Zum Start in die neue Woche hatte Google am Montag das Android-Sicherheitsupdate für November ausgerollt und sowohl eine lange Reihe von Lücken gestopft als auch neue Funktionen im Gepäck gehabt. Es war aber auch das erste Sicherheitsupdate, mit dem die erste Pixel-Generation nicht mehr versorgt wurde (das wird aber nachgeholt), was dem Unternehmen doch ziemlich überraschend einiges an Kritik eingebracht hat. Also stellen wir uns die Frage, wie weit Google diese Updates eigentlich strecken sollte.
Wer sich ein neues Android-Smartphone kauft weiß in der Regel, dass das Gerät innerhalb der nächsten 12 Monate ziemlich sicher mit der folgenden Android-Version versorgt wird, im Jahr darauf wird es dann aber schon wieder knapp. Im dritten Jahr der Benutzung wünscht man sich vielleicht in puncto Updates, in ein iPhone investiert zu haben. Das ist keine schöne Situation, aber es ist Stand der Dinge – seit vielen Jahren.
Vor wenigen Tagen hat Google das Android-Sicherheitsupdate für den Monat November veröffentlicht und hat erstmals seit der Pixel-Ära eine Generation hinter sich gelassen – die Pixel-Smartphones werden nicht mehr versorgt. Bisher galt, dass man mit einem Pixel in puncto Updates auf der sicheren Seite ist. Das ist nach wie vor der Fall, aber irgendwann muss man als Hersteller eben auch alte Zöpfe abschneiden und kann ältere Generationen nicht ewig unterstützen. Google und die Nutzer haben drei Jahre lang profitiert, aber nun ist es vorbei. Genauso wird bspw. auch Nokia im nächsten Jahr wohl nicht mehr behaupten können, ALLE Smartphones auf das aktuelle Android zu aktualisieren.
Mittlerweile hat sich Google offiziell zu Wort gemeldet und ein Sicherheitsupdate für Dezember angekündigt, das die erste Generation erhalten wird – es wird dann aber nach aktuellen Aussagen tatsächlich das letzte sein. Die Käufer der ersten Stunde und auch viele Beobachter zeigen sich nun enttäuscht darüber, dass Google nicht mit gutem Beispiel vorangeht und die Smartphones noch einige weitere Jahre mit Updates versorgt.
Dabei wird aber gerne vergessen, dass Google mittlerweile nicht mehr nur in der Rolle des Betriebssystem-Entwicklers aktiv ist, sondern auch als Smartphone-Hersteller. Und auch wenn es das gleiche Unternehmen ist, dürften die Interessen der betroffenen Abteilungen weit auseinander gehen.
Schon im Jahr 2016 hatte Google offiziell kommuniziert, wie lange die damals brandneuen Pixel-Smartphones mit Updates versorgt werden (hier seht ihr die aktuelle Liste). Im Oktober 2016 hieß es, dass es bis Oktober 2018 Betriebssystem-Updates und bis Oktober 2019 Sicherheitsupdates sowie telefonischen Support geben wird. Das war kein Geheimnis und musste jedem Käufer, der sich halbwegs mit der Update-Problematik von Android beschäftigt, bekannt gewesen sein.
Damals war das natürlich noch weit weg und die Käufer haben sich auf zuverlässige und vor allem schnelle Updates gefreut. Und jetzt sind wir im Oktober 2019 angekommen bzw. haben ihn hinter uns gelassen und es tritt genau das ein, was jeder wusste. Dass die Smartphone-Besitzer enttäuscht sind, ist vollkommen nachvollziehbar – aber eher aus dem Grund, dass das Gerät alt geworden ist und nicht weil es nicht mehr versorgt wird.
Google hat vor einigen Monaten Android 10 für die Pixel-Smartphones ausgerollt, obwohl es nur eine Garantie bis Android 9 Pie gegeben hat. Damit hat das Pixel-Smartphones vier verschiedene Android-Versionen gesehen und wird rein Versionstechnisch bis Herbst 2020 aktuell sein. Bei den Sicherheitsupdates legt man nun immerhin zwei Monate drauf. Das ist nicht viel, aber es ist mehr als garantiert und somit auch mehr, als die Nutzer und Käufer damals bezahlt haben. Hätte man das Versprechen nicht eingehalten, sähe die Aufregung natürlich schon ganz anders aus.
Auch im Hintergrund wird an der Sicherheit geschraubt
Google hat erst kürzlich mit dem Project Mainline innerhalb von Android 10 eine neue Technologie eingeführt, mit der sich Sicherheitsupdates über den Play Store abwickeln lassen – zumindest für viele wichtige Komponenten. Diese Updates können völlig unbemerkt im Hintergrund eingespielt werden und sind somit kein offizieller Bestandteil des monatlichen Sicherheitsupdates. Es ist durchaus möglich, dass die Pixel-Smartphones dadurch auch weiterhin sicher bleiben und noch für längere Zeit aktualisiert werden. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum Google unbedingt noch Android 10 auf die Smartphones bringen wollte.
Aber in solchen Dingen ist Google meist nicht wirklich gut darin, so etwas auch zu kommunizieren.
Bevor man sich also über nicht vergebene Geschenke aufregt, sollte man eher andere Dinge kritisieren, die wirklich nicht akzeptabel sind. Ein brandaktuelles Beispiel ist das Versagen der Pixel 4-Smartphones im Biegetest – was in dieser Preisklasse einfach nicht akzeptiert werden kann. Dass die Smartphones außerdem keinen kostenlosen unbegrenzten Speicherplatz bei Google Fotos mehr bekommen wäre auch ein Thema – aber das wurde vorab angekündigt und war somit auch jedem Käufer und Vorbesteller bekannt. Also rein faktisch kein Grund zum Aufregen.
Wie lange sollte es Updates geben?
Die Frage ist nun, wie lange Google solche Updates bereitstellen soll. Hängt man noch ein Jahr dran, wird das Geschrei im November 2020 groß sein und auch im November 2021 gäbe es noch unzufriedene Nutzer. Die Frage ist also, wie lange ist es denn perfekt, bis alle zufrieden sind? Eventuell sollte man das von der Verbreitung abhängig machen, immerhin hat Google diese Daten ja. Man könnte es auslegen, dass die Smartphones so lange aktualisiert werden, bis ihr Anteil im Pixel-Segment unter 5 Prozent fällt. In Kombination mit einer Mindestgarantie für zwei bis drei Jahre vielleicht der beste Kompromiss ?!
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Natürlich ist das ein kontroverses Thema und vielleicht wird es auch böse Kommentare geben, aber ich betrachte die ganze Thematik rein sachlich und nicht emotional aufgeladen. Nur weil es einen einzigen Hersteller (Apple) gibt, der längere Updates garantiert, heißt das ja nicht, dass Google einen schlechten Job in puncto Update macht. Es gibt viel an Android und den Pixel-Smartphones zu kritisieren, aber die Update-Thematik eher nicht.