Microsoft hat sich in den letzten Jahren gefühlt um 180 Grad gedreht und sich dabei auch mit den Google-Plattformen angefreundet. Das Unternehmen hat zahlreiche Android-Apps im Portfolio und hat erst vor wenigen Tagen den neuen Chromium Edge veröffentlicht – aber nun kommt wieder ein Schritt, der so gar nicht zur neuen Philosophie passen will. Ab dem nächsten Monat wird der Office 365-Installer ungefragt eine Chrome-Extension installieren und die Bing-Websuche zum Standard machen. Admins können das verhindern.
Noch vor einigen Jahren konnte Microsoft kaum nach Links und Rechts schauen und lediglich für die eigenen Plattformen entwickeln, was sich gerade im mobilen Markt gerächt und den Softwarekonzern um Jahre zurückgeworfen hat. Heute hat Microsoft populäre Android-Versionen der bekannten Apps im Angebot und hat sogar die eigene Browser-Engine begraben, um vollständig auf Chrome zu setzen und Googles Browser zu verbessern.
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Microsoft hat nun angekündigt, dass der Office 365-Installer ab dem kommenden Monat automatisch und ungefragt das Microsoft Search-Plugin im Chrome-Browser installieren wird. Die Nutzer sollen damit noch tiefer in die Microsoft-Welt einsteigen können und natürlich Vorteile von der schnellen Bing-Zugänglichkeit haben. Kein guter Stil, aber die Erweiterung lässt sich leicht ignorieren und natürlich auch sehr leicht wieder deinstallieren.
Sehr viel schwerer wiegt die Tatsache, dass außerdem die Standard-Suchmaschine im Chrome-Browser auf Bing umgestellt wird. Die Nutzer werden darüber erst im Nachhinein informiert (siehe obiger Screenshot) und haben keine Möglichkeit, dies zuvor zu verhindern oder vor dem Abschluss der Installation rückgängig zu machen. Die Nutzer müssen also selbst Hand anlegen und die Standard-Suchmaschine im Chrome-Browser wieder ändern. In den meisten Fällen wohl auf Google.
Die Reaktionen auf die Ankündigung ließen nicht lange auf sich warten und fallen ausnahmslos negativ aus. Selbst wenn einige Nutzer kein Problem mit Bing haben, ist es vor allem die Arroganz seitens Microsoft, die den Nutzern und vor allem Admins weniger gut gefällt. Google Chrome ist aus Microsoft-Sicht ein Produkt eines Drittanbieters, in dem Microsoft nichts zu suchen hat und erst recht nicht ungefragt herumfummeln sollte.
Gut möglich, dass Microsoft diesen Schritt noch einmal überdenkt. Falls nicht, werden auch deutsche Nutzer davon betroffen sein, denn Deutschland gehört zu den ersten Ländern, in denen dieses Feature ausgerollt werden sollen. Es wird interessant sein, ob und wie Google auf diesen kleinen Frontalangriff seitens Microsoft reagieren wird. Eine Sperre der Extension, die über den Google Chrome Web Store bezogen wird, oder eine Erkennung und nachträgliche Nachfrage zum Wechsel auf Google wären mögliche Lösungen.
Admins können es verhindern
Der Gegenangriff wäre es dann, alle Chromium Edge-Nutzer abzufangen und vom Wechsel auf Google Chrome bzw. die Google Websuche zu überzeugen. Die nächsten Wochen könnten spannend werden. Admins sollen die Installation verhindern oder nachträglich rückgängig machen können – wie das funktioniert, lest ihr in der Ankündigung.
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