Die Digital Wellbeing-Plattform spielt für Google derzeit eine große Rolle, denn mit der App und einigen Ablegern will man die Smartphone-Sucht in allen Phasen und Stufen bekämpfen. Mit einer einzelnen App ist das allerdings nicht getan, sodass Googles Entwickler sechs experimentelle Apps gestartet haben, die nun um drei weitere Neuzugänge erweitert werden. Auch die drei neuen Apps nehmen sich selbst nicht zu ernst und sollen eher das Problem verdeutlichen als beheben.
Was früher die Computer-Sucht war, ist heute die Smartphone-Sucht oder auch die Internet-sucht, mit dem ständigen Gefühl, etwas zu verpassen. Social Media-Plattformen wie Facebook, YouTube und Instagram sind daran nicht ganz unschuldig, aber auch Messenger haben einen großen Anteil daran, dass die Menschen sich nicht vom Smartphone lösen können – genauso wie die vielen mobilen Spiele. Und weil das Problem mittlerweile auch sehr viel ernster genommen wird, haben sich Googles Entwickler Gedanken darüber gemacht, wie die Smartphone-Nutzung zurückgefahren werden kann.
Mitte 2018 hat Google die Digital Wellbeing-Plattform vorgestellt, mit der man den Nutzern sehr genau vor Augen führen möchte, wie oft und wie lange sie ihr Smartphone verwenden und hat zugleich Werkzeuge in die Hand gegeben, die Nutzung einzuschränken. Und wer sein Smartphone mehrere Hundert Mal pro Tag entsperrt und bald auf zweistellige tägliche Nutzungsstunden kommt, hat ein ernstes Problem und sollte sich damit beschäftigen. Und genau an dieser Stelle möchte Google die Nutzer mit immer neuen Apps an die Hand nehmen.
Im Rahmen der Digital Wellbeing Experimente wurden nun drei neue kostenlose Android-Apps vorgestellt, mit denen die ersten Schritte hin zur optimierten Smartphone-Nutzung getan werden können. Es klingt erst einmal Paradox, für die Smartphone-weniger-Nutzen-Hilfe eine Smartphone-App zu nutzen, aber schaut euch die Apps und unsere kurze Beschreibung einfach einmal an. Je länger man darüber nachdenkt, desto sinnvoller klingt es, auch wenn man zuerst darüber lachen kann. Das gilt natürlich auch für die sechs bestehenden Apps. Eine gute Sache!
Envelope
Beginnen wir gleich einmal mit der kuriosesten App, die aber natürlich ebenfalls den ernsten Hintergrund unterstützt. Envelope weist euch an, dass ihr das Smartphone in einen zuvor per PDF ausgedruckten und gefalteten Umschlag einpackt. Dieser Umschlag erstreckt sich über das gesamte Display und erlaubt nur eine sehr eingeschränkte Nutzung des Smartphones. In obigem Video ist zu sehen, dass durch die Zahlen auf der Vorderseite Telefonate aufgebaut, das Smartphone per PIN entsperrt oder sogar die Uhrzeit angezeigt werden kann.
Ein alternativer Umschlag lässt ein Loch auf der Rückseite an der Kameraposition und ermöglicht es, entweder ein Foto oder ein Video aufzunehmen.
Activity Bubbles
Activity Bubbles ist ein Live Wallpaper, der euch einen sehr guten Überblick darüber geben kann, wie oft und wie lange das Smartphone am aktuellen Tag verwendet wurde. Jedes mal wenn das Smartphone-Display eingeschaltet wird, wird eine neue Blase erstellt, die immer weiter aufgeblasen wird. Wird das Display abgeschaltet und anschließend wieder eingeschaltet, wird eine neue Blase begonnen. Am Ende des Tages hat man dann einen mehr oder wenigen hübschen Haufen. Hat doch was 😉
Screen Stopwatch
Screen Stopwatch ist ein einfacher Live Wallpaper, der dem Nutzer bei jedem Aufruf des Homescreens vor Augen führt, wie viel Zeit am heutigen Tag mit dem Smartphone „verschwendet“ wurde. In jeder Sekunde der aktiven Nutzung wird der Counter erhöht und am Ende des Tages wisst ihr dann ganz genau, wie viele Stunden und Minuten das Smartphone verwendet wurde. Das dürfte wohl die praktischste App sein, die man auch tatsächlich ohne großes Smartphone-Problem verwenden kann – denn es sieht auf zurückhaltende Art und Weise doch ganz schick aus.
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Schaut euch auch die sechs weiteren Apps an und verschafft euch ein Gesamtbild. Alle Apps schwanken irgendwo zwischen genial, praktisch und völlig wahnsinnig – das aber im positiven Sinne. Einiges davon dürften vielleicht nur die wenigsten Nutzer umsetzen, aber es erzeugt Aufmerksamkeit für das Problem und die weiteren Apps – und in dem Sinne kann es nur gut sein 🙂
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