Das Google Maps-Team hat gerade erst sehr interessante Einblicke in die Kartenplattform gegeben und dabei auch eine Karte veröffentlicht, auf der die Streetview-Abdeckung rund um die Welt zu sehen ist. Für deutsche Nutzer dürfte das Loch im Neuland keine Überraschung gewesen sein, vielleicht aber die sehr gute Abdeckung rund um Deutschland herum. Wer dennoch in Deutschland einigermaßen aktuelle Bilder möchte, kann sich mit der 3D-Ansicht behelfen und viele verpixelte Häuser wieder sichtbar machen, die vorab zensiert worden sind.
Google Maps Streetview bietet nicht nur Stalkern ganz neue Möglichkeiten, wie es ja gerne verschrien wird, sondern lässt sich für viele Recherchen oder interessante Touren praktisch einsetzen: Man kann sich vorab über einige Dinge informieren, vielleicht Eingänge und Parkplätze checken oder auch einfach nur fremde Orte entdecken und per Mausklick auf Weltreise gehen. In Deutschland ist das in der Form nicht möglich, denn Streetview steht nur in wenigen Großstädten zur Verfügung, basiert dort auf über 10 Jahre altem Datenmaterial und ist noch dazu eine reine Pixelwüste.
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Die Situation von Google Maps Streetview in Deutschland ist bekannt: Durch die damalige Hysterie, die von Datenschützern und den Medien zugleich befeuert wurde, musste Google mehrere Hunderttausend Anträge zur Verpixelung bearbeiten und viele Fotos noch vor der Veröffentlichung zensieren. Leider ist dabei ein Produkt bzw. eine Plattform entstanden, die in der Form keinen Spaß macht. Ein Buch, in dem jede zweite Zeile geschwärzt ist, wird auch niemand kaufen und erst recht nicht verstehen können. Weil das damals ein enormer Aufwand für Google gewesen ist und ein sehr negatives Image nach sich gezogen hat, wurde damals beschlossen, die Fahrten bis auf weiteres einzustellen – das gilt bis heute.
Zwar zeichnet sich mittlerweile eine Lösung ab, die es Google ermöglichen würde, neue Aufnahmen ohne eine erneute Hysterie anzufertigen und sogar zu veröffentlicht, aber bis dahin können noch einige Jahre ins Land ziehen. Ausgerechnet durch die kommende EU-Datenschutzverordnung dürfte ein deutsches Sonderrecht wegfallen und die Vorab-Verpixelung nicht mehr möglich sein. In den letzten Jahren waren Googles Fahrzeuge zwar immer wieder in Deutschland unterwegs, haben aber keine Aufnahmen angefertigt, die für die Veröffentlichung bestimmt sind. Mehr Informationen zum möglichen Streetview-Neustart in Deutschland bekommt ihr in diesem Artikel.
Bis es aber eines Tages so weit ist, wird es aber noch mindestens zwei Jahre dauern. Erst einmal muss die rechtliche Situation in Kraft treten, dann muss sich Google zu neuen Aufnahmen durchringen, die Autos auf die Straße bringen und die Daten verarbeiten und anbieten. Nichts davon ist sicher und möglicherweise beharrt man weiterhin darauf, in Deutschland nur Metadaten, aber keine echten Aufnahmen zu sammeln. Aber wie es auch immer weitergehen mag, mit folgendem Workaround könnt ihr sehr viele Ansichten wieder sichtbar machen.
Google musste damals nicht nur die öffentlich zugänglichen Aufnahmen der Kartenplattform verpixeln, sondern gleichzeitig auch das Rohmaterial zensieren bzw. löschen. Es kann also keinen Schritt zurück geben und somit auch keinen Trick, um die Aufnahmen in irgendeiner Form wieder zu entpixeln und auf der Kartenplattform sichtbar zu machen. Stattdessen nutzen wir alternatives Bildmaterial, das ebenfalls von Google Maps zur Verfügung gestellt wird und nicht verpixelt ist. Wir verwenden die 3D-Aufnahmen, die zum Teil aus dem Flugzeug aufgenommen sind, zum Teil aber auch durch Satellitenfotos automatisiert erstellt werden. Details dazu findet ihr in den folgenden beiden Artikeln: Desktop | Smartphone.
Im Gegensatz zu den Streetview-Aufnahmen sind diese Bilder nicht verpixelt, nicht zensiert und werden auch deutlich häufiger aktualisiert. Wer die Aufnahmen miteinander vergleicht, wird sehr schnell merken, dass sich in den 10 Jahren einiges getan hat – natürlich je nach Wohngegend. Aufrufen lassen sich diese Aufnahmen sehr leicht sowohl vom Desktop als auch vom Smartphone.
So lassen sich die 3D-Ansichten aufrufen
Im Browser
1. Öffnet die gewünschte Position auf der Karte
2. In die Satellitenansicht wechseln
3. Jetzt unten rechts auf den 3D-Button klicken oder alternativ STRG gedrückt halten und die Karte nach unten verschieben
4. Per Pfeil-Buttons lässt sich die Ansicht nun drehen, alternativ die STRG-Taste gedrückt halten und die Karte nach links oder rechts verschieben
Auf dem Smartphone
1. Öffne die gewünschte Position auf der Karte
2. In die Satellitenansicht wechseln
3. Jetzt mit zwei Fingern gleichzeitig nach oben über das Display swipen
4. Mit zwei Fingern lässt sich die Karte nun frei in der Ansicht drehen
Google Maps: Ladestationen für Elektrofahrzeuge lassen sich nach Steckertyp filtern (Screenshots)
Dieser Trick funktioniert mal mehr und mal weniger gut, aber in allen Fällen geben diese Aufnahmen Details preis, die bei Streetview nicht zu sehen wären. In den allermeisten Fällen sieht man auf den Bildern nichts außer Häuserfronten, die eigentlich niemanden interessieren. Warum die Menschen also ihre Häuser verpixeln ließen, ist kaum nachvollziehbar. Doch damals dachten eben viele, dass man sich unbedingt vor Googles Kamera-Autos schützen muss.
Wenn die Fahrzeuge über den Gartenzaun filmen und euch am Pool oder beim Sonnenbaden zeigen, ist es natürlich nachvollziehbar, dass das zensiert und gelöscht werden sollte. Aber 99 Prozent (mein subjektives Gefühl) der verpixelten Häuser befinden sich in Städten und sind Mehrfamilienhäuser. Es geht also rein um die Hausfassade, bei der niemand etwas befürchten muss. Und selbst wenn ein Fenster im Erdgeschoss geöffnet ist, kann man nicht bis in das Wohnzimmer heranzoomen.
Ich bin ehrlich gespannt, wie sich das weiterentwickelt und ob Google tatsächlich eines Tages wieder neue Aufnahmen anfertigen wird. Und wenn ja, wie die Masse der Bevölkerung darauf reagieren wird. Meine Prognose: Es wird kaum mehr jemanden interessieren.
Siehe auch
» Google Maps: Zensiert & Verpixelt – so werden geheime Orte & Militär-Einrichtungen von der Karte entfernt
» Google Maps: Ladestationen für Elektrofahrzeuge lassen sich nach Steckertyp filtern (Screenshots)