Stadia: Google will Valves Steam-Plattform unterstützen – warum das eine gute und auch eine schlechte Idee ist
Google hat mit der neuen Spieleplattform Stadia sehr große Pläne und dürfte langfristig das Ziel verfolgen, die Marktführerschaft zu übernehmen – die Frage ist nur, in welchem Bereich? Google ist bei Stadia Entwickler, Händler und auch Plattform bzw. Konsole zugleich und bietet ein Komplettpaket, das erst einmal angeschoben werden will. Die kürzlich bekannt gewordene Steam-Unterstützung in Chrome OS deutet darauf hin, dass sich Google auch der großen Valve-Vertriebsplattform anschließen wird.
Stadia spielt für Google eine sehr große Rolle, denn das Unternehmen ist mit der Spieleplattform nicht nur in einen völlig neuen Markt eingestiegen, sondern hat diese mit vielen weiteren Abteilungen und Produkten verknüpft. Der Google Assistant kommt in die Spielwelt, YouTube wird im hart umkämpften Lets Player-Markt gestärkt, Stadia wird zum Google Cloud-Großkunden, Android TV und Chrome OS profitieren von den Spielen und auch bis zu den ersten Werbeanzeigen in Spielen dürfte es nicht weit sein. Das gilt natürlich alles nur dann, wenn Stadia zum Erfolg geführt werden kann.
Stadia: Googles Spieleplattform kommt zu Android TV – Smart TV wird bei ersten Nutzern zum Cast-Empfänger
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Googles Chrome OS zukünftig Steam unterstützen soll. Dafür arbeitet Google gemeinsam mit Valve an einer Linux-Umsetzung für Chrome OS, die dann direkt im Betriebssystem ausgeführt werden kann. Im ersten Moment klingt das vielleicht nach keiner guten Idee, denn ausgerechnet jetzt wo Google mit Stadia den großen Zeh in der Tür zum Spielemarkt hat, will man die Konkurrenz stärken? Das erscheint erst einmal weniger Schlau.
Denkt man die ganze Geschichte etwas weiter, ergeben sich für Google und vielleicht auch für Steam allerdings Vorteile, die diese Integration wieder in ein anderes Licht rücken. Steam ist in erster Linie eine Vertriebsplattform, die von praktisch allen großen Spiele- und auch App-Entwickler genutzt wird, um Titel zu verkaufen und stets aktuell zu halten. Beim digitalen Vertrieb hat Steam eine riesige Marktmacht, gegen die Google gerade in den ersten Jahren kaum eine Chance hat.
Weil Stadia in mindestens drei Bereichen des Spielemarkts aktiv ist (Entwicklung, Vertrieb und als Spieleplattform), ist Steam nicht nur ein großer Konkurrent, sondern auch ein potenzieller Partner – und damit auch für Chrome OS eine Bereicherung. Für Android steht Steam längst zur Verfügung, es wird also auch Zeit für einen Chrome OS-Client.
Steam verkauft, Stadia spielt
Steam ist wie bereits gesagt in erster Linie die Vertriebsplattform und kümmert sich um den Verkauf der Titel. Genau in diesem Bereich hat Google schon vor dem Start der Spieleplattform angekündigt, dass sich Stadia auch für andere Vertriebswege öffnen wird. Konkret ging es damals um Ubisoft Uplay+, dessen über das Abo bezogene Spiele auch bei Stadia spielbar sein sollen. Dass nun auch bei Steam gekaufte Spiele zu Stadia kommen könnten erscheint vollkommen logisch.
Google verdient an den Abogebühren der Nutzer und sieht sich hauptsächlich als virtuelle in die Cloud ausgelagerte Spielekonsole. Sicherlich wird man auch beim Verkauf der Spiele über den Stadia Web Store den einen oder anderen Dollar verdienen, aber die Haupteinnahmequelle dürfte es nicht sein. Im Sinne der Stärkung der Cloud-Spielekonsole ist es nur sinnvoll, so viele Vertriebswege wie nur möglich aufzunehmen und dann eben auch einem kleinen Bereich des eigenen Produkts Konkurrenz zu machen.
Steam könnte auch zum Konkurrenten werden
Bisher ist die Steam-Unterstützung von Chrome OS der einzige Hinweis auf eine solche Zusammenarbeit, aber überraschend wäre eine zeitnahe Verkündung nicht. Dass kann sich natürlich auch schnell wieder ändern, wenn Steam eines Tages das seit längerer Zeit kolportierte eigene Cloud-Gaming ankündigt – aber Partnerschaften kommen und gehen. Wenn es Google gelingen sollt, genügend Spieler von Stadia zu überzeugen, wäre es ebenso wenig überraschend, dass die Brücken eines Tages auch wieder eingerissen werden. Aber erst einmal müssen sie aufgebaut werden.
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