Google bietet schon seit vielen Jahren umfangreiche Cloud-Lösungen an, die es Kunden ermöglichen, ihre Daten oder Rechenpower auszulagern – ein extrem großer und nach wie vor schnell wachsender Markt. Doch Google trifft in dieser Branche auf viele große Konkurrenten, die offenbar bisher die besseren Argumente hatten. Nun soll Google der eigenen Cloud-Abteilung angeblich ein Ultimatum gesetzt haben, das nur sehr schwer umzusetzen sein wird.
Google gehört zu den größten Betreibern von Rechenzentren weltweit und muss für die eigenen Produkte gigantische Mengen an Rechenpower und auch Speicherplatz zur Verfügung stellen – was das Unternehmen seit vielen Jahren nahezu perfekt beherrscht und bis auf das Maximum optimiert hat. Diese große Infrastruktur stellt man über Google Cloud auch anderen Unternehmen zur Verfügung, die sehr viele Inhalte und Prozesse auslagern können, um für alle Gegebenheiten gewappnet zu sein.
Pixel 4: Der neue Google Assistant steuert jetzt den Browser – so lässt es sich aktivieren & nutzen (Videos)
Die Google Cloud trifft auf sehr viele große Konkurrenten und ist trotz zahlreicher Investitionen und riesigem Aufwand bisher nahezu chancenlos, denn der Markt wird von Größen wie Amazon und Microsoft beherrscht. Aber auch Salesforce, IBM und andere Unternehmen sind je nach Betrachtung noch vor Google und schieben das Unternehmen auf die hinteren Plätze. Laut den letzten Statistiken hat Google etwa 4 Prozent Marktanteil im Cloud-Business.
Mit dem aktuellen Stand möchte sich die Geschäftsführung offenbar nicht mehr zufriedengeben und setzt der gesamten Abteilung laut einem Bericht von The Information die Pistole auf die Brust. Bereits im vergangenen Jahr soll beschlossen worden sein, dass dieser Geschäftsbereich extrem wachsen und innerhalb der nächsten fünf Jahre die Marktführung übernehmen soll. Ein sehr ehrgeiziges Ziel, das aus heutiger Sicht in sehr weiter Ferne liegt und ohne ein Wunder kaum zu erreichen ist.
Nummer 1 oder der Stecker wird gezogen
Aber es soll nicht nur eine Forderung gestellt, sondern auch eine Konsequenz angedroht worden sein: Wird dieses Ziel bis zum Jahr 2023 nicht erreicht, soll sich Google aus dem gesamten Geschäftsbereich zurückziehen und das Cloud-Angebot einstellen. Harter Tobak, der von Google offiziell aber dementiert wurde. Aber bekanntlich steckt immer ein Fünkchen Wahrheit dahinter.
Google hat bereits in der Vergangenheit sehr häufig unterstrichen, wie wichtig das Cloud-Geschäft für das Unternehmen ist und mehrfach in Aussicht gestellt, dass es eines Tages größere Umsätze als das Werbegeschäft verzeichnen soll. Davon ist man aktuell noch meilenweit entfernt und es ist kaum vorstellbar, wie sich das innerhalb der nächsten fünf Jahren so rasend schnell ändern sollte. Selbst wenn der Umsatz jedes Jahr verdoppelt wird (2018 legte man wohl ein Wachstum von +60 Prozent hin), ist diese Vorgabe nicht zu halten.
Dass Google die großen Konkurrenten Amazon und Microsoft überholen kann, scheint in den nächsten Jahren ebenfalls so gut wie ausgeschlossen zu sein. Für beide spielt die Cloud eine immens wichtige Rolle und sie werden sich nicht auf ihren bisherigen Erfolgen ausruhen. Woher Googles Abteilung also den Schub für die Überholspur nehmen soll, bleibt fraglich. Schon heute basieren viele Webdienste auf der Google Cloud, aber in der riesigen Massen sind die beiden großen Konkurrenten weit voraus.
Ein großer Hoffnungsträger für Google wird wohl auch Stadia sein, auch wenn man mit der Spieleplattform der eigene Kunde wäre. Realistisch betrachtet kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass Google tatsächlich die Einstellung des Cloud-Geschäfts in Betracht ziehen würde (zumindest nicht, wenn es nicht riesige Verluste schreibt – was offiziell nicht bekannt ist). Viel mehr dürfte man bei anhaltendem Misserfolg neue Wege gehen wollen – in welcher Form auch immer. Dass das nun aber offiziell bekannt ist, dürfte die Kundengewinnung nicht leichter machen…
Stadia: Google übernimmt Spieleentwickler Typhoon Studios mit ehemaligen Entwicklern von EA & Ubisoft
[golem]