Fuchsia: Endlich auf der Zielgeraden – kommt Googles neues Betriebssystem schon im Herbst als Preview?
Nachdem es lange Zeit sehr ruhig um Googles neues Betriebssystem Fuchsia geworden ist, gab es vor wenigen Tagen plötzlich ein „Comeback“. Fuchsia hat die ersten internen Testreihen hinter sich gelassen und befindet sich nun bereits auf der letzten Stufe vor der ersten öffentlichen Developer Preview. Die Wahrscheinlichkeit, dass Fuchsia noch in diesem Jahr offiziell vorgestellt wird, ist nun rapide angestiegen.
Die Entwicklung eines völlig neuen Betriebssystems ist keine kleine Sache und auch für ein Unternehmen wie Google ein sehr langfristiges Projekt. Zwar kann man auf lange Erfahrungen mit Android und Chrome OS sowie deren Ableger zurückblicken, aber Fuchsia beschreitet in vielen Punkten völlig neue Wege und soll noch dazu das Betriebssystem von heute und von morgen sein. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und damit einhergehend natürlich auch Komplexität.
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Spätestens seit Sommer 2019 konnte man den Eindruck gewinnen, dass Fuchsia für Google keine Rolle mehr spielt und tatsächlich nur eine große Spielwiese für Entwickler gewesen ist – so wie es unter anderem Android-Chef Hiroshi Lockheimer im Rahmen der Google I/O 2019 behauptete. Das ist auch heute noch nicht vollständig ausgeschlossen, aber alle Anzeichen der Vergangenheit sowie die aktuellen Entwicklungen sprechen eine völlig andere Sprache.
Das Fuchsia-Team soll laut mehreren Quellen weiter gewachsen sein und in den vergangenen Jahren haben bereits viele wichtige zuvor mit Android und Chrome OS verbundene Entwickler zum Fuchsia-Team gewechselt. Im vergangenen Jahr ging dann auch noch die offizielle Seite Fuchsia.dev online und auch Fuchsia.com führt mittlerweile zu einer Google-Seite. Verbunden mit der ständigen Weiterentwicklung des Projekts vielleicht ein bisschen viel für ein reines Spaßprojekt. Und warum sollte eine interne Spielwiese unter den Augen der Öffentlichkeit entwickelt werden?
Vor wenigen Tagen wurde dann bekannt, dass Fuchsia nun in der Dogfood-Phase ist und bereits Google-weit von allen Mitarbeitern getestet werden kann. Das ist der letzte Schritt vor dem ersten öffentlichen Test als Developer Preview oder Beta – und dieser Schritt dauert für gewöhnlich etwa vier bis sechs Monate.
Es spricht nun einiges dafür, dass Google in diesem Jahr ENDLICH offiziell über Fuchsia sprechen wird – in welcher Form auch immer. Vielleicht wird schon auf der digitalen Google I/O 2020 eine Developer Preview veröffentlicht, vielleicht aber auch erst im Herbst auf dem erwarteten ‚Made by Google‘-Event. Der interne Zeitplan spricht eher für den Termin im Herbst, die Ausrichtung der Events hingegen eher für den Mai. Denn immerhin handelt es sich um eine Entwicklerkonferenz.
Im Herbst wiederum stellt Google neue Hardware vor, die ab sofort verfügbar ist – die Ankündigung einer Entwicklervorschau eines Software-Produkts passt da nicht wirklich ins Bild. Ohnehin dürfte Fuchsia, sofern sich denn alle jahrelang gesammelten Hinweise bestätigen, ein sehr großes und wichtiges Projekt sein, das mit Sicherheit sein eigenes Event verdient hat. Aber würde Google ein Event veranstalten, das für 99 Prozent der Nutzer (die Nicht-Entwickler) in dem Status nahezu irrelevant ist? Eher nicht, aber dabei darf man nicht vergessen, dass auch Stadia unter großem Aufwand und mit riesiger Werbetrommel im März angekündigt und erst im November gestartet wurde.
Fuchsia tickt anders
Der aktuelle Zeitplan von Fuchsia scheint also nicht so wirklich zu dem bekannten Google-Turnus zu passen. Aber vielleicht wird bei Fuchsia auch in puncto Release-Zyklen alles etwas anders als bei den bekannten Betriebssystemen. Fuchsia besitzt bekanntlich eine so starke Modularität, dass es Apps zahlreicher Plattformen ausführen kann – und das unter anderem für Fuchsia gestartete Entwickler-Framework Flutter ist schon seit langer Zeit auf dem Markt. Es gibt also schon Fuchsia-Apps, und zwar in Hülle und Fülle.
Braucht es überhaupt eine Developer Preview? Oder eine Beta? Möglicherweise nicht. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Fuchsia intern auf neuer Smart Home-Hardware getestet wird, die wohl nicht vor Herbst 2020 auf den Markt kommt. Google könnte die neuen Smart Displays schon im Herbst mit Fuchsia ausliefern, ohne dass es den Nutzern auffallen würde – denn die Oberfläche des Betriebssystems ist beliebig austauschbar. Über eine solche Markteinführung hatten wir hier im Blog schon mehrfach spekuliert.
Fuchsia könnte also vielleicht von Beginn an auf Geräten ausgeliefert werden, die zwar in ihrer Funktion sehr mächtig sind, aber dennoch selbst keinen großen Funktionsumfang bieten. Es wäre genau die große Überraschung, die Fuchsia benötigen würde, um erfolgreich in den Markt zu gelangen. Und nachdem Google nun die Zusammenlegung von Android TV und Chromecast vorantreibt, wäre auch eine Fusion des bescheidenen Assistant-UI mit Fuchsia eher wenig spektakulär. Es würde sich vielleicht nichts ändern, außer dass der Funktionsumfang durch die Apps weiter anwächst.
Sollte es dabei bleiben, kann dann ein halbes Jahr später – auf der Google I/O 2021 – eine vollständige Version von Fuchsia präsentiert werden, das dann auch auf anderen Geräten eingesetzt werden kann und für Entwickler interessant wäre. Dabei wollen wir nicht unseren kleinen Spaß vergessen, dass Android 12 Fuchsia sein wird, was zwar realistisch betrachtet sehr sehr unwahrscheinlich ist, aber rein zeittechnisch dann doch passen würde. Und so lange sich für den Endnutzer nichts ändert und auch die Kompatibilität für Entwickler geklärt ist – was beides im groben der Fall ist – wäre das gar kein so extremes Risiko für Google, wie man im ersten Moment denken würde.
Wird 2020 also endlich das Jahr von Fuchsia? Das hatten wir zwar schon 2018 und auch 2019 gedacht, aber irgendwann muss es ja mal soweit sein und so deutliche Anzeichen wie in den vergangenen Wochen gab es bisher noch nie. Lassen wir uns überraschen!
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