Apple vs Google: Apples Marketing-Chef schießt gegen Googles billige Chromebooks & die erfolglosen Nutzer
Apple und Google begegnen sich in immer mehr Bereichen als direkte Konkurrenten, die jeweils – man kann es nicht anders sagen – vielleicht auch ein bisschen neidisch auf den Erfolg des Konkurrenten sind. Eines dieser Geschäftsfelder mit starken Überschneidungen ist der Notebook-Markt, in dem beide Unternehmen mit vollständig unterschiedlichen Strategien auftreten. Das hat Apples Marketing-Chef nun zu einer Aussage gegen Chromebooks bewogen, über die derzeit viel diskutiert wird.
Man mag es kaum glauben, aber zwischen Google und Apple gab es einige Jahre lang eine sehr enge Bindung, die unter anderem dazu führte, dass auf den ersten iPhone-Generationen sehr viele Google-Apps zu finden waren – was den Grundstein für Googles mobilen Erfolg gelegt hat. Die enge Verbindung stammte noch aus der Zeit, als der damalige Google-CEO Eric Schmidt im Verwaltungsrat von Apple saß. Das führte durch die Einführung von Android allerdings zu gewaltigen Interessenskonflikten.
Google hat die Chrombooks vor acht Jahren eingeführt, um das Bekenntnis zu den Web-Apps zu stärken und gleichzeitig das Signal zu senden, das praktisch alles im Browser erledigt werden kann. Das war damals noch nicht ganz der Fall, aber die Entwicklung war absehbar und geht bekanntlich immer weiter in diese Richtung – was Googles Chromebooks ganz langsam steigende Marktanteile einbringt. Bisher müssen sich Apple und Microsoft noch nicht vor den Chromebooks bzw. Chrome OS fürchten, aber das kann sich sehr schnell ändern.
Apples Maketing-Chef Phil Schiller hat sich nun dennoch die Chromebooks und deren Erfolg im Schulsektor vorgeknöpft und eine sehr eindeutige und auch provokante Botschaft losgelassen:
Kids who are really into learning and want to learn will have better success. It’s not hard to understand why kids aren’t engaged in a classroom without applying technology in a way that inspires them. You need to have these cutting-edge learning tools to help kids really achieve their best results.
Yet Chromebooks don’t do that. Chromebooks have gotten to the classroom because, frankly, they’re cheap testing tools for required testing. If all you want to do is test kids, well, maybe a cheap notebook will do that. But they’re not going to succeed.
Schiller ist der Meinung, dass Chromebooks mehr Spielerei als Werkzeug sind und den Schülern somit keinen Vorteil verschafft. Bis dahin kann man das noch als Marketing stehen lassen, aber den letzten Satz hätte er sich sparen sollen. Dort heißt es, dass die Kinder, die mit Chromebooks lernen, später keinen Erfolg haben werden.
Every child has the ability to succeed — helping them to do that has always been our mission. In the full conversation with CNET, we discussed giving kids and teachers the content, curriculum and tools they need to learn, explore and grow. Not just to take a test.
— Philip Schiller (@pschiller) November 13, 2019
Vor allem der letzte Satz hat gesessen, denn sofort sind Diskussionen entbrannt und auch ein kleiner Shitstorm gegen Schiller und die Macbooks entstanden, sodass er sich genötigt sah, das Ganze noch einmal mit obigem Tweet klarzustellen. Zwar relativiert er seine letzte Aussage, zieht das Statement aber nicht unbedingt zurück bzw. bestreitet die Aussage auch gar nicht. Das hat die Sache also nicht viel besser gemacht.
Das ausgerechnet dem Marketing-Chef der wertvollsten Marke der Welt ein solcher Fauxpas unterläuft, ist natürlich etwas peinlich. Dennoch hat auch Google in der Vergangenheit immer wieder gegen die Chromebook-Konkurrenz geschossen und dabei vor allem an Microsoft Windows kein gutes Haar gelassen. Schaut euch einfach einmal diesen Werbespot an, in dem Windows mit einem Schrottauto verglichen wird.
