Google bastelt seit vielen Jahren am Update-Prozess von Android und hat in der Vergangenheit zahlreiche Maßnahmen getroffen und Technologien eingeführt, um die Betriebssystem-Updates schneller zu den Nutzern zu bringen. Eine dieser Maßnahmen sind die sogenannten seamless updates, deren Umsetzung ab Android 11 für alle Smartphone-Hersteller zur Pflicht werden soll. Aber worum geht es dabei überhaupt?
Android-Updates sind seit vielen Jahren das größte Ärgernis des mobilen Betriebssystems, das Google zwar ganz langsam immer weiter in den Griff bekommt, aber wohl niemals zur Zufriedenheit aller Beteiligten auflösen können wird. Um den Smartphone-Herstellern die Umsetzung der Updates zu erleichtern, wurden zahlreiche Technologien von Treble bis Mainline eingeführt, die ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Aber auch auf der letzten Meile, nämlich beim Nutzer, herrscht gerne Bequemlichkeit.
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Android-Nutzer können in zwei Lager geteilt werden: Die einen sind froh über jedes Betriebssystem- und Sicherheitsupdate, die anderen sind sogar von den monatlichen Benachrichtigungen für das Sicherheitsupdate genervt und wischen dieses weg, statt es einfach zu installieren. Die letzte Gruppe ist laut damaligen Erhebungen ziemlich groß und stellt somit ein Sicherheitsproblem für das gesamte Ökosystem da – leicht überspitzt gesagt. Und diese Gruppe ist mit ein Grund dafür, dass Google die seamless updates eingeführt hat. Aber nicht nur.
So funktionieren die seamless updates
Obige Grafik erklärt den Ablauf schon sehr gut: Die Smartphones mit seamless-Unterstützung besitzen zwei Partitionen, auf denen jeweils der identische Kern des Betriebssystems installiert ist. Eine wird vom Nutzer verwendet, die andere ist ständig im Standby. Gibt es ein neues Update, wird dieses nur auf die Standby-Partition installiert. Sobald der Nutzer das Smartphone erneut startet, wechseln die beiden Partitionen die Rollen und der Nutzer arbeitet direkt mit der neuen Version weiter, ohne dass er den Update-Prozess abwarten muss.
Ohne die seamless updates muss der Nutzer das Update manuell anstoßen und kann das Smartphone während der Installation für 10-15 Minuten – je nach Umfang auch länger oder kürzer – nicht benutzen.
Google hat diese Technologie schon vor vier Jahren mit Android Nougat eingeführt und unterstützt es von Beginn an auf den hauseigenen Pixel-Smartphones, die somit im Hintergrund aktualisiert werden, ohne dass der Nutzer es bemerkt – so wie Chrome OS. Daraus ergibt sich aber nicht nur die Zeitersparnis und erhöhte Komfort für den Nutzer, sondern auch ein erhöhter Sicherheitsaspekt. Sollte nach dem Update oder bei der Installation etwas schiefgehen, kann die Partition einfach wieder gewechselt und die alte Version verwendet werden. Das erfordert zwar manchmal einen manuellen Eingriff durch den Nutzer, aber immerhin kann man sich vor größeren Problemen schützen.
Warum setzen es die Smartphone-Hersteller nicht um?
Einige große Smartphone-Hersteller, darunter auch Samsung und Huawei, sträuben sich seit vier Jahren gegen die seamless updates und haben diese auch bei ihren neuesten Flaggschiffen nicht umgesetzt. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen der Aufwand der Umsetzung, denn Google bastelt bekanntlich ständig an Android und ändert auch an diesem Update-Prozess immer wieder einige Kleinigkeiten. So lange die Smartphone-Hersteller also ein funktionierendes Update-System haben und Google sie nicht zum Einsatz zwingt, was nun bald der Fall ist, werden sie es auch nicht umsetzen. Auf einer Seite verständlich.
Der zweite Grund ist reines Marketing. Eine Schattenkopie des gesamten Betriebssystems auf dem Smartphone abzulegen benötigt natürlich viel Speicherplatz. Weil das Android-Betriebssystem nicht gerade wenig Speicherplatz einnimmt, dieser dann doppelt belegt wäre, und die Smartphone-Hersteller auch noch zahlreiche Apps vorinstallieren schrumpft der Speicher schon ordentlich zusammen. Der Nutzer hat dann schon direkt nach dem Auspacken des jungfräulichen Smartphones sehr viel weniger Speicherplatz als in der Werbung versprochen.
Mit Android 11 löst sich beides zwar nicht in Luft auf, aber die Hersteller haben dann keine andere Wahl mehr. Das gilt genauso für die kürzlich bekannt gewordene Notwendigkeit, die Google-Apps auf der Verpackung zu bewerben.