Google liefert zu Beginn jedes Monats ein aktuelles Android-Sicherheitsupdate und im Spätsommer / Herbst eine neue Android-Version aus. Beides wird den Smartphone-Herstellern schon frühzeitig zur Verfügung gestellt, sodass sie genügend Zeit haben, diese Updates zeitnah auf die Smartphones der Nutzer zu verteilen – was aber nur bei den wenigsten Herstellern zuverlässig funktioniert. Mit einer Reihe von Maßnahmen steuert Google seit einiger Zeit gegen und konnte das Problem dank einiger Technologien bereits reduzieren.
Global betrachtet gibt es nur zwei Smartphone-Betriebssysteme von Bedeutung, die gemeinsam auf einen gerundeten Marktanteil von 100 Prozent kommen: Android und iOS. Beide Betriebssystem werden natürlich unweigerlich immer wieder miteinander verglichen und sowohl die iPhone-Nutzer als auch Apple selbst legen immer wieder gerne den Finger in die Wunde, wenn es um die Verbreitung der aktuellen Betriebssystem-Version oder auch der Sicherheitsupdates geht. Das will Google aber nicht auf sich sitzen lassen.
Android: Smartphone-Hersteller verpfuschen die Sicherheitsupdates – Googler beklagt unnötige Eingriffe
Über das Update-Debakel könnte man ganze Bücher füllen und auch wir haben dieses Problem hier im Blog schon häufig thematisiert, denn es schien viele Jahre lang nahezu unlösbar. Google als Android-Entwickler produziert zwar jedes Jahr eine neue Version und veröffentlicht zusätzlich jeden Monat ein Sicherheitsupdate, aber in den ersten Tagen und Wochen schlägt dieses außerhalb des Pixel-Universums nur auf sehr wenigen Geräten auf. Das ist aber nicht die Schuld von Google, zumindest nicht direkt.
Google stellt die jeweils aktuellen Versionen und Updates allen Nutzern zum Download zur Verfügung – den Smartphone-Herstellern sogar noch sehr viel früher. Allerdings zeigen sich die Hersteller meist wenig motiviert, das Update zu verarbeiten, entsprechend für ihre Smartphones anzupassen und auf die bereits verkauften Geräte auszurollen. Sie tun es zwar, weil sie müssen, aber könnten das auch deutlich schneller tun. Googles Schuld ist in der Vergangenheit zu suchen, als das Betriebssystem vor vielen Jahren konzipiert wurde. Natürlich war damals noch nicht abzusehen, welche Bedeutung Android und Smartphones allgemein eines Tages bekommen werden, aber es ist dieses Versäumnis in der Vergangenheit, das bis heute für Probleme sorgt.
Doch Google kämpft seit einigen Jahren verstärkt gegen diese Problematik an und kann mittlerweile erste Erfolge feiern und die Früchte dieser harten Arbeit ernten. Und weil das so gut funktioniert, werden immer weitere Projekte mit ähnlicher Zielrichtung angestoßen. Ein kurzer Überblick über die Anstrengungen der letzten Jahre.
Project Treble – das modulare Android
Das Project Treble wurde mit Android Oreo eingeführt und hat den gesamten Unterbau des Betriebssystems in mehrere Layer aufgeteilt. Die Smartphone-Hersteller müssen seitdem für viele Anpassungen nur noch den obersten Layer austauschen und anpassen, während die unteren Ebenen direkt von Google übernommen werden können. Eine enorme Zeitersparnis, die mit dem Update auf Android 9 Pie erste Erfolge gezeigt hat und auch das Update auf Android 10 beschleunigt haben dürfte.
Mit dem Project Treble hat Googles Wandlung der Android-Architektur begonnen, was nach damaligen Aussagen der Entwickler ein großer Kraftakt gewesen ist – aber einer, der sich gelohnt hat.
» Alle Informationen zum Project Treble
Project Mainline – Updates über den Play Store
Mit dem Project Mainline wird die Arbeit des Project Treble fortgesetzt und große Teil des Kerns als einzelne Module herausgelöst. Viele Bestandteile unter der Haube des Betriebssystems lassen sich damit direkt über den Play Store von Google aktualisieren, ohne dass der Nutzer es bemerkt oder der Smartphone-Hersteller überhaupt eingreifen muss. Mainline ist ab Android 10 im Betriebssystem enthalten und kann schon heute dafür sorgen, dass gravierende Sicherheitslücken sehr schnell geschlossen werden – auch ohne monatliches Sicherheitsupdate.
» Alle Informationen zum Project Mainline
Neuer Linux-Kernel
Ein ganz neues Projekt, über das die Android-Entwickler erst Ende letzten Jahres erstmals gesprochen haben: Der Android-Kernel soll vollständig auf den Linux-Kernel setzen und in Zukunft keine Anpassungen mehr erfordern. Alle notwendigen Anpassungen der Chipset-Hersteller wie etwa Qualcomm oder Samsung sollen über Module integriert werden. Auf diese Weise könnte Google stets auf den neuesten stabilen Linux-Kernel setzen und würde auch selbst viel Zeit für Anpassungen ersparen.
Das wiederum verschafft allen Beteiligten mehr Zeit und könnte dafür sorgen, dass der Android-Kern den Smartphone-Herstellern noch früher für erste Anpassungen ihrerseits zur Verfügung gestellt werden kann. Derzeit ist das aber noch Theorie und könnte frühestens mit Android 11 eingeführt werden, bisher gab es in dieser Richtung aber keine konkrete Ankündigung.
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Googles Update-Zwang
Google hat die Smartphone-Hersteller nicht nur zu den Sicherheitsupdates verdonnert, sondern schreibt auch vor, dass ein Android-Smartphone für mindestens zwei Jahre nach dem Verkaufsstart mit Updates versorgt werden muss. Leider wird nicht eindeutige festgelegt, wie häufig diese Updates kommen sollen. Das ist somit ein sehr breiter Rahmen ohne jeglichen Zeitangaben und bis heute gab es auch keine bekannten Sanktionen, aber dennoch ist es ein Schritt in die richtige Richtung.
Viele Smartphone-Hersteller dürften diese Vorgaben kennen, sich aus den erwähnten Gründen aber kaum daran halten. Wer also Anfang 2020 vorgibt, an dem Android 10-Update zu arbeiten, hat den Soll schon erfüllt. Ob das Update dann Anfang 2020 oder erst nach dem Release von Android 11 ausgerollt wird, interessiert dabei schon gar nicht mehr. Und so kommt es, dass Firmen wie Sony den Rollout von Android 10 erst weit nach dem Release von Android 11 abschließen werden. Damit macht man sich aber natürlich auch im eigenen Kundenkreis keine Freunde.
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Alle diese Projekte werden in den nächsten Jahren verstärkt dazu beitragen, dass sich neue Android-Versionen sehr viel schneller als bisher verbreiten können. Allerdings bleibt der Flaschenhals Smartphone-Hersteller auch weiterhin bestehen, die schlussendlich die Kontrolle über die Auslieferung haben. Mittlerweile ist aber nicht mehr nur die Dauer bis zum Rollout des Updates ein großes Problem, sondern zunehmend auch das Hereinpfuschen der Hersteller – was dann auch gleich wieder erklärt, warum die Updates soviel Zeit benötigen. Mehr dazu findet ihr unter folgendem Link: