Android dominiert den Smartphone-Markt seit vielen Jahren und kommt aktuell auf einen Marktanteil von 88 Prozent, während die anderen 12 Prozent an Apples Betriebssystem iOS gehen – und es sieht nicht so aus, als wenn sich das in absehbarer Zeit ändern würde. Doch laut Microsoft-Gründer Bill Gates könnte der Markt auch völlig anders aussehen, denn sein Unternehmen stand wohl kurz davor, selbst den Grundstein für eine Smartphone-Dominanz zu legen. Und damit hat er nicht ganz Unrecht.
Microsoft hat vor einigen Jahren versucht, die Versäumnisse auf dem Smartphone-Markt mit Windows Phone und einem Milliarden-Budget auszumerzen und konnte dabei auch einige Achtungserfolge feiern – die aber teuer erkauft waren. Eine echte Chance hatte man gegen das Duopol aus Android und iOS aber niemals, was dann spätestens vom CEO Satya Nadella erkannt wurde. Heute sieht Microsoft Android als das beste Betriebssystem und konzentriert sich voll und ganz auf das Betriebssystem, für das man im kommenden Jahr sogar ein eigenes Android-Smartphone auf den Markt bringen wird.
Google war mit Android zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat damit den Grundstein für die Dominanz gelegt – wie es eben so oft in der Geschichte der Wirtschaft passiert. Motorola war damals einer der ersten Partner von Googles Android und hat maßgeblich zur ersten Welle der Verbreitung von Android-Smartphones beigetragen, noch bevor die Marktanteile später mit HTC und Samsung geradezu explosionsartig gewachsen sind.
Laut Bill Gates stand aber auch Microsoft ganz knapp davor, Windows Mobile auf die Motorola-Smartphones zu bringen und war eigentlich nur noch eine Unterschrift vom Deal entfernt. Hätte Motorola einige Monate mehr Geduld gehabt, wäre Windows Mobile soweit für das Smartphone einsatzbereit gewesen, dass Android vielleicht niemals zum Zug gekommen wäre. Die Schuld für dieses Versäumnis sieht Gates bei sich selbst, weil er damals zu sehr mit dem Kartellverfahren beschäftigt war und die Entwicklung von Windows Mobile nicht entsprechend voranbringen konnte.
Grundsätzlich mag er damit vielleicht recht haben, aber dass in einem Milliarden-Unternehmen und Softwaregiganten Projekte stecken bleiben, nur weil der CEO zu beschäftigt ist, ist dann vielleicht eine doch sehr gewagte Aussage. Vielleicht hat Gates falsche Prioritäten gesetzt, aber all zu viel wird er persönlich zu Windows Mobile wohl nicht beigetragen haben.
Google hat mit dem damaligen Schritt genau das erreicht, was man mit der Übernahme von Android auch erreichen wollte, denn man war damals in Sorge vor einer Microsoft-Dominanz und hatte Android deshalb für 50 Millionen Dollar übernommen. Die Aussagen decken sich in einer Weise, sodass man sehr gut nachvollziehen kann, dass damals sehr wichtige Weichen gestellt worden sind. Laut Gates war das eine Entscheidung, die heute mehrere Hundert Milliarden Dollar wert ist. Der Verlust für Microsoft wurde von ihm selbst auf 400 Milliarden Dollar dotiert.
Natürlich war Motorola ein wichtiger Anschub für Android und es ist gut möglich, dass man ohne den damaligen Deal nicht von der Stelle gekommen und das Projekt vielleicht auch irgendwann eingestellt hätte. Damit wäre aber noch längst nicht gesagt, dass Windows bzw. Microsoft heute die dominante Rolle eingenommen hätte – sondern vielleicht hätte das iPhone die Marktführerschaft behalten und bis heute den Markt dominiert.
Meiner Meinung nach war Microsoft unter Bill Gates und auch Steve Ballmer viel zu unbeweglich und war so sehr in das Windows-Konzept verbissen, dass man iOS oder eben Android nicht viel entgegensetzen konnte. Auf dem Desktop mag Windows eine super Sache und ein perfektes Konzept sein (ich weiß, Ansichtssache), aber für ein Smartphone war das denkbar ungeeignet. Man erinnere sich nur an Windows CE, das schon damals ein Usability-Albtraum war.
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Siehe auch
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