Die meisten Nutzer dürften den Google Assistant per Sprachsteuerung verwenden und sich somit ein gewisses Kontingent an Sprachbefehlen aufgebaut haben, die sie immer wieder an den Assistenten richten. In der letzten Zeit häufen sich allerdings Berichte über völlig falsche Erkennungen bzw. einer auffällig mangelnden „Intelligenz“ des Assistenten. Einige Nutzer berichten nun davon, dass sie nicht einmal mehr ihr Smart Home steuern können.
Der Google Assistant glänzte in der Vergangenheit immer wieder mit sehr hohen Erkennungsraten und war der Konkurrenz in vielen Punkten teilweise weit überlegen – aber das scheint sich zumindest auf der ersten Ebene langsam zu ändern. Zwar dürfte der Google Assistant noch immer der „klügste“ sein, der die meisten Informationen liefern kann, aber diese müssen sich dafür eben auch abrufen lassen. Und genau daran scheitert es immer häufiger.
Smart Home: Google macht Bestätigung in zwei Schritten für alle Nest-Nutzer zur Pflicht
Viele Nutzer steuern ihr Smart Home mit dem Google Assistant und lassen per Sprachbefehl Lichter und Heizungen einschalten oder ausschalten, Jalousien herauffahren, Musik und Filme starten und vieles mehr. Die Befehle dafür sind sehr generisch und können auch mit leichten Abwandlungen ausgesprochen werden – Hauptsache die wichtigsten Schlagwörter sind enthalten: Was, wo und welches Objekt. „Licht einschalten Wohnzimmer“ klingt nicht natürlich, funktioniert aber genauso wie „Schalte bitte das Licht im Wohnzimmer ein“.
Nun berichten einige Nutzer davon, dass diese seit langer Zeit nutzbaren Sprachbefehle in jüngster Vergangenheit nur noch mit Mühe erfolgreich an den Assistenten vermittelt werden. Viele Aufforderungen werden als Titel von Musikvideos oder Auszügen von Songtexten erkannt. Ein Nutzer versucht seit langer Zeit vergeblich, die Lichter im Wohnzimmer auszuschalten – scheitert aber mit dem üblichen Befehl an dieser simplen Aufgabe.
Ein konkretes Beispiel: Der Befehl „Hey Google, turn off the family room lights“ führt direkt zum Musikvideo zu When I turn off the living room light von The Kinks. Das ist natürlich nicht zielführend, lässt sich aber kaum umgehen. Ein möglicher Workaround war es, diesen Befehl auf einen Smart Speaker ohne Display zu geben, sodass die YouTube-App nicht aufgerufen werden kann. Dann hat es funktioniert.
Eine weitere Lösung besteht darin, die Sprachbefehle stark abzuwandeln oder zu kürzen, sodass keine Songtitel mehr erkannt werden können – aber auch das ist natürlich nicht unbedingt zielführend und wenig komfortabel. Dazu kommt, dass aufgrund der Fülle an Musiktiteln praktisch jeder gängige Befehl irgendwo schon Mal vorgekommen ist und statt des Ausführens der Aktion dann eben Musikvideos abgespielt werden. Da ist es dann doch bequemer, selbst zum Schalter zu gehen als ständig Musikvideos zu stoppen und nach dem funktionierenden Befehl zu suchen.
In den Kommentaren bei AndroidPolice melden sich aber auch viele weitere Nutzer zu Wort, die ebenfalls mit Problemen der YouTube Music-App zu kämpfen haben. Selbst bei der Anfrage nach einfachen Informationen wie dem Verkehr starten plötzlich Musikvideos. Aber auch die ausdrückliche Anforderung von Musik führt dazu, dass dennoch YouTube Music aufgerufen und ein Musikvideo gestartet wird – obwohl der Nutzer nur den Sound hören wollte.
Das Problem scheint schon seit längerer Zeit zu bestehen und tatsächlich ist es vorstellbar, dass das von Google nicht ganz unabsichtlich umgesetzt wurde – um YouTube Music zu pushen. Die Musikplattform hat das dringend nötig und rennt den etablierten Streaminganbietern hinterher. Ob ein solches Marketing zielführend ist, ist wieder eine andere Frage – schlussendlich wird es wohl eher auf die Akzeptanz des Google Assistant negativ zurückfallen. Natürlich kann das auch versehentlich passieren, aber dass jedes Mal YouTube Music anspringt – und das seit Wochen oder Monaten – klingt eher nicht nach Zufall.