Google Sammlungen: Googles Favoritenverwaltung mit viel Potenzial & kleinen Schwächen im Detail vorgestellt
Google betreibt eine ganze Reihe von Produkten, wobei viele allerdings im Schatten der ganz großen Dienste stehen und sowohl für die Nutzer als auch für das Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zu dieser Gruppe gehört zweifellos auch Google Sammlungen, das erst vor wenigen Tagen einen neuen Anstrich erhalten hat, aber wohl nur die wenigsten Nutzer kennen dürften. Dabei hat das Produkt viel Potenzial, wenn Google es denn pushen und ausbauen würde.
In den vergangenen Monaten haben wir viele vergessene Google-Produkte vorgestellt, die schon vor längerer Zeit eingestellt wurden und entweder schmerzlich vermisst werden oder von denen umgekehrt viele Nutzer vielleicht auch noch nie etwas gehört haben. Die Liste an Gräbern auf dem Google-Friedhof ist sehr umfangreich und nicht selten liegt es daran, dass Google es versäumt, die Produkte zu pushen und nicht einfach nach dem Release brach liegen zu lassen.
Google Sammlungen, häufig auch unter der englischen Bezeichnung Google Collections bekannt, wurde schon vor einigen Jahren gestartet und trat die Nachfolge von Google Stars bzw. Google Saves an, hat aber auch noch das altehrwürdige Google Bookmarks in seinem Familienstammbaum. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Art Favoritenverwaltung, in der die Nutzer Inhalte ablegen sowie kategorisieren und sortieren können, um sie später wieder zu finden.
Sammlungen ist unter Android ein Teil der Google-App und auf dem Desktop bzw. im Browser eine eigene Web-App, die unter google.com/collections erreichbar ist. Beide bieten die gleiche Oberfläche und listen dem Nutzer alle seine gespeicherten Inhalte auf, die in beliebigen Kategorien bzw. Sammlungen abgelegt werden können. Jede Sammlung kann beliebig viele Inhalte aufnehmen und die abgelegten Links lassen sich später auch innerhalb von Sammlungen zu anderen Kategorien verschieben.
Die App fungiert vor allem als Tool zur Verwaltung und dem Abruf der Sammlungen und abgelegten Links, bietet aber selbst keine Möglichkeit, neue Links zu speichern oder die bestehenden Einträge zu verwalten. Die einzige Möglichkeit neben dem Verschieben ist das Löschen. Das Bearbeiten ist nicht möglich.
Google Sammlungen ist aber nicht nur eine einfache Favoriten-Verwaltung oder Link-Sammlungen, denn es gibt verschiedene Typen von Verlinkungen, die allerdings auf die gleiche Art und Weise dargestellt werden. Es gibt Webseiten, Bilder und Karten – die allesamt auf verschiedenen Wegen zu Google Sammlungen hinzugefügt werden. Obwohl dafür verschiedene Apps notwendig sind, werden sie allesamt in einer Liste dargestellt.
Während die Apps die Möglichkeit haben, die Einträge hinzuzufügen oder zu löschen, verweisen sie zur Verwaltung wieder auf die Google Sammlungen-App. Das ist ein kleines Durcheinander und auch schon der erste Grund, warum die gesamte Plattform in dieser Form niemals „abheben“ kann. Webseiten lassen sich nur über die mobile Google-App hinzufügen, Bilder über die Bildersuche auf dem Desktop oder Smartphone und Karten natürlich über die Listen-Funktion von Google Maps.
Die Google Maps Listen sind eng mit Google Sammlungen verknüpft, denn tatsächlich ist eine Google Maps Liste gleichzeitig eine Google Sammlung. Das bedeutet, dass im Sammlungen-Portal auch Webseiten oder Bilder direkt zu einer Maps-Liste hinzugefügt werden können. Diese Inhalte abseits eines Maps-Links werden dann allerdings nicht in Google Maps angezeigt. Umgekehrt werden alle Sammlungen bei Google Maps angezeigt, enthalten aber angeblich nur „0 Einträge“, obwohl Inhalte vorhanden sind – nur eben keine von Maps verwertbaren Inhalte. Das ist Punkt zwei, warum die App niemals abheben wird.
Google tut sich offenbar auch sehr schwer damit, die Plattform in irgendeiner Form zu promoten. Bis auf einen Link am oberen Rand der Bildersuche (den niemand sieht) gibt es auf dem Desktop keine Verknüpfung. Auf dem Smartphone ist die Plattform nun prominenter platziert, aber das macht es aufgrund der bereits erwähnten Unzulänglichkeiten auch nicht wirklich besser.
Eigentlich hätte Google Sammlungen ein großes Potenzial, doch dafür bedarf es noch einer ganzen Reihe an Verbesserungen und es sollten auch viele weitere Google-Produkte mit verknüpft werden. Viele Produkte bieten eigene Favoriten oder Listen an, die auch mit Collections plattformübergreifend organisiert werden könnten. Genau das war ursprünglich wohl auch mal das Ziel von Google Stars, dessen Nachfolge die Sammlungen-Plattform angetreten hat.
Nutzer können E-Mails bei GMail favorisieren, in Google Drive lassen sich Dokumente mit einem Stern versehen, YouTube hat eine Favoriten-Funktion und auch Google Fotos hat eine gut versteckten Favoriten-Funktion. Weil alle drei Produkte über ganz eigene Formate und Medien verfügen, lassen sich keine sinnvollen Sammlungen anlegen – und hier sollte Google Sammlungen, allein schon vom Namen, zum Einsatz kommen. Ein Ordner mit allen E-Mails, Dokumenten und Fotos zu einem Projekt, Urlaub oder sonstigen Dingen.
Ob Google eine solche übergreifende Sammlung jemals anbieten wird, bleibt abzuwarten, denn die Nutzer warten seit vielen Jahren darauf und wurden immer wieder enttäuscht. Erst im vergangenen Jahr wurde der Bookmark-Manager eingestellt und auch eine Anbindung an die Favoriten-Funktion des Chrome-Browsers hat es bisher nicht gegeben.
» Google-App: Neue Oberfläche für die ‚Sammlungen‘ Bookmark-Verwaltung wird ausgerollt (Screenshots)
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