Bei der Google-Mutter Alphabet könnte es in nächster Zeit zu großen Veränderungen kommen – in welcher Form auch immer. Seit wenigen Wochen steht Google-CEO Sundar Pichai an der Spitze der Alphabet Holding und dürfte eine klare Strategie verfolgen, um den Konzern endlich auf Kurs zu bringen. In der jüngsten Vergangenheit gab es bereits einige Umstrukturierungen, sodass wir uns in diesem Artikel noch einmal genau ansehen, aus welchen Unternehmen die Alphabet Inc. derzeit besteht.
Mitte 2015 haben die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin große Veränderungen bei dem von ihnen gegründeten Unternehmen angekündigt, die zügig umgesetzt wurden. Google wird zu einer 100%igen Tochter der neu gegründeten Alphabet Holding, in der viele weitere Unternehmen und Moonshot-Projekte des Internetgiganten ausgelagert werden. Die beiden Gründer hatten außerdem Google verlassen und standen seitdem an der Spitze von Alphabet. Ende 2019 hatten sie angekündigt, die Alphabet-Spitze zu verlassen.
Wahnsinn: Google-Mutter Alphabet ist erstmals mehr als eine Billion Dollar wert! Sundar Pichais Vorschuss
Seit einigen Wochen steht der Google-CEO Sundar Pichai auch an der Spitze von Alphabet und ist somit nicht nur CEO eines der größten Unternehmen der Welt, sondern gleichzeitig auch sein eigener Chef. Der Wechsel an der Spitze von Alphabet wurde unter anderem damit begründet, dass Sundar Pichai bei Google aus finanzieller Sicht einen exzellenten Job gemacht hat – und das ist korrekt. Bei Alphabet sieht es finanziell dagegen sehr düster aus und somit ist die Mission für Sundar Pichai eigentlich ganz klar.
Pichai hat bei Google für Ordnung gesorgt, dabei aber auch immer wieder nur wenig Rücksicht auf Verluste walten lassen. Intern ist die Zufriedenheit mit Pichai laut Umfragen nicht besonders hoch und auch viele Google-Nutzer suchen die Schuld an den zahlreichen Einstellungen und unpopulären Entscheidungen beim CEO. Inwieweit er tatsächlich in das Tagesgeschäft eingebunden ist und die Entscheidungen getroffen statt nur mitgetragen hat, lässt sich von Außen natürlich nicht bewerten.
Finanziell steht Google so gut da wie niemals zuvor und ist im wahrsten Sinne des Wortes die Gelddruckmaschine von Alphabet. Aber welche Unternehmen tummeln sich noch im Alphabet-Universum und dürfen sich somit als Google-Schwestern bezeichnen? Wir zeigen euch einen Überblick der aktuellen Struktur des Billionen-Konzerns.
Das sind die Alphabet-Unternehmen
- Access & Energy Betreibt unter anderem das Netzwerk Project Fiber
- Calico Das Unternehmen forscht tatsächlich am ewigen Leben
- Deepmind Die Tochter rund um die Erforschung der Künstlichen Intelligenz
- Google Capital Alphabets Bank. Stellt Kapital für andere Unternehmen zur Verfügung
- Google Ventures Der Risikokapitalgeber, über den Alphabet an Hunderten weiteren Startups beteiligt ist
- Loon Das ehemalige Google-Projekt bietet Internetzugänge und Netzwerke über schwebende Ballons an
- Sidewalk Labs Innovationen rund um Städtebau & Stadtprojekte
- Verily Thema Gesundheit, hat unter anderem die smarte Kontaktlinse und die Baseline Study hervorgebracht
- Waymo Entwicklung & Betrieb der selbstfahrenden Autos, soll in Zukunft zur zweiten Cashcow werden
- Wing Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Lieferdrohnen
- X Labor für hochexperimentelle Technologien, aus dem schon Waymo, Chronicle, Loon, Wing oder auch Google Glass stammte
Erst kürzlich wurden sowohl Nest als auch Jigsaw zu Google verschoben und sind somit keine Alphabet-Töchter mehr. Chronicle wurde im vergangenen Jahr zu Google Cloud verschoben.
Für die weltweit größte Holding ist die Liste zwar überraschend kurz, aber das dürfte auch an der Philosophie des gesamten Unternehmens liegen: Praktisch alle Töchter beschäftigen sich mit „Moonshots“, also Wetten auf zukünftige Technologien, die entweder abheben oder eben in der Versenkung verschwinden. Zwar sind einige Unternehmen, wie etwa Waymo, schon darüber hinaus, aber keines der Unternehmen verdient Geld – ganz im Gegenteil.
Fraglich, ob sich daran jemals etwas ändern wird, denn noch ist vollkommen unklar, wie die Holding mit einem „fertigen Unternehmen“ umgehen würde, das dementsprechend nicht mehr in die Moonshot-Kategorie passt. Wird es eine zweite Gelddruckmaschine, wird es für sehr viel Geld verkauft oder gar an die Börse gebracht? Möglicherweise wird es noch Jahre dauern, bis wir das erfahren.
Was bei der Liste weiterhin auffällt: Die gesamte Holding ist praktisch nicht über den damaligen Status der Ausgründung aus der Google Inc. hinausgekommen, obwohl es völlig anders geplant war. Jedes einzelne Unternehmen (!) hat seinen Ursprung bei Google. Seit fast fünf Jahren wurde kein neues Unternehmen gegründet oder ein ernsthaftes neues Projekt angeschoben. Das Highlight waren noch die Everyday Robots von X, die aber ebenfalls ihren Ursprung in Googles damaligen Robotik-Bemühungen haben.
Eric Schmidt, ehemaliger CEO von Google und späterer Vorstandsvorsitzender von Alphabet, hatte schon frühzeitig angekündigt, dass Alphabet bald aus „sehr viel mehr Unternehmen bestehen“ wird und auch vor großen Übernahmen und hohen Investments nichts zurückschrecken wird. Mit letztem Punkt sollte er recht behalten, doch der erste Teil des Satzes ist einfach verhallt. Und das seit fünf Jahren. Da muss man sich schon ernsthaft fragen, was die Alphabet-Führung eigentlich in diesem fast halben Jahrzehnt getan hat…
Vor wenigen Tagen wurde eine Übernahme von Tesla ins Spiel gebracht, was allerdings eher Google als Alphabet zugeordnet werden kann. Abgesehen davon, dass ein solcher Deal wohl nicht zustandekommen wird, würde Tesla überhaupt nicht zu Alphabet passen und eher ein neues Geschäftsfeld für Google bedeuten. Alphabet hingegen wird wohl weiterhin die langjährigen Projekte betreuen, Geld verbrennen und darauf hoffen müssen, dass der ewige Google-Geldfluss nicht irgendwann abflaut. Denn spätestens dann würden zahlreiche Investoren wohl unbequeme Fragen stellen…