wieder fallengelassen werden können. Weil das Handelsverbot aber nun um ein ganzes Jahr verlängert wurde und auch die Ausnahmegenehmigung erneut um nur 90 Tage verlängert wurde, reicht das nicht mehr aus. Wie es nach Mai 2021 weitergeht, wird aus bekannten Gründen auch vom Ausgang der US-Wahl im Spätherbst dieses Jahres abhängen.
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Huawei wird aber nicht noch ein weiteres Jahr ältere Geräte neu auflegen oder die „alten“ Smartphones weiterhin verkaufen können. Über die Verkaufszahlen der neuen Smartphones außerhalb Chinas ist derzeit noch nicht viel bekannt, aber sie dürften aufgrund der fehlenden Google-Dienste wohl nur sehr schlecht verkäuflich sein bzw. bei den Händlern eine hohe Retourquote haben. Gleichzeitig muss Huawei sehr viele Ressourcen und Geld darin investieren, die fehlenden Google-Produkte so gut es geht zu ersetzen.
Wird man auf diese halb-etablierten Notlösungen, in die man mindestens zwei Jahre lang sehr viel Energie gesteckt hat, also im Frühjahr 2021 – wenn überhaupt – wieder verzichten? Alles vergraben und zur Google-Abhängigkeit (man muss es so sagen) zurückkehren? Das erscheint mit zunehmender Dauer immer unwahrscheinlicher. Natürlich muss man in der Business-Welt auch mal harte Entscheidungen treffen und aussichtslose Projekte trotz hoher investierter Summen beenden, aber gerade in der schweren Beziehung zwischen den USA und China ist das ein hohes Risiko – denn eine Eskalation kann es jederzeit wieder geben.
Ich habe keine Glaskugel und auch Huawei sowie Google werden heute nicht wissen, wie es im nächsten Jahr weitergeht oder ob die jeweils andere Seite überhaupt noch Interesse an einer Zusammenarbeit haben wird. Am Ende entscheiden natürlich die Nutzer bzw. Käufer, ob sie weiterhin Huawei-Smartphones kaufen und auf Google verzichten können oder ob sie zur nächsten Smartphone-Marke weiterziehen. Dass wir jemals wieder ein Huawei mit vorinstallierten Google-Diensten sehen werden, ist jedenfalls seit Donnerstag noch ein ganzes Stück unwahrscheinlicher geworden.
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