Android ist seit vielen Jahren einer der wichtigsten Grundpfeiler der Google-Dominanz und sichert dem Unternehmen die Vorherrschaft auf dem mobilen Markt. Diese Entwicklung hätte vor 15 Jahren wohl niemand vorhersagen können – auch nicht Samsung. Laut einem Insider hätte Samsung vor vielen Jahren die Chance gehabt, Android noch vor Google zu kaufen, hat dieses Angebot aber mit einiger Respektlosigkeit abgelehnt.
Wir alle treffen jeden Tag unzählige Entscheidungen jeglicher Größenordnung. Über einige kann man sich später ärgern, manche erweisen sich als komplett falsch und wieder andere haben vielleicht das gesamte Leben sehr positiv beeinflusst. Die Samsung-Führung hat vor vielen Jahren eine Entscheidung getroffen, deren Tragweite erst Jahre später absehbar gewesen ist und vielleicht einen sehr großen Einfluss auf den heutigen mobilen Markt gehabt hat.
Der Smartphone-Markt ist seit vielen Jahren festgefahren. Apple sichert sich einen niedrigen zweistelligen Prozentanteil mit iOS und nahezu der gesamte Rest setzt auf Android – außerhalb Chinas in den allermeisten Fällen mit den vorinstallierten Google-Diensten. Kein Smartphone-Hersteller außerhalb Chinas kann es sich erlauben, Geräte ohne Google-Dienste auf den Markt zu bringen und Google wiederum ist auf die mächtigen Smartphone-Partner angewiesen. Eine Zweckbeziehung, die vielleicht nicht immer einfach ist, aber allen Beteiligten den Erfolg sichert.
Nur die wenigsten wissen allerdings, dass Google Android nicht selbst entwickelt und erdacht hat, sondern das Betriebssystem im Jahr 2005 – zwei Jahre vor der Präsentation des ersten Apple iPhone – von einem gewissen Andy Rubin und dessen Startup gekauft hat. Dass sich aus diesem Kauf innerhalb weniger Jahre das weltweit dominierende Betriebssystem entwickeln wird, das natürlich durch den Smartphone-Boom auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen ist, hätten sich wohl auch Googles Strategen in ihren wildesten Träumen nicht ausmalen können.
Der Buchautor Fred Vogelstein berichtet nun in seinem Buch Dogfight: How Apple and Google Went to War and Started a Revolution davon, dass es dazu fast gar nicht gekommen wäre. Andy Rubin war nämlich schon vor dem Verkauf an Google auf der Suche nach einem Käufer und zog auch den damals schon recht erfolgreichen Handy-Hersteller Samsung in Betracht. Tatsächlich zeigte man sich wohl interessiert und lud Andy Rubin zu einem Pitch ein.
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Nachdem Andy Rubin sein Unternehmen und sein Produkt vorgestellt hat, soll er allerdings recht schnell herauskomplimentiert worden sein, was Rubin später mit „sie haben mich aus dem Sitzungsaal gelacht“ kommentiert hat. Nach seiner Präsentation sollen von den Samsung-Managern Worte wie „Du und welche Armee werden das schaffen? Du hast sechs Leute oder? Bist du zugedröhnt?“ gefallen sein. Natürlich wissen wir nicht, welche Visionen Rubin präsentiert hat und später lässt sich immer klug reden, aber das ist eben das harte Business.
Als die Übernahme Androids durch Google bekannt wurde, soll sich Samsung erneut interessiert an Rubin gewandt haben, aber da war es natürlich schon zu spät. Offenbar erkannte man aber, dass das Betriebssystem wohl doch großes Potenzial haben muss, wenn Google (schon damals mit der mobilen Websuche erfolgreich) Interesse zeigt. Der Rest ist Geschichte, denn Google hat Android massiv weiterentwickelt, wie sich erst kürzlich durch unseren Blick auf Googles erstes Android-Smartphone gezeigt hat.
Google hat Android zwar nicht „erfunden“, aber doch im Laufe der Jahre nach den eigenen Vorstellungen geformt, sodass sich die heutigen Auswirkungen eines damaligen Android-Samsung-Deals nicht bewerten lassen. Android profitierte damals vor allem davon, dass Google es allen Smartphone-Herstellern kostenlos angeboten hat – was Samsung wohl sehr wahrscheinlich nicht getan hätte. Es wäre als ein zweites Bada oder Tizen geworden, wenn überhaupt. Viel interessanter wäre die Frage, ob Google auch ohne Android so frühzeitig in den Smartphone-Markt eingestiegen wäre. Wir werden es wohl nie erfahren.