Vor wenigen Tagen hat die Google-Mutter Alphabet die aktuellen Quartalszahlen vorgelegt, die sehr positiv ausgefallen sind und ein solides Wachstum in allen Bereichen gezeigt haben – möglicherweise aber für einen längeren Zeitraum zum letzten Mal. Google hat gleichzeitig mit den Quartalszahlen eine Warnung ausgegeben, dass die Werbeeinnahmen stark zurückgegangen sind und die nächsten Quartale sehr schwierig werden. Auch bei Alphabet wird es Änderungen geben müssen.
Unzählige Unternehmen aus vielen Ländern stehen aktuell vor großen wirtschaftlichen Problemen und dürften, wenn sie die Krise überhaupt überleben, in nächster Zeit kräftig sparen. Im ersten Schritt wird häufig am Personal und dann auch schon bei der Werbung gespart – und damit trifft man dann genau auf Googles Hauptgeschäft. Das Unternehmen bereitet sich auf eine Wirtschaftskrise vor und dürfte in den nächsten Monaten große Probleme bekommen.
15 Prozent Umsatzeinbruch & sehr schwere Zukunft
Google konnte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn kräftig zulegen und konnte im normalerweise eher schwierigeren ersten Quartal 2020 sehr gute Zahlen präsentieren – die sich aber vielleicht als ungewollte Nebelkerze erweisen könnten. Während der Verkündung der Quartalszahlen wurde verraten, dass die Werbeumsätze im Monat März um 15 Prozent zurückgegangen sind. Bei Googles Milliarden-Umsätzen sind das gigantische Summen.
Dazu muss man natürlich bedenken, dass vor allem der Monat April weltweit der große Shutdown-Monat war, in dem sehr viele Unternehmen ihre Werbeausgaben gedrosselt oder vielleicht gänzlich gestrichen haben. Und dieser Monat ist noch nicht in den Quartalszahlen enthalten. Google hat vorsorglich vor schwierigen nächsten Quartalen gewarnt – ein eindeutiger Hinweis auf einen schlechten April und umsatzschwache nächste Monate. Immerhin zwei der drei Monate des letzten Quartals liefern aber noch „normal“ und ohne Corona-Auswirkungen.
Dass die Umsätze dennoch gesteigert werden konnten, dürfte auch daran liegen, dass die Menschen nun sehr viel mehr Zeit zu Hause verbringen. Insbesondere die Nutzung von YouTube soll sehr stark angestiegen sein, womit gleichzeitig mehr Werbung ausgeliefert werden konnte. Die Klickpreise mögen gesunken sein, durch höhere Klickzahlen wurde das aber vorerst wieder ausgeglichen. Wenn die Menschen aber wieder arbeiten gehen und die Preise dennoch im Keller bleiben, wird es sich erst richtig durchschlagen.
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Alphabet muss wohl den Ofen herunterfahren
Alphabet hat auch im 1. Quartal 2020 wieder sehr viel Geld verbrennt – nämlich mehr als 1,2 Milliarden Dollar. Rechnen wir das auf die 90 Tage des 1. Quartals herunter, dann sind das über 13 Millionen Dollar pro Tag (!). Damit sind die Alphabet-Unternehmen dann schon in Lufthansa-Sphären, die ja bekanntlich derzeit 1 Million Euro pro Stunde verliert. Dass das so nicht weitergehen kann, hatte ich hier im Blog schon vor einigen Monaten auseinandergenommen, bevor die Auswirkungen von Corona absehbar waren.
Spätestens jetzt wird sich Alphabet aber wohl erst einmal stark zurücknehmen müssen und die Aktionäre werden die massive Geldvernichtung hinterfragen. Natürlich sind das Wetten auf die Zukunft, die längst akzeptiert sind, aber sie dürfen natürlich das aktuelle Geschäft nicht gefährden, wenn man überhaupt eine Zukunft haben möchte. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das in den nächsten Quartalen auswirken wird und ob Alphabet das eine oder andere Projekt pausieren oder beenden wird.
Erst vor wenigen Wochen hatte Google angekündigt, die Kosten massiv zu senken und keine neuen Mitarbeiter einstellen zu wollen. Allein in den letzten 12 Monaten wurden 20.000 neue Mitarbeiter eingestellt, was man sich natürlich mit sinkenden Umsätzen in dem Maße nicht mehr erlauben kann. Aber auch die Sales & Marketing-Ausgaben in Höhe von über 18 Milliarden Dollar (!) sollen in den kommenden Monaten stark zusammengestrichen werden.
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