Fuchsia: Kein Android-Ersatz – Googles neue Plattform als Betriebssystem für den Smartphone-Nachfolger?

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Google arbeitet schon seit einigen Jahren am neuen Betriebssystem Fuchsia, über das man zwar öffentlich sehr ungern spricht, aber dennoch schon lange nicht mehr bestreiten kann. Nach wie vor wissen wir nicht, auf welchen Geräten oder Plattformen das Betriebssystem eines Tages zum Einsatz kommen wird, aber die jüngsten Anzeichen deuten darauf hin, dass Fuchsia beim Nachfolger der Smartphones eine Rolle spielen könnte – was die Sache aber nicht unbedingt klarer macht.


Die aktuell dominierenden Betriebssysteme haben in ihren Wurzeln schon einige Richtungsänderungen hinter sich: Android wurde ganz am Anfang für Digitalkameras konzipiert, