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Google Meet vs. Google Duo: Kannibalisierung beginnt – nächste Runde auf dem lustigen Messenger-Karussell

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Googles Messenger-Pläne sind für Außenstehende seit vielen Jahren kaum nachvollziehbar und sehr undurchsichtig, was sich auch im (Miss-)Erfolg der zahlreichen Produkte niederschlägt. Vor wenigen Tagen wurde durch die Öffnung von Google Meet gewissermaßen ein neuer Messenger für Privatnutzer gestartet, der sich zwar aktuell sehr großer Popularität erfreut, aber mittelfristig Google Duo kannibalisieren wird. Oder umgekehrt.


Seit der Einstellung von Google Talk, einem der ersten Messenger aus dem Hause Google, beweist das Unternehmen kein glückliches Händchen mehr im Messenger-Markt. Mit zahlreichen Launches und Einstellungen hat man die Nutzer nicht nur verwirrt, sondern auch zur Konkurrenz getrieben, wo sie bei WhatsApp, Facebook Messenger, Telegram & Co. eine Heimat gefunden haben. Diese Nutzer wird man nur sehr schwer erneut gewinnen können, versucht es aber natürlich immer wieder.

Google hat die Messenger-Strategie vor einiger Zeit in zwei bis vier große Bereiche getrennt und bietet für diese jeweils eigene Produkte an. Zum einen der große Markt der Privatnutzer, die schon viele Messenger haben kommen und gehen gesehen haben und aktuell mit Messages und Google Duo kommunizieren sollen. Dann gibt es den lukrativen Business-Markt, in dem das frisch umbenannte Google Meet gerade durch die Decke geht und im Paket mit Google Chat kommt. Diese beiden Bereiche sind dann noch einmal grob in Text- und Videokommunikation aufgeteilt (Messages / Duo und Chat / Meet).

Einigermaßen überraschend hat Google vor wenigen Tagen angekündigt, Google Meet allen Nutzern kostenlos anzubieten und in den Markt der Privatkunden vorzudringen. Glaubt man Googles Aussagen, dann gewinnt die Plattform für Videokonferenzen aktuell etwa 3 Millionen neue Nutzer pro Tag. Für ein kostenpflichtiges Business-Produkt ein wahnsinniges Wachstum. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten und so sollen nun auch alle Privatnutzer diese Zahl weiter pushen.

Der Start von Google Meet für Privatnutzer wird zu Beginn eine Reihe von Einschränkungen mit sich bringen, mit denen die meisten Nutzer aber recht gut leben können dürften. Die größere Frage wird es eher sein, was nun mit Google Duo passiert, das bekanntlich auf das gleiche Medium setzt.

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Es ist für Google nicht ungewöhnlich, mehrere Produkte für den gleichen Einsatzzweck bereitzustellen und (meistens) das schwächere einzustellen. Auch wenn die Nutzer diesen Schritt meist sehr übel nehmen, hat sich diese Methode immer wieder erfolgreich bewährt. Beim neuen Duell Google Duo vs. Google Meet verhält es sich allerdings etwas anders. Die beiden Produkte sprechen derzeit noch völlig unterschiedliche Zielgruppen an, nähern sich aber mit Lichtgeschwindigkeit einander an.

Google Duo vs. Google Meet
Google Duo ist ein klassischer Messenger, der Videotelefonie zwischen zwei oder mehr Nutzern anbietet und mittlerweile tief in viele Android-Apps integriert ist. Erst vor wenigen Tagen wurde allerdings angekündigt, dass das Limit für Gruppenanrufe deutlich angehoben werden soll. Schon jetzt ist Duo eine starke Lösung für Gruppentelefonate und somit auch Videokonferenzen, was in den kommenden Wochen ausgebaut wird.

Google Meet ist in erster Linie auf Videokonferenzen spezialisiert und innerhalb der G Suite-Umgebung als Konkurrenzprodukt zu Microsofts Skype und ähnlichen Angeboten geschaffen worden. Derzeit heißt der Hauptkonkurrent Zoom, der seit dem erzwungenen Home Office-Boom eine regelrechte Nutzerexplosion erlebt. Um mit diesen Zahlen annähernd mithalten zu können, dürfte Google nun die Öffnung von Meet für die Privatnutzer vorangetrieben haben.

Beide Produkte haben völlig unterschiedliche Wurzeln, bieten aber grundlegend das Gleiche: Zwei oder mehr Personen können per Videotelefonat miteinander kommunizieren. Gut, Duo ist ein klassischer Anruf und Meet bietet einen virtuellen Konferenzraum. Aber woran arbeitet das Google Duo-Team derzeit? Richtig, an Links zu Gruppen-Einladungen, mit denen andere Teilnehmer per Link an einem Gespräch teilnehmen können. Und erst vor wenigen Tagen gab es eindeutige Hinweise darauf, dass sich die Duo-Nutzer schon bald gegenseitig per E-Mail-Adresse kontaktieren können.




Während Meet seiner Linie vorerst treu bleibt, abgesehen davon, dass es nun auch Privatnutzern angeboten wird, wird Duo zu einem Meet-Klon bzw. Zoom-Klon gedrängt. Aus Sicht des Duo-Produktmanagers mag das sehr sinnvoll und vielleicht auch wichtig sein, aus Unternehmenssicht und im Großen und Ganzen ist es hingegen eine gefährliche Entwicklung, bei der eines der beiden Produkten langfristig wohl den Kürzeren ziehen wird. Und welches der beiden Produkt das sein wird, liegt wohl auf der Hand. Eines ist ein kostenloses (=unwichtiges) Produkt, das andere ist ein Business-Produkt, das auf direktem Wege Geld verdient und das wichtige Cloud-Geschäft stärkt.

Wir wissen schon seit längerer Zeit, dass Google-intern oft die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Es würde mich persönlich nicht überraschen, wenn der Duo-Produktmanager selbst erst aus dem Blogpost von dem Meet-Vorstoß erfahren hat. So ergibt die gesamte Entwicklung der letzten Wochen wenig Sinn und kann dazu führen, dass eines der populärsten Google Messenger-Produkte der letzten Jahre bald verschwinden könnte.

Wie auch immer die ganze Geschichte nun fortgeführt werden mag, Google hat das nächste Kapitel des Messenger-Dramas aufgeschlagen, das längst nicht das letzte bleiben wird. Die Wankelmütigkeit im sozialen Bereich hat sich auch gerade erst wieder dadurch gezeigt, dass Google das experimentelle Social Network Shoelace nach nur zehn Monaten eingestellt hat. Vermutlich, um mit diesen Erkenntnissen schon bald ein neues Soziales Netzwerk zu starten 🙂

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