Vor wenigen Tagen hat Google mit dem Rollout von Chrome 79 begonnen und dem Browser sowohl auf dem Desktop als auch unter Android viele neue Funktionen spendiert – insbesondere in puncto Sicherheit. Ausgerechnet mit der Datensicherheit hat man es dabei aber wohl nicht so genau genommen, denn nun musste der Rollout der Android-Version gestoppt werden. Eine interne Umstrukturierung sorgt dafür, dass Nutzer zahlreicher Android-Apps einen temporären Datenverlust erleiden. Es wurden keine Daten gelöscht.
Google Chrome ist nicht nur eine Browser-App, sondern unter Android mittlerweile auch tiefer in das Betriebssystem integriert. Auf dem Smartphone übernimmt der Browser immer häufiger die Aufgabe der WebView-Komponente und ist für die Darstellung von Webinhalten innerhalb von Apps zuständig. Genau an diesem Punkt treten nun Probleme auf, denn immer mehr Apps verlagern sich ins Web und sind eigentlich nur Rahmen für die eigentliche Web-App.
Das Chrome-Team hat mit der Version 79 des Chrome-Browsers eine interne Änderung am Speicherort lokaler Daten vorgenommen – eigentlich eine wenig interessante Angelegenheit. Konkret geht es um Inhalte des Local Storage sowie WebSQL, die von Web-Apps sehr häufig zum Speichern von temporären Daten auf dem Smartphone verwendet werden. Doch Chrome hat zwar den Speicherort geändert, in vielen Fällen aber die Daten vom alten Speicherort nicht auf den neuen übertragen.
Das führt nun dazu, dass die Web-Apps praktisch ihre Daten verloren haben und nicht mehr auf die Nutzerdaten zugreifen können. In erster Linie dürfte es dabei um Logins oder Verknüpfungen der lokalen- und Cloud-Daten gehen, einige Apps haben aber auch sehr viel mehr Daten in diesem Speicher abgelegt. Die Daten sind aber nicht weg, sondern nur an einer anderen Stelle gespeichert – wo sie der neue Chrome-Browser nun nicht mehr finden kann.
Chrome 79 sucht am neuen Speicherort und ignoriert den bis Version 78 verwendeten Speicherort auf dem Smartphone. Weil das eben zu großen Problemen führt, hat das Chrome-Team nun den Rollout von Chrome 79 gestoppt. Und das bei einer Verteilung von 50 Prozent – Worst Case.
Statement eines Google-Sprechers:
Das M79-Update für Chrome und WebView auf Android-Geräten wurde gestoppt, nachdem in WebView ein Problem festgestellt wurde, bei dem die App-Daten einiger Benutzer in diesen Apps nicht sichtbar waren. Diese App-Daten gingen nicht verloren und werden in den Apps wieder sichtbar sein, wenn wir noch diese Woche ein Update liefern. Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
App-Entwickler sind nun verständlicherweise sauer und stehen, genauso wie das Chrome-Team vor einem großen Problem. Das Chrome-Team will nun sehr zeitnah zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Beim neuen Speicherort bleiben und alle alten Daten verschieben ODER zurück auf die alte Speicherstruktur wechseln. Beides würde das Problem lösen, das sich aber zwischenzeitlich vergrößert hat. Das liegt daran, dass die Nutzer ihre Apps vermutlich bereits genutzt haben.
We are currently discussing the correct strategy for resolving this issue which will be one of:
a) continue the migration, moving the missed files into their new locations.
b) revert the change by moving migrated files to their old locations.We will let you know which of these two options have been chosen soon. In the meantime it would be good to collect a list of affected packages, and details of whether any mitigations have been released to users, and in what versions so that we can test that the respin doesn’t interact badly with the mitigation.
Das Problem: Der Nutzer hatte Daten in der App gespeichert, die nun nicht mehr verfügbar sind. Nun wurde die App genutzt und es wurden neue Daten eingegeben, die an neuer Stelle gespeichert wurden. Kommt es nun zu einer Zusammenführung, die auch noch vom Chrome-Team „ferngesteuert“ wird, geht eines von beiden verloren – und das auch noch bei ziemlich genau 50 Prozent aller Nutzer. Viel schlimmer könnte es in puncto dieses Themas eigentlich nicht mehr kommen.
Das wird noch interessant…
» Google Chrome 79 ist da: Eingefrorene Tabs, neuer Profilbereich & viele neue Sicherheitsfunktionen