Google beteiligt sich schon seit vielen Jahren am Aufbau der globalen Infrastruktur, natürlich auch zum eigenen Vorteil, und lässt unter anderem mehrere Tausend Kilometer lange Unterseekabel verlegen. Ein sehr großes Projekt kommt nun allerdings aufgrund des US-Handelskriegs ins Straucheln und kann wohl nur zur Hälfte in Betrieb gehen. Das gemeinsam mit Facebook verlegte Unterseekabel zwischen den USA und China kommt zu einer Unzeit. Dabei könnte es laut den aktuellen Traffic-Zahlen vor allem Google sehr gut gebrauchen.
Die Verlegung von Unterseekabeln gehört zu den teuersten Infrastruktur-Projekten überhaupt und deshalb wird deren Bau sehr häufig von sehr vielen Partnern in Kooperation finanziert. Google hat aber auch schon einige Kabel in Eigenregie verlegt und vor einigen Monaten mit dem Bau eines neuen Kabels zwischen Europa und den USA ein weiteres Projekt angekündigt. Wie sich nun an einem aktuellen Projekt zeigt, hat so etwas aber auch hohe politische Brisanz.
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Gemeinsam mit Facebook und einige anderen Unternehmen hat Google Ende 2016 den Bau des Pacific Light Cable zwischen Los Angeles und Hong Kong angekündigt und schon kurz darauf mit den Vorbereitungen begonnen. Nun ist das 400 Millionen Dollar schwere und 13.000 Kilometer lange Projekt so gut wie abgeschlossen, das Kabel verlegt und alles wartet auf das Startsignal. Das neue Kabel soll vor allem die Rechenzentren von Google und Facebook zwischen den USA und Asien stärker miteinander verknüpfen und hat dementsprechend eine große Bedeutung. Das Kabel bietet eine Leistung von bis zu 120 Terabit pro Sekunde.
Nun kommt das Projekt kurz vor der Inbetriebnahme allerdings ins Stocken, denn eine direkte Leitung zwischen den USA und Asien bzw. China scheint in der aktuellen US-Politik sehr problematisch zu sein – was vor vier Jahren natürlich in der Form nicht absehbar gewesen ist. Und so haben Google und Facebook nun beantragt, das Unterseekabel erst einmal auf der Strecke USA – Philippinen bzw. USA – Taiwan in Betrieb zu nehmen. Der bis China reichende Teil hingegen wird erst einmal ungenutzt bleiben.
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Problematisch ist aber nicht nur der Verlauf des Kabels nach China, sondern viel mehr die anderen beteiligten Unternehmen. Nur 4 der 6 Fasern gehören Google und Facebook, während die beiden anderen Adern von einem chinesischen Unternehmen betrieben werden. Konkret gehört es der Pacific Light Data Communication, die nach einem Verkauf nun zu einem großen Teil dem chinesischen Unternehmen Dr. Peng Telecom & Media Co. gehört, das seinen Sitz in Peking hat.
Der größte Knackpunkt ist, dass Dr. Peng Telecom sehr eng mit Huawei zusammenarbeitet – und damit hängt plötzlich ein rotes Tuch über dem Kabel. Die USA tun sich wohl sehr schwer damit, ein Unterseekabel bis vor die eigene Haustür und in die Rechenzentren von Google und Facebook hinein zu genehmigen, über das auch Huawei eine Stückweit eine Kontrolle hat. Gerade in Zeiten, in denen die USA den Ausschluss von Huawei aus allen wichtigen Infrastruktur-Projekten fordern, ein sehr schweres Unterfangen.
Und so wird das Kabel für Google und Facebook immer mehr zum Millionengrab, denn die Verbindungen nach Taiwan und Philippinen kann man wohl nur als Schadensbegrenzung betrachten. So lange sich an der politischen Lage nichts ändert, was nach aktuellen Prognosen zur US-Präsidentschaftswahl wohl nicht vor 2024 der Fall ist, wird das Kabel also zu großen Teilen ungenutzt bleiben.