Google Maps hat sich vor mittlerweile 15 Jahren das Ziel gesetzt, die Welt zu kartografieren und zahlreiche ortsbezogene Informationen auf die Kartenplattform zu bringen. Das ist Google Maps ohne Frage gelungen, aber man möchte auch selbst ein weiteres Kapitel öffnen und ein Problem lösen, das vielen Menschen gar nicht bewusst ist. Mit den Plus Codes soll jeder Punkt dieser Welt eine eindeutige Adresse erhalten. Das hat Google-CEO Sundar Pichai nun zur Priorität erklärt.
Adressen können in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich sein: Das hierzulande verwendete System ist allen unseren Lesern bekannt: Name, Straße + Hausnummer, PLZ, Ort. Aber in den USA, Großbritannien oder auch Asien können Adressen teilweise ganz anders aussehen – allein schon durch die unterschiedliche Reihenfolge der Angaben. Adressen können sich aber auch ändern oder viele Punkte auf der Karte haben überhaupt gar keine Adresse. Klassische Adressen sind tatsächlich nur in bewohnten Gebieten sinnvoll, mitten im Wald oder auch auf Landstraßen und Autobahnen abseits der Kilometerangaben vollkommen wertlos.
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Google Maps hat schon vor längerer Zeit die Plus Codes eingeführt, die ein Problem lösen sollen, das uns hierzulande gar nicht bewusst ist: Es gibt einige Regionen dieser Welt, in denen auch in bewohnten Gebieten keine Adressen in Form von Straßennamen oder Hausnummern existieren – aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber auch hierzulande können viele Adressen nicht eindeutig sein. Dieses Problem zu lösen, hat Google-CEO Sundar Pichai erst kürzlich höchstpersönlich zur Priorität erklärt.
One of the next frontiers for Maps will be to help the billions of people who live without a physical address get a digital one. These open-source digital addresses, called Plus Codes, are based on latitude and longitude coordinates, rather than a street address, and can be used freely by anyone. With a digital address, more people will be able to access things like banking and emergency services, receive personal mail and deliveries, and help people find and patronize their businesses. It’s still in early days, but we’re excited about the potential.
Die Plus Codes wurden vor einigen Jahren von Google in einem Züricher Forschungszentrum entwickelt und geben jedem Punkt auf der Karte eine eindeutige Adresse, die den klassischen GPS-Koordinaten oder der an vielen Stellen nicht nutzbaren Post-Adresse überlegen sind. Google Maps unterstützt die Plus Codes schon seit langer Zeit und in diesem Beitrag erklären wir euch das System hinter den Plus Codes. Am Ende des Artikels erfahrt ihr, wie ihr eure eigene Plus Code-Adresse herausfinden könnt.
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Oben seht ihr den Aufbau eines solches Plus Codes, der aus gerade einmal zehn Zeichen besteht. Die ersten vier Zeichen geben die Region an, wobei Googles Ingenieure die Welt in ein Raster von 100 x 100 Kilometer eingeteilt haben. Die nächsten sechs Zeichen geben die genaue Fläche innerhalb dieser Region an – mit einer Größe von 14 x 14 Meter. Möchte man es genauer haben, hängt man noch ein weiteres Zeichen hinten dran und hat dadurch ein sehr exaktes Raster in der Größe von 3 x 3 Meter – und ist damit in den meisten Fällen präziser als die klassische Hausnummer.
Befindet man sich in der gleichen Region wie das Ziel, ist nur die Angabe des zweiten Codes notwendig – also der Local Code. Statt lange Straßennamen und Hausnummern zu kennen, muss man also nur noch den 6-stelligen Code auswendig lernen. Am Ende reicht dann eine Kombination aus der Region und eben diesem Code, um eine sehr genaue Adresse zu erhalten. Das klingt erst einmal kompliziert, ist aber schlussendlich leichter zu lernen als die Kombination aus Adresse, Hausnummer und Postleitzahl. Früher konnte man sich schließlich auch dutzende Telefonnummern merken.
Tatsächlich werden die Plus Codes schon in einigen Regionen dieser Welt in der Praxis eingesetzt und können sowohl in Cap Verde als auch in einigen indischen Städten verwendet werden. Wer also diesen auf den ersten Blick nichtssagenden Code auf einen Briefumschlag schreibt und in diesen Regionen zur Post bringt, kann sich fast sicher sein, dass der Empfänger ihn erhalten wird. Aber es geht nicht nur um den Versand, sondern die Codes können auch das Koordinatensystem ersetzen, so wie das auf der Webseite der Plus Codes mit vielen Beispielen belegt ist.
Konzipiert ist der Plus Code für die Navigation und Zuordnung von Adressen bzw. für Orte auf dieser Welt ohne Adressen. Natürlich wird, wenn es für den Versand genutzt werden soll, auch der Name des Empfängers benötigt. Dafür ist es aber auch eindeutig nicht ausgelegt, sodass der Plus Code nur die Ortsangabe ersetzen kann. Spaßeshalber hatte ich vor gut zwei Jahren einmal einen Brief an eine eindeutige Plus Code-Adresse in Deutschland geschickt (absichtlich ohne Absender und ohne Empfängernamen). Doch bis heute ist er verschollen. Hat vielleicht schon jemand andere Erfahrungen gemacht, wäre interessant zu wissen 🙂
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So findet ihr eure Plus Codes-Adresse
Google unterstützt die Plus Codes schon seit langer Zeit in Google Maps und kann nach Eingabe eines Codes direkt den Ort anzeigen. Gebt also einfach den Code in das Suchfeld ein und schon landet ihr am gewünschten Punkt auf der Weltkarte. Außerdem kann Maps zu jedem beliebigen Ort auf der Erde auch diesen Code anzeigen. Öffnet dazu einfach nur die Detailinformationen und schon seht ihr unter den Koordinaten den Plus Code. Alternativ kann der Code, mit einer höheren Genauigkeit und frei verschiebbarem Kartenausschnitt, auch direkt auf der Plus Codes-Webseite abgelesen werden.
Google hat das Plus Codes-System offen gestaltet, sodass jede andere Kartensoftware und alle anderen Plattformen diese ebenfalls verwenden können. Potenziell könnten sie damit ein relativ leicht zu merkendes globales Adressen-System schaffen und Straßennamen abschaffen, aber das hält Google laut der FAQ für unwahrscheinlich – auch wenn es Vorteile hätte. Auf der anderen Seite wäre es natürlich sehr schade um die Straßennamen, da diese doch oft eine historische Bedeutung haben und den Bewohnern wichtige Persönlichkeiten oder auch Ereignisse näherbringen.