Vor wenigen Tagen hat Google die erste Android 11 Developer Preview veröffentlicht, die bereits einen ganzen Schwung neuer Funktionen auf die Pixel-Smartphones der mutigen Tester gebracht hat. In den nächsten fünf geplanten Vorabversionen werden sicher noch eine ganze Reihe an Neuerungen folgen – insbesondere bei der ersten Beta. In diesem Artikel zeigen wir euch alle in den vergangenen Monaten bekannt gewordenen Features auf, die es noch nicht oder nicht vollständig in die erste Version geschafft haben.
Die Hinweise auf die erste Android 11 Developer Preview hatten sich in den Tagen vor dem Release schon verdichtet und hätten eigentlich Beweis genug sein müssen, dass es in diesem Jahr alles ein wenig schneller gehen wird. Bisher sieht es zwar so aus, dass der Zeitraum der Beta-Phase einfach noch weiter gestreckt wird, aber weil Google die letzten beiden Termine bis zur finalen Version nur sehr grob festgelegt hat, ist auch ein früherer Release der finalen Version nicht ausgeschlossen. Den offiziellen Zeitplan findet ihr in diesem Artikel.
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Android 11 ist da – viel früher als erwartet. Google hat mit der ersten Developer Preview bereits viele Neuerungen in das Betriebssystem gebracht, die in den kommenden Monaten wohl um viele weitere Features erweitert werden. Die aktuelle Developer Preview richtet sich allerdings, wie der Name schon vermuten lässt, eher an Entwickler und beschäftigt sich vor allem mit Entwicklungen unter der Haube. Neue Features für die Endnutzer stehen aktuell noch nicht im Fokus.
Android 11 = Android R
Intern wird Android 11 als Android R geführt, in der Öffentlichkeit wird das Betriebssystem aber von Beginn an als „Android 11“ bezeichnet. Das wurde schon im vergangenen Jahr anlässlich der Änderung des Android-Namensschemas bekannt gegeben und soll unter anderem dafür sorgen, dass die Bezeichnung von Beginn an gleich bleibt und es keine Verwirrungen gibt. Bisher wurde stets z.B. von „Android P“ gesprochen, bevor es dann auf einmal „Android Pie“ oder gar „Android 9.0“ hieß.
Weil Android ein Open Source-Betriebssystem ist und Google keine große Geheimhaltung betreibt, sind schon jetzt viele Neuerungen bekannt, die mit ziemlicher Sicherheit in diesem Jahr Einzug in das Betriebssystem halten werden. Hier findet ihr einen schnellen Überblick über alle bereits bekannten Änderungen und Neuerungen, die ab Herbst auf die ersten Smartphones ausgerollt werden, aber in der ersten Developer Preview noch nicht zu finden waren bzw. noch nicht vollständig umgesetzt wurden.
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Ultra Low power mode
Der Flaschenhals der mobilen Geräte ist auch heute noch der Akku. Das wird auch Google nicht ändern können, sorgt aber mit neuen Software-Features dafür, dass sich der Akkuverbrauch der Android-Smartphones weiter reduziert. Dafür wird der Ultra low power mode eingeführt, der das Smartphone zwar zu einem klassischen Smartphone wandelt – sowohl in puncto Funktionsumfang als auch dem Display – aber dafür noch viele weitere Stunden auf Empfang bleiben kann.
» So funktioniert der neue Ultra low power mode
Native Drucker-Anbindung
Immer mehr Nutzer wollen auch vom Smartphone drucken, müssen derzeit aber noch umständliche Wege oder von den Herstellern angebotene Apps in Kauf nehmen. Mit Android 11 wird sich das ändern, denn das Betriebssystem soll an vielen Stellen eine native Drucken-Funktion anbieten, bei der das Betriebssystem die Umwandlung und Übertragung an den Drucker übernimmt. Das macht Drittanbieter-Apps überflüssig und dürfte wohl auch zuverlässiger als bisher funktionieren.
» Alle Informationen zur neuen Druckeranbindung
Neues Dateisystem (eventuell)
Ein Feature, das erst vor wenigen Tagen bekannt geworden ist und möglicherweise schon erste Spuren in Android 11 hinterlassen wird: Das Betriebssystem erhält ein neues Incremental File System und wird es ermöglichen, Spiele noch vor dem vollständigen Download zu zocken. Vielleicht ein Segen für alle eiligen Spieler, die die langwierigen und gigantischen Downloads nicht abwarten können.
» Erste Details zum neuen Android 11-Dateisystem
117 neue Emojis
Was wäre eine neue Android-Version ohne neue Emojis? Das denken sich auch Googles Emoji-Designer und bringen natürlich auch in diesem Jahr wieder die von Unicode neu eingeführten Bildchen in das Betriebssystem. Die Erweiterung ist wieder einmal umstritten und mittlerweile nimmt Google auch nicht mehr nur die passive Rolle ein, sondern wirkt aktiv an der Gestaltung des Standards mit. Die Auswirkungen in Form eines Gender-Wahns und der Unterstützung zahlreicher Randgruppen (nicht negativ gemeint!) kann jeder Nutzer aktueller Betriebssysteme spüren.
Ein Video mit allen bisher bekannten neuen Android 11-Emojis findet ihr unter folgendem Link:
» Das sind die neuen Android 11-Emojis
Schneller Datenaustausch mit Nearby Sharing
Der Datenaustausch zwischen zwei Smartphones ohne Internetverbindung wird zu einem großen Thema und wird ganz aktuell von Samsung und auch von Google bearbeitet. Samsung wirft Quick Share in den Ring und Google versucht es mit Nearby Sharing. Ob es Teil von Android 11 sein wird oder für alle Android-Versionen nutzbar ist, ist aktuell noch nicht bekannt.
» So funktioniert Nearby Sharing
» Nearby Sharing im Einsatz (Video)
Bubble-Benachrichtigungen
Google experimentiert schon seit längerer Zeit mit neuen Formen der Benachrichtigungen und will vom reinen Listen-System weg. Ein beliebtes Vehikel sind die Bubble-Benachrichtigungen, die direkt als Overlay auf dem Display erscheinen. Diese sollen aber nicht nur auf eingegangene Informationen hinweisen, sondern auch jede Menge Interaktivität und schwebende Apps bieten. Ein spannendes Thema, das man aber schon vom Facebook Messenger kennt. In der ersten Android 11 Developer Preview ist das Features bereits zu sehen, aber noch nicht vollständig nutzbar.
» Das sind die neuen Android 11 Bubble-Benachrichtigungen
Keine Video-Limits mehr
Android trägt noch einige Altlasten aus Versionen der grauen Vorzeit mit sich, die sich bei der Aufnahme sehr großer Videos zeigen. Ab einer Grenze von 4 GB ist Schluss und es muss eine neue Videodatei begonnen werden. Weil das in der heutigen Zeit aber schneller als damals gedacht erreicht werden könnte, wird Google dieses Limit in Android 11 durch neue Technologien aufheben.
» Die Videobeschränkungen von Android
Neuer Screenrecorder
Screenshots aufnehmen kann jeder (siehe nächster Punkt), aber das Erstellen von Screencasts des gesamten Displays geht dann schon in einen Spezialbereich, der einige Tücken hat. Google will mit Android 11 einen eigenen Screenrecorder bringen, der die vielen zusätzlichen Apps überflüssig macht. Das Tool ist schon jetzt in Android 10 und auch in der ersten Android 11 Developer Preview enthalten und kann von allen Pixel-Nutzern bereits ausprobiert werden.
» So nutzt ihr den neuen Screenrecorder
Scroll-Screenshots
Android kann standardmäßig nur Screenshots von der aktuellen Ansicht aufnehmen, die exakt die gleiche Größe haben wie das Smartphone-Display. Nach längerer Diskussion und einigen Peinlichkeiten hatte der Android-Chef vor einigen Monaten endlich angekündigt, die „Scroll-Screenshots“ zu Android 11 bringen zu wollen. Dabei handelt es sich um die native Möglichkeit, Screenshots von der gesamten Ansicht anzufertigen, die nicht nur den sichtbaren Bereich abdeckt. Tatsächlich hat sich das Feature bereits in Android 11 gezeigt, ist aber noch nicht nutzbar.
» Mehr Informationen zu den Scroll-Screenshots
Ausweis & Führerschein auf dem Smartphone
Das Smartphone ist aus dem Alltag vieler Menschen absolut nicht mehr wegzudenken und ohnehin stets in der Hosentasche oder Handtasche mit dabei. Im Laufe der Jahre hat das Smartphone nicht nur das Handy, sondern auch den Musikplayer, die Kamera, die Kreditkarte und mehr ersetzt – warum also nicht auch die Ausweisdokumente? Genau daran arbeitet Google bereits seit geraumer Zeit und wird aller Voraussicht nach mit Android 11 erstmals die Möglichkeit anbieten, diese Dokumente mit einer sicheren Methode manipulationssicher zu speichern.
Ob die Nutzung dann erlaubt ist bzw. von den Behörden akzeptiert wird, ist dann wieder eine andere Frage.
» Mehr Informationen zu den Ausweisen auf dem Android-Smartphone
Stadia-Integration
Stadia ist für Google von größter Bedeutung, was immer wieder betont wird. Um diesen Beweis anzutreten, wird die Spieleplattform auf irgendeine Art und Weise tief in Android 11 integriert. Dabei ist nicht die Rede von der Stadia-App, die ja ohnehin bereits verfügbar ist, sondern von einer tiefen Einbindung der Spieleplattform in das Betriebssystem. Es ist nicht davon auszugehen, dass hier nur von einer System-App die Rede ist, sondern Stadia eine größere Bedeutung für Spiele bekommen wird.
» Weitere Details zur Stadia-Integration
Einschränkungen des Dateizugriffs
Bisher haben App-Entwickler in puncto Dateizugriff völlig freie Hand und können nach einmaliger Genehmigung durch den Nutzer auf alle Daten des Smartphones zugreifen. Das empfindet Google nun als Sicherheitslücke und wird dem einen Riegel vorschieben. Durch eine Reihe von neuen Voraussetzungen soll sichergestellt werden, dass Apps nur noch auf unbedingt notwendige Daten zugreifen können, aber zugleich der Komfort nicht zu stark leidet. Ein Drahtseilakt, der noch für viele Diskussionen sorgen wird.
» Mehr Informationen zu den neuen Datei-Einschränkungen
Neuer Flugzeugmodus
Der Flugzeugmodus gehört mit zu den ältesten Dingen im Android-Betriebssystem, die nach der Fertigstellung nie wieder angefasst worden sind. Mit Android 11 wird sich das ändern, denn auch dieser Modus soll ein Stück weit intelligenter werden und dem Nutzer bei Aktivierung nicht mehr die Musik aus den Bluetooth-Lautsprechern abdrehen. Stattdessen soll das Betriebssystem erkennen, wenn der Nutzer Musik hört, und nur alle anderen Verbindungen abseits der Musikübertragung trennen. In der ersten Android 11 Developer Preview greift das Feature bereits, lässt Bluetooth aber auch dann aktiviert, wenn kein Gerät drahtlos angebunden ist.
» Mehr Informationen zum neuen Flugzeugmodus
Verbesserungen für App-Entwickler
Auch App-Entwickler dürfen sich freuen, denn ihnen wird es ab Android 11 etwas leichter gemacht, die kommenden Änderungen an den APIs und Umgebungsfunktionen des Betriebssystems zu testen. Dafür wird es einen neuen Bereich in den Entwickleroptionen geben, der das Aktivieren und Deaktivieren vieler Änderungen und Funktionen ermöglicht, um die Auswirkungen auf die eigene App zu testen.
» Mehr Informationen zur neuen Entwickler-App
Bei all diesen Neuerungen ist es natürlich jederzeit möglich, dass sie stark umgebaut oder doch noch zurückgezogen werden. Auch in der Beta-Phase werden immer wieder Neuerungen ausgerollt, zurückgezogen und dann schlussendlich vielleicht doch wieder etwas anders umgesetzt. Aktuell ist Android 11 noch in einer sehr frühen Phase und gerade für die Kleinigkeiten sind sicherlich noch keine finalen Entscheidungen getroffen. Spätestens mit der ersten Android 11 Beta sind wir dann schon sehr viel klüger.