Google Chrome ist mit großem Abstand der weltweit populärste Browser und wird plattformübergreifend von mehr als einer Milliarde Nutzer verwendet. Diese Popularität hat seine Gründe – einer davon wird die tiefe Integration der Google-Dienste sein. Andere wiederum sehen genau das als Schwachstelle bzw. No-Go im Browser. Genau für diese Nutzer könnte der Ungoogled Chrome interessant sein.
Google ist es innerhalb weniger Jahre gelungen, an die Browserspitze zu gelangen und sowohl den beliebten Firefox als auch den damals noch marktführenden Internet Explorer zu überholen. Heute liegen die Marktanteile so weit auseinander, dass es nahezu ausgeschlossen scheint, eines Tages wieder den Firefox oder Microsoft Edge an der Spitze zu sehen. Ein solches Kunststück könnte höchstens einem neuen Browser gelingen, der den Markt auf den Kopf stellt.
Google Chrome: Der Browser bekommt eine umfangreiche Cookie-Verwaltung (Screenshot)
Wenn man sich so umhört, stören sich viele Nutzer bei Google Chrome vor allem an einem: An Google. Sie möchten also Google Chrome ohne Google. Das ist zwar prinzipiell durch die Nutzung vom zugrunde liegenden Chromium-Projekt möglich, das allerdings schon wieder soweit abgespeckt ist, dass es auch wieder Niemandem recht ist. Wer im Chromium-Ökosystem bleiben möchte, könnte natürlich auch auf den neuen Microsoft Chromium Edge wechseln. Aber Google durch Microsoft zu ersetzen bringt einen dann auch wieder vom Regen in die Traufe.
Das Projekt Ungoogled Chrome hat sich diesem „Problem“ angenommen und bietet genau das, was einige Nutzer immer wieder fordern: Google Chrome ohne Google. Der Browser orientiert sich soweit wie möglich am großen Vorbild, hat aber alle Google-Verknüpfungen entfernt. Man könnte also sagen, dass es eher ein Google Chrome-basierter Browser statt ein Chromium-basierter Browser ist. Die Entwickler müssen natürlich mit jeder Chrome-Version nachbessern und immer wieder alle Verbindungen zu Google kappen – soweit das möglich ist.
Das bedeutet, dass sich die Google-Suche nicht über die Adressleiste aufrufen lässt, es keinen Google-Login im Browser gibt, es gibt dementsprechend keine Synchronisierung, es werden keine Passwörter in der Cloud gespeichert und vieles mehr. Ein strittiger Kritikpunkt: Auch Googles Safebrowsing ist nicht Bestandteil des Browsers, obwohl diese Technologie auch in vielen anderen Browsern – unter anderem Firefox – zu finden ist.
Natürlich ist der Browser vollgepackt mit Google-Technologien, denn Chromium wird nun einmal zu großen Teilen von Google entwickelt. Aber auf diese möchte man auch gar nicht verzichten, sondern lediglich die Komponenten entfernen, die eine Verbindung zu Google-Servern aufbauen, Daten übertragen und das Tracking ermöglichen. Zusätzlich bringen die Entwickler aber auch neue Features mit, die unter Chrome noch nicht zur Verfügung stehen und dank einer erweiterten Flags-Liste aktiviert werden können.
Wer sich für den Browser interessiert, kann ihn kostenlos herunterladen. Vielleicht wird der eine oder andere bemerken, was ihm ohne Google-Dienste alles fehlt. Viele, die einen solchen Browser überhaupt erst in Betracht ziehen, könnte damit aber ganz Happy sein. Das Projekt wird seit langer Zeit gut gepflegt und wurde gerade auf den neuesten Stand von Google Chrome 80 gebracht – ihr müsst also auf keine Neuerungen oder Sicherheitsfeatures verzichten. Das gilt allerdings eher für die Beta- und Dev-Versionen, die stabile Version ist für viele Plattformen einige Releases hinterher.
Ein weiterer Vorteil: Der Browser muss nicht installiert werden und kann somit als portable Version direkt gestartet werden.