Google hat eine neue Augmented Reality-Plattform vorgestellt, mit der sich die im virtuellen Raum platzierten Objekte speichern und mit anderen Nutzern teilen lassen. Statt nur temporäre Welten zu schaffen, ergeben sich dadurch völlig neue Möglichkeiten, deren Potenzial bisher kaum abzuschätzen ist. Theoretisch kommt man damit auch dem Holodeck einen weiteren Schritt näher, dessen Fantasien immer mehr zur Wirklichkeit werden.
Die virtuelle Realität wird seit vielen Jahren als das nächste große Ding verkauft, aber auf den großen Durchbruch wartet die Technologie trotz hoher Investitionen von vielen Unternehmen noch immer. Weil die Idee hinter der virtuellen Realität tatsächlich schon mehrere Jahrzehnte alt ist, muss man also langsam hinterfragen, ob die großen Pläne jemals Wirklichkeit werden und sich eine solche Plattform eines Tages durchsetzen können wird.
Vielversprechender als die virtuelle Realität ist die Augmented Reality, also die Darstellung und auch Interaktion mit virtuellen Objekten, die im realen Raum platziert werden. Google experimentiert bereits seit vielen Jahren in diesem Bereich und hat sich durch den Start der ARCore-Plattform bereits sehr zentral platziert, um viele Nutzer mit ihrem Smartphone erstmals in den Kontakt mit dieser Technologie kommen zu lassen. Doch bisher sind das eher Spielereien statt praktischer Einsatzmöglichkeiten.
Mit der nun gestarteten ‚Cloud Anchors‘-Plattform geht man einen großen Schritt weiter, denn die Augmented Reality findet dabei nicht mehr nur auf dem Endgerät des Nutzers statt, sondern wird in der Cloud gespeichert. Googles Plattform speichert die vom Nutzer platzierten Objekte und macht diese auf Wunsch allen anderen Nutzern zugänglich. Im ersten Schritt ergeben sich dadurch so praktische Möglichkeiten wie etwa die virtuelle Neueinrichtung der Wohnung über einen längeren Zeitraum, die sich auch andere Nutzer bzw. Mitbewohner ansehen können.
Bisher geht es vor allem um die Platzierung einzelner Objekte, die in den meisten Fällen auch noch einen sehr künstlichen Look – nicht selten im Comicstil – haben. Dabei muss es aber nicht bleiben, denn warum sollte nicht gleich ein ganzer Raum gespeichert und wieder dargestellt werden? Google hat dafür jede Menge Technologien an Bord.
Die Möglichkeiten eines Holodecks rücken näher
Das Holodeck ist reine Science-Fiction und nahezu genauso unmöglich realisierbar wie das Beamen – zumindest dachte man das bisher. Tatsächlich hat Google aber im Laufe der Jahre Technologien gesammelt, die einige Probleme lösen. Da wäre die Radarsteuerung Soli zur präzisen Interaktion mit virtuellen Objekten. Dann die starken Augmented Reality-Technologien, die die Umwelt sehr stark wahrnehmen, Flächen und Objekte erkennen und auch bereits mit dem Menschen interagieren können. Letztes wird auf spielerische Art mit den Playmojis gezeigt, dahinter steckt aber sehr viel mehr als nur ein schneller Spaß für das Foto.
Dann hat Google erst vor einigen Monaten Augmented Reality-Schuhe patentieren lassen, die die Bewegung auf einer kleinen Fläche ermöglichen, ohne dass der Träger es bemerkt. Durch viele Sensoren und Rollen im Schuh, kann der Nutzer normal gehen, ohne tatsächlich von der Stelle zu kommen. Um den Dschungel aus dem eigenen Wohnzimmer heraus zu durchkämmen, ist das eine sehr wichtige Grundlage. Schaut euch dazu auch unsere Zusammenfassung aller Holodeck-Technologien sowie ein Beispielvideo in diesem Artikel an.
Cloud Anchors sind der nächste große Schritt
Die Cloud Anchors sind nun der nächste Schritt dahin, die Räume mit virtuellen Darstellungen zu füllen. Natürlich geht es dann nicht mehr um einfache Objekte wie die Blumenvase am Tisch oder eine Strichzeichnung in der Luft, sondern um vermeintlich echte Objekte und ganze Räume. Nutzer und Bastler könnten ganze Räume erschaffen, die in der Cloud gespeichert und von den Nutzern durchschritten und erlebt werden können – und das möglicherweise auch gemeinsam. Grundsätzlich ist das mit Googles Technologien bereits möglich und schon sind wir vom Holodeck nicht mehr ganz so weit entfernt.
Bis zum fertigen Produkt ist es zwar noch ein weiter Weg, aber Google geht kleine Schritte und probiert diese immer wieder mit allen Nutzern aus, die mit allerlei kostenlosen Spielereien zu Versuchskaninchen werden, ohne das selbst zu wissen. Der nächste Schritt könnte es nun sein, ein persönliches Google Maps Streetview anzubieten. Digitalisiere dein Büro, dein Wohnzimmer oder einen anderen Raum und lade andere Menschen dazu ein, sich bei dir umzusehen – das könnte das Angebot sein. Das ist auch heute schon mit Photosphere & Co. möglich, würde mit der Augmented Reality aber sehr viel mehr an Realismus gewinnen.
Wie bereits gesagt, benötigt es für das fertige Produkt, das dann wohl dennoch nicht so perfekt funktionieren kann wie im Film bzw. der Star Trek-Serie, noch sehr viel Geduld, aber als vollkommen unmöglich sollte man es mittlerweile nicht mehr beschreiben. Der größte Punkt ist wohl die Darstellung der gesamten Szenerie, ohne dass der Nutzer eine Brille tragen muss. Eventuell wird das eines Tages mit geschickt platzierten Lasern und Beamern mit dem vollständigen Ausgleich von Unebenheiten möglich sein – und auch das ist wieder eine Technologie, die bereits existiert. Schlussendlich muss das alles nur zu einem großen Produkt zusammengeführt werden.
Google würde sich dabei vermutlich nicht nur als Technologielieferant, sondern auch als Plattform-Betreiber wieder sehr zentral platzieren und unverzichtbar machen. Die ersten winzigen Schritte sind mit ARCore und den Cloud Anchors getan. Wer sich für solche Zukunftsvisionen interessiert, kann sich auf Googles AR-Seite austoben und sehr viel schmökern. Auch dort ist stets von zukünftigen Technologien und Plattformen die Rede – man hat also Visionen.
Der nächste Schritt wäre wie bereits gesagt die Ausweitung der Augmented Reality auf Google Maps Streetview – und auch hier gibt es mit der Augmented Reality-Navigation sowie der Eyes-Free-Navigation bereits erste Projekte. Es wird spannend.
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