In wenigen Wochen wird Googles neue Spieleplattform Stadia die Pforten öffnen und den ersten Spielern die Möglichkeit geben, den Controller zu schwingen und die verfügbaren Titel zu spielen. Zumindest zum Start wird es aber einige Stolpersteine geben, die nicht unbedingt für Begeisterung sorgen und die Vorfreude der Spieler ein wenig bremsen. Vieles wäre sicherlich von Google vermeidbar gewesen sein. Das gilt auch für die deutlich verspäteten Exklusivtitel.
Mit Stadia betritt Google im wahrsten Sinne des Wortes Neuland, denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten hatte das Unternehmen mit Spielen nicht viel am Hut. Das hat sich nun geändert und wie üblich möchte Google nicht nur am Markt mitnaschen, sondern ihn gleich revolutionieren und verändern. Dazu sollen auch innovative neue Spiele entwickelt und große Marken geschaffen werden. Allein durch die Ankündigung von Stadia hat man es immerhin geschafft, Diskussionen über die Zukunft der Spieleplattformen und Konsolen auszulösen. Aber nun muss Google natürlich auch liefern.
Vor mehr als einem halben Jahr hat Google die Spieleplattform Stadia angekündigt und seitdem warten Interessierte und Spieler darauf, endlich einsteigen und die neue Plattform testen zu können. Google hat es im Laufe dieses halben Jahres sehr spannend gemacht und neue Details auf mehreren Events immer wieder kleckerweise verraten, womit das Interesse stets hochgehalten und die Marke Stadia in den Medien gehalten werden konnte.
Man sollte meinen, dass Google genügend Zeit hatte, sich auf den Start der Spieleplattform vorzubereiten. Laut eigenen Aussagen sind die ersten Ideen und Konzepte der Spieleplattform schon vor sechs Jahren entstanden und durch die lange Phase zwischen der Ankündigung und dem Start konnte viel Feedback über den zu erwartenden Ansturm gesammelt werden. Außerdem hat man immer wieder auf Messen Spielern die Möglichkeit gegeben, die Plattform auszuprobieren.
Wie groß der erste Ansturm sein wird, lässt sich von Außen nicht abschätzen, aber anhand des Absatzes der Stadia Founders Edition und Premiere Edition weiß das Unternehmen sehr genau, was die Server in den ersten Tagen und Wochen erwartet. Auch in diesem Punkt könnte man eigentlich einen kontrollierten Start ohne große Überraschungen hinlegen. Könnte.
Auch Vorbesteller müssen sich gedulden
Seit der Ankündigung der Spieleplattform konnten interessierte Spieler das Starterpaket Founders Edition vorbestellen. Dieses Paket erfreute sich offenbar so großer Beliebtheit, dass es nach einigen Monaten ausverkauft war und durch die Premiere Edition ersetzt wurde. Beiden wurden das Versprechen mit auf den Weg gegeben, dass die Käufer zu den ersten Spielern auf der Plattform gehören werden und sich so unter anderem frühzeitig ihren Wunschnamen sichern können. Das wird aber nur bei wenigen der Fall sein.
Google hat angekündigt, dass der Versand der Controller mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, sodass einige Spieler erst 14 Tage nach dem Start der Plattform loslegen können. Natürlich hätte man früher mit dem Versand beginnen können, aber warum das nicht geschehen ist bzw. nicht einfach JETZT mit dem Versand begonnen wird, bleibt Googles Geheimnis. Mehr zu dieser Verzögerung lest ihr in diesem Artikel.
Kabelloser Controller nur mit Kabel nutzbar
Controller von Spielekonsolen sind heute normalerweise kabellos, damit der Spieler nicht in unmittelbarer Nähe zur Konsole bzw. des Fernsehers sitzen muss. Auch der Stadia-Controller ist natürlich kabellos, wird das aber zum Anfang nur dann unterstützen, wenn der Nutzer über den Chromecast Ultra auf dem Smartphone spielt. Wer dagegen auf dem Computer oder dem Smartphone spielt, der muss den Controller am Anfang zwingend noch per Kabel an das Gerät anbinden. Das dürfte ein Fallback für schnelle Datenübertragung sein, ist aber eigentlich kaum nachvollziehbar. Mehr zu dieser Einschränkung lest ihr in diesem Artikel.
Keine Bluetooth-Kopfhörer zum Start
Der Controller verfügt über drei Anschlussmöglichkeiten für Kopfhörer: Bluetooth, per Klinkenstecker odr per USB-C. Die einzige kabellose Variante, Bluetooth, wird zu Beginn nicht unterstützt. Also entweder noch ein weiteres Kabel am Controller oder die Kopfhörer müssen an dem Gerät angeschlossen werden, mit dem ihr spielt – Computer, Smartphone oder direkt am Fernseher. Mehr zu dieser Einschränkung findet ihr in diesem Artikel.
Nur mit WLAN nutzbar
Wer Stadia auf dem Smartphone spielen möchte und über ein kompatibles Gerät verfügt (siehe nächster Punkt), kann das zu Beginn nur mit einer WLAN-Anbindung tun. Selbst wenn das mobile Netz in einigen Fällen schneller ist als das WLAN, wird die Spieleplattform den Dienst versagen, wenn der Nutzer kein WLAN hat. Das war es dann, zum Anfang, auch mit dem Versprechen, immer und überall spielen zu können.
Nur auf wenigen Geräten spielbar
Google möchte die bisherigen Grenzen sprengen und die Spiele vom Computer oder den Spielekonsolen befreien. Spieler sollen immer und überall auf sehr vielen Geräten zocken können – aber genau das ist zum Start nicht möglich. Zu Beginn werden nur sehr wenige Smartphones und Tablets unterstützt, die nicht unbedingt einen hohen Marktanteil aufweisen. Ein Grund für diese Einschränkung ist nicht bekannt, aber an mangelnder Leistung kann es bei Stadia ja nicht liegen…
- Pixel 3 / Pixel 3 XL
- Pixel 3a / Pixel 3a XL
- Pixel 4 / Pixel 4 XL
- Pixel Slate Tablet
- Acer Chromebook Tab 10
- HP Chromebook X2
Kaum Exklusivtitel zum Start
Vor wenigen Tagen hat Google das erste Stadia Games Studio eröffnet und möchte diesem noch einige weitere folgen lassen. In den Gaming Studios sollen viele exklusive Titel entstehen, wie Stadias Spiele-Chefin Jade Raymond in einem sehr interessanten Interview erst kürzlich bekräftigt hat. Bis es soweit ist, wird es aber noch etwas dauern – was somit zumindest zum Start keinen Boost auslösen kann.
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Vieles davon wäre vermeidbar gewesen, denn Google hatte alle Zeit der Welt, die Spieleplattform an den Start zu bringen und auch ausgiebig zu testen. Dass das kostenlose Abo, externe Controller und auch weitere Spieletitel erst zu einem späteren Zeitpunkt folgen ist nachvollziehbar, aber grundlegende Dinge wie das Premiere-Versprechen oder wenigstens den voll funktionsfähigen Controller hätte man schon sicherstellen sollen.
Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Server zum Start halten und Googles Spieleplattform nicht unter dem ersten Ansturm zusammenbricht. Das wäre für Google als Cloud-Betreiber und mit den ambitionierten Ziel von einer Milliarde Spieler gleich eine doppelte Blamage.
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