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Wäre ich Google-CEO, würde ich jetzt eine Studie mit tausenden Studenten durchführen und die Aussage dann prüfen. Klar ist das Ergebnis zu akzeptieren, aber ich wette, die Studie würde keinen erkennbaren Unterschied zeigen. Natürlich muss man auch klar zwischen Korrelation und Kausalität unterscheiden, reiche Eltern können sich teurere Schulen und teurere Geräte leisten.
Also unterm Strich, diese Aussage halte ich für nicht haltbar und unangebracht.
„applying technology in a way that inspires them“
Der Mensch hält also seinen Apple-Knast und -Kindermädchen für inspirierend? Stockholm Syndrom vielleicht…
Allerdings finde ich die Chromebooks keinen Deut besser, weil da genau der Apple Weg eingeschlagen wurde. Tatsächlich als Arbeitsgeräte tun sich beide nichts, und es hat beides als Werbemüll in Schulen nichts zu suchen. Genausowenig wie der Drill auf Microsoft Office.
Genau, Wolfgang. Irgendwie haben sich Chromebooks an die Apples angepasst. Besser wäre es für Google und alle anderen auch, sich mehr den Kunden zu widmen. Die wahren Probleme lösen. Oft stehen die Chrome OS Nutzer im Regen. Können viele Dinge nicht machen, weil sie nur unter Android möglich sind. Weil sie keinen Playstore haben. Weil kein Familienmitglied ohne Kreditkarte möglich ist. Wofür hat man Paypal? Wird nicht akzeptiert. Und Vieles, Vieles mehr. Das Internet ist doch keine Spielwiese. „Ich mach mal das und ich das, ist ja alles so bunt hier.“
Allerdings finde ich, ein paar gesponserte Tabletts sind besser als gar keine, egal von wem.
@Michael P. „ein paar gesponserte Tabletts sind besser als gar keine“
In den Staaten läuft das sowieso nach dem Motto, „wenn der HERR dich liebt, gibt er dir das Geld“. Also teure Eliteschule, oder von Sponsoren abhängige Ausstattung, + freiwilliges kostenloses Wartungspersonal. Schlechte Lösung.
Bei unseren Schulen habe ich als arbeitssuchender IT’ler freiwillig vor ~15 Jahren gespendeten Computerschrott aufgearbeitet, und das Problem ist schlicht der Drill auf ein bestimmtes Ökosystem. Statt zu lernen wie man Dokumente erstellt (und dabei spielerisch DIN Normen für Schreibkram kapiert), wird nutzlos das Bedienen eines bestimmten Office Paketes, und eines Betriebssystems, geschult.
Du hast völlig recht, es ist egal ob der Schulserver von Intel oder Apple gespendet wurde.
Nur, so lange kein festes Personal an den Bildungseinheiten für Wartung und Pflege der Geräte existiert (die Schulen wurden nebenbei von der IT der Stadtverwaltung „betreut“, Internet war ISDN!!! für je eine komplette Schule) existiert, und die „Sichtgeräte“ (wegen Sorgfalt) nicht den Schüler gehören, ist alles Sponsoring nur herausgeworfenes Geld.
Ich bin schon lange der Meinung, unser Schulsystem und nicht nur das, ist unter aller Würde. Es liegt mit daran, dass sich einige nicht von ihren alten Zöpfen trennen mögen. Für die ist ein stinckendes Auto immer noch das non plus ultra. Alle wollen sie den Weltmarkt beherrschen, vergessen darüber ihre Heimat. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen. Unser Leben passt sich an. In den meisten Ländern gibt es schon die krassesten Gegenteile direkt nebeneinander oder durch eine Mauer getrennt. Es wird immer mehr Armut geben … sozialer Abbau. Schau dir unsere Schulen an. Die Schule, in der ich einmal war, sieht, bis auf ein paar Reparaturen, noch genau so aus wie früher. (ca. 40 Jahre) Es ist erschreckend.