Wie schnell die Zeit vergeht: Android 10 ist nun schon wieder seit zwei Monaten auf dem Markt und in weniger als einem halben Jahr wird bereits die Beta-Phase für den Nachfolger Android 11 beginnen. Über das kommende Betriebssystem sind schon einige Details bekannt, aber es wird nicht nur Neuerungen geben: App-Entwickler und Nutzer müssen sich auf weitere Einschränkungen einstellen, die Google mit der kommenden Version durchdrücken wird. Es geht vor allem um den Schutz der Nutzer-Daten.
Android ist nach wie vor ein freies Betriebssystem, bei dem jeder Entwickler und auch Smartphone-Hersteller sich nach Lust und Laune austoben kann. Doch wer die Google-Lizenz und den Zugang zum Play Store sowie die vielen weiteren Google-Apps haben möchte, der muss sich an immer schärfere Spielregeln halten, die Google vorgibt. Jede neue Einschränkung sorgt zu Beginn für Diskussionen, aber schlussendlich können dann doch fast alle damit leben und der Schutz aller Android-Nutzer wird noch stärker gewährleistet.
Google plant derzeit, mit Android 11 das Scoped Storage einzuführen. Eigentlich sollte es bereits mit Android 10 eingeführt werden, doch aufgrund enormer Proteste und negativer Rückmeldungen hat man sich entschieden, das Feature noch einmal zurück auf das Reißbrett zu schicken und neue Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Detail sind diese noch nicht bekannt, aber die grundlegende Funktion des Scoped Storage wird mit ziemlicher Sicherheit umgesetzt werden. Aber worum geht es eigentlich?
Nur noch beschränkter Datenzugriff
Bisher kann jede Android-App den Nutzer um die Erlaubnis bitten, auf alle Dateien zugreifen zu dürfen. Wurde dies abgenickt, hat eine App freie Bahn und kann sich auf dem internen Speicher und der Speicherkarte austoben – was in vielen Fällen notwendig ist, in anderen aber wiederum nicht. Genau an dieser Stelle setzt Googles Scoped Storage an. Das neue Modell sieht vor, dass Apps nur noch auf bestimmte Dateitypen zugreifen und sich ansonsten nur noch in Sandbox-Ordnern austoben können.
Apps sollen die Möglichkeit haben, auf Bilder, Videos und Audio-Aufnahmen zuzugreifen, aber alle anderen Dateitypen sollen ihnen standardmäßig verwehrt bleiben. Stattdessen gibt es Sandbox-Ordner, in denen die App eigene Daten ablegen und auch jederzeit wieder darauf zugreifen kann. Diese sind fest mit der App verknüpft und werden auf den Status eines privaten Datenspeichers der jeweiligen App gehoben.
Nach der ersten Beschreibung ist das das Aus für alle Dateimanager und Backup-Lösungen (und viele weitere Apps) – und das wär es wohl auch. Google sieht aber Ausnahmen vor, über die das Android- bzw. Google Play-Team entscheidet. App-Entwickle können eine Ausnahme bei Google beantragen und müssen sehr genau begründen, warum sie Vollzugriff auf den gesamten Speicher benötigen. Wird es von Google abgelehnt, dann ist das eben so. Kann man das Team überzeugen, wird sich für die Apps fast nichts ändern. Fast.
Selbst wenn die Apps den Vollzugriff bekommen, bleiben die Sandbox-Ordner der Apps Tabu. Das ist zwar sinnvoll, schließt ein vollständiges System-Backup aber quasi vollkommen aus, zumindest nach aktuellem Stand. Ob es eine weitere Ebene für Backup-Apps gibt, die dann zumindest Lesezugriff erhalten (obwohl ohne Schreiben ja kein Backup eingespielt werden kann), ist noch nicht bekannt. Dennoch wohl die beste Lösung auf dem Spagat zwischen Sicherheit, Komfort und den Freiheiten der App-Entwickler.
Die Einführung ist wohl schon beschlossene Sache, denn App-Entwickler wurden auf der letzten Entwickler-Konferenz schon vor einigen Wochen darauf eingeschworen, sich auf das neue Modell vorzubereiten.
Siehe auch
» Android 11: Google spricht erstmals über den Android 10-Nachfolger – alles, was über ‚Android R‘ bekannt ist