Die Datenbrille Google Glass wird im Allgemeinen als einer der größten Flops in der Google-Geschichte gezählt – das stimmt allerdings nur zum Teil. Tatsächlich war Glass nur für einen sehr kurzen Zeitraum verschwunden und wird heute vor allem unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Unternehmen eingesetzt. Das könnte sich irgendwann wieder ändern und nun macht Google den ersten Schritt in diese Richtung: Ab sofort kann Glass von jedem interessierten Entwickler erworben werden.
Google hat nach dem Flop von „Google Glass“ weiter an dem Projekt festgehalten und entwickelt es seit langer Zeit nur noch als „Glass“ weiter, das erst wieder zurück in die Alphabet-Labore gewandert ist und mittlerweile als echte Google-Tochter zählt. Mittlerweile ist Glass ein reines Enterprise-Produkt für Unternehmen und wird dort eingesetzt, wo die Mitarbeiter ständig aktuelle Informationen benötigen, aber keine Hand frei haben. Ein beliebtes Beispiel ist der Einsatz in Lagerhallen.
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Um Glass ist es sehr ruhig geworden, aber hinter verschlossenen Türen wurde das Produkt weiterentwickelt und schon seit dem vergangenen Jahr einigen Business-Partnern zur Verfügung gestellt, die es schon vorab über einen langen Zeitraum im Einsatz hatten. Zu den Partnern gehörte unter anderem auch die Deutsche Post DHL sowie weitere Partner, bei denen die Mitarbeiter ständig neue Daten griffbereit haben und so auf zusätzliche Monitore oder Endgeräte verzichten können. Und genau in dem Bereich soll Glass nun auch bleiben.
Das neue Produkt wurde im Mai vergangenen Jahres offiziell vorgestellt und nennt sich Glass Enterprise Edition 2. Unternehmen wurde es bisher ab 999 Dollar angeboten und nun können auch interessierte Entwickler es direkt bei einigen Google-Partnern für Preise um gut 1.100 Dollar bestellen. Grundlegend wurde das Glass-Konzept für die Enterprise Edition beibehalten, aber die Komponenten wurden natürlich aktualisiert. Die Qualität und Performance der Kamera wurde verbessert, die Akku-Laufzeit deutlich erhöht, ein USB-C Port zum schnellen Aufladen integriert und das Betriebssystem auf Android umgestellt, sodass bestehende Apps leichter migriert werden können.
Google betont, dass es sich bei der neuen Version, die nun käuflich erworben werden kann, um ein Produkt für Entwickler handelt, das nicht für den praktischen Einsatz konzipiert ist. Es ist in dem Punkt vergleichbar mit der neuen Android TV-Hardware und richtet sich eben an die Entwickler, die ihre Apps oder Schnittstellen testen möchten. Allerdings kann das auch als erster Schritt gewertet werden, Glass eines Tages wieder ein Comeback für Privatnutzer zu ermöglichen.
Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Glass eines (schönen?) Tages auch wieder für Privatnutzer angeboten werden soll. Die Zeiten haben sich damals stark geändert, denn heute teilen die Menschen noch mehr Informationen als zuvor. Zwar ist auch die Privatsphäre und der Datenschutz heute deutlich wichtiger als damals und fest in den Köpfen der Menschen verankert, aber dennoch dürfte das Gerät heute längst keinen Mini-Shitstorm mehr hervorrufen und entweder akzeptiert werden oder ein weiteres Mal untergehen. Bis dahin soll die Brille aber weiter bei den Business-Kunden reifen und sicherlich der Markt weiter beobachtet werden. Viele Überlegungen und Thesen zu einem großen Comeback von Google Glass findet ihr im folgenden verlinkten Artikel.