Bei Googles Smart TV-Betriebssystem Android TV stehen in der nächsten Zeit größere Anpassungen an, die die Plattform nachhaltig verändern werden und kaum einen Stein auf dem anderen lassen. Das beginnt mit einem neuen Namen für das Betriebssystem, geht über neue Hardware und reicht bis zur Positionierung, die deutlich von der App-Plattform zur Streaming-Plattform verschoben wird. Die Hinweise darauf werden immer deutlicher.
Android TV hat schon eine recht lange Geschichte, denn die Wurzeln reichen weit über den Start des Android-Ablegers hinaus und haben ihren Ursprung in der damals gefloppten Plattform Google TV. Diese ist mit großen Ambitionen gestartet, war aber für die Nutzung auf dem TV zur damaligen Zeit denkbar ungeeignet. Doch die Zeiten haben sich geändert und so langsam wird das damalige Konzept wieder interessant, das man sich beim Android TV-Umbau möglicherweise als Vorbild nimmt.
Android TV kann sowohl vorinstalliert auf Smart TVs als auch über eine größere Auswahl an Set-Top-Boxen genutzt werden und dürfte sich insgesamt gesehen recht großer Beliebtheit erfreuen. Doch das Konzept der 2014 gestarteten Plattform muss nun wohl überarbeitet werden, denn der damals gesetzte Fokus auf Apps scheint mittlerweile nicht mehr zeitgemäß. Damals ging es mit dem Start der drei Ableger Android TV, Android Auto und Android Wear vor allem darum, die Android-Apps auf möglichst viele Geräte zu bringen.
In der Realität dürften nur die wenigsten Menschen Android TV als App-Plattform wahrnehmen und nur wenige Streaming-Apps von YouTube über Play Movies bis zu Netflix, Disney+ und Amazon Prime verwenden. Aus diesem Grund wird Android TV den Schwerpunkt nun von den Apps zum Streaming verschieben, womit das Betriebssystem auch im Smart Home etwas mehr Priorität bekommen könnte. Statt nur als Cast-Empfänger zu fungieren oder die Streaming-Apps auszuführen, könnten die Nutzer mehr mit der Plattformen interagieren.
Welche großen Veränderungen rund um Android TV und den Chromecast anstehen, die zu einer gemeinsamen Welt zusammenwachsen sollen, erfahrt ihr in diesem Artikel. Heute beschäftigen wir uns damit, wie das Streaming in den Fokus von Android TV rückt und der Plattform eine ganz neue Rolle geben könnte. Die Ausgangsposition könnte besser kaum sein.
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Die neue Android TV-Oberfläche
Schon seit Herbst 2019 ist bekannt, dass Android TV im Spätsommer oder Herbst 2020 einen kleinen Neustart erhalten wird, der dann auch eine neue Oberfläche mitbringen wird. Diese soll Inhalte statt Apps in den Mittelpunkt stellen und somit die Titel und nicht die Quelle relevant machen. Der Nutzer findet Inhalte und erfährt erst auf den zweiten Blick, auf welchen Plattformen dieser Titel zu finden ist. Wie dieses neue Design aussehen wird, ist bisher noch nicht final auf Bildern festgehalten worden. Oben seht ihr ein Symbolbild.
» Erst Details zur neuen Android TV-Oberfläche
Die automatischen Abos
Damit der Nutzer bei der Auswahl eines Titels nicht vor verschlossenen Türen steht, schafft Google die Möglichkeit, dass der Download und die Installation der notwendigen App sowie die Registrierung auf der Plattform in nur einem Schritt erfolgen kann. Nach einer kurzen Wartezeit ist im Hintergrund dann alles eingerichtet und der Nutzer kann sofort mit seinem Filmgenuss beginnen – einfacher kann man das dann wirklich nicht mehr machen.
» So funktionieren die automatischen Abos
Ausbau von Google Play Movies
Um den großen Streamingplattformen nicht das Feld zu überlassen, schraubt Google in jüngster Zeit kräftig an Play Movies und verpasst der eigenen Streamingplattform nicht nur eine neue Oberfläche, sondern auch neue Funktionen sowie einen Qualitätsschub. Zu Netflix, Amazon oder Disney+ wird man wohl nie aufsteigen, aber dennoch muss man natürlich so gut es geht mithalten. Und wer weiß, vielleicht wird sich ja auch Google eines Tages als großer Inhalteproduzent aufschwingen, auch wenn das normalerweise nicht zum Geschäftsmodell passt und sowohl bei YouTube als auch Play Movies nur sehr zurückhaltend angegangen wurde.
» Eine neue Oberfläche für Google Play Movies
» Google Play Movies jetzt mit Dolby Vision HDR
Medien im Hintergrund wiedergeben
Ob neu oder nicht, irgendwann hat Google bei Android TV die Möglichkeit freigeschaltet, Inhalte im Hintergrund abzuspielen. Das bedeutet, dass Musik auch ohne aktiv im Vordergrund sichtbare Musik weiterspielt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das über Splitscreen oder ein schwebendes Fenster auch mit Videos möglich ist. Wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer wirklich smarten Plattform für den Mediengenuss.
» Android TV Medien im Hintergrund abspielen
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All das führt dazu, dass Android TV zu einer wichtigen Streamingplattform wird, die selbst gar keine Streamingplattform ist und nur alle verfügbaren Anbieter anzapfen und diese auf den großen Fernseher bringen kann. Android TV bzw. später Google TV könnte sich damit eine zentrale Rolle beim Streaming sichern wollen und zur ersten Anlaufstelle werden. Das große Ziel scheint es zu sein, dass die Nutzer direkt in Android TV nach Inhalten suchen und nicht direkt die Plattform ihrer Wahl ansteuern.
Schon heute lassen sich über die Suchfunktion viele Inhalte durchsuchen und einzelne Film- und Serientitel auf dem Android TV Homescreen ablegen, was durch das Redesign deutlich an Relevanz gewinnt. Es wäre dann wohl nur eine Frage der Zeit, bis Google die großen Streamingplattformen für die besten Plätze auf dem Homescreen der Nutzer zur Kasse bittet – und damit wäre dann auch endlich das Geschäftsmodell des Betriebssystems gefunden.
Im vergangenen Jahr hat Google den Masthead-Banner zu Android TV gebracht und eine sehr prominente Werbefläche geschaffen, was als Testlauf für die kommende Gestaltung zu verstehen ist. Vermutlich werden YouTube und Google Play Movies etwas prominenter platziert und wenn Netflix, Amazon & Co ihre eigenen Inhalte weiter oben sehen wollen, werden sie zur Kasse gebeten. Das ist zwar nur Spekulation von meiner Seite, aber alle Zeichen deuten in diese Richtung.