Google Pay hat in Deutschland gerade erst einige neue Partner gewonnen und setzt die Expansion in vielen Ländern stetig fort. Aus technischen Gründen steht Google Pay allerdings nur auf Android-Smartphones zur Verfügung und kann auf Apples iPhone bisher nicht genutzt werden – aber das könnte sich möglicherweise bald ändern. In Deutschland wird aktuell ein Gesetz durchgewunken, das Apple zur Öffnung des NFC-Chips zwingen könnte.
Google befindet sich aktuell auf großem Expansionskurs und tritt in immer mehr Branchen ein, die bisher nicht zum Kerngeschäft gehört haben. Ganz aktuell gehört dazu natürlich auch die neue Spieleplattform Stadia, die in wenigen Stunden mit 22 statt 12 Titeln ihre Pforten öffnen wird. Aber auch bei Google Pay stehen sehr große Veränderungen an, denn Google will erste Bankgeschäft anbieten (siehe Link in diesem Absatz).
Google Pay lässt sich theoretisch auf jedem Android-Smartphone mit NFC-Chip nutzen, was auf die überwiegende Masse der Geräte zutrifft. Auch im iPhone gibt es einen NFC-Chip, den Apple allerdings unter Verschluss hält und nur exklusiv mit Apple Pay nutzbar macht – was dem eigenen Zahlungsdienst quasi das Monopol auf dem eigenen Smartphone sichert. Doch dem möchte die deutsche Politik nun sehr schnell einen Riegel vorschieben.
In windeseile wurde ein Gesetzesentwurf entwickelt, der Apple dazu zwingen würde, den NFC-Chip für Entwickler freizugeben und somit den Weg für alle anderen Zahlungsdienste freimachen würde. Das Gesetz wurde vom Bundestag bereits durchgewunken und muss nur noch vom Bundesrat bestätigt werden, was aktuell als sehr wahrscheinlich gilt. Dazu kommt, dass die EU Apple Pay schon länger im Visier hat und viele andere europäische Länder dem deutschen Beispiel folgen könnten.
Sollte es dazu kommen, werden die Karten für Apple Pay völlig neu gemischt – in vielerlei Hinsicht. Denn Apple würde nicht nur Konkurrenz bekommen, sondern müsste wohl auch das Geschäftsmodell anpassen.
Bisher verdient Apple an jeder Transaktion von Apple Pay mit, was die Partner zähneknirschend in Kauf nehmen, weil sie auf die als sehr spendierfreudig und zahlungskräftig geltenden Apple-Nutzer natürlich nicht verzichten wollen. Wenn nun Alternativen zur Verfügung stehen, die günstiger oder gar kostenlos sind, kann sich ein Händler auch mal trauen, Apple Pay aus dem eigenen Angebot herauszuwerfen. Gerade im Handel ist das gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
Google könnte sofort bereitstehen und Google Pay auch für iOS anbieten. Das muss natürlich erstmal entwickelt werden, aber das ist bei der Konkurrenz auch nicht anders – und Google dürfte dabei wohl richtig Gas geben. Ich bin mir sicher, dass spätestens jetzt schon einmal vorsorglich mit den Bastelarbeiten an einem Google Pay für iOS begonnen wurde, das dann schnell bereitstehen kann. Das dürfte aber nur dann gelten, wenn Deutschland noch einige weitere Länder folgen. Denn exklusiv nur für ein Land dürfte sich diese Entwicklung für Google nicht lohnen.
Apple soll von diesem Gesetzesentwurf kalt erwischt worden sein und spricht nun natürlich von möglichen Sicherheitsproblemen. Gut möglich, dass man an diesem Hebel ansetzen wird, wenn der Zugriff auf den Chip geöffnet werden muss. Vielleicht lässt man andere Dienstleister theoretisch zu, wird sie aber streng kontrollieren oder in sonstiger Weise an sich binden oder an der Aufgabe hindern. Apple wird sich da schon was einfallen lassen…
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[heise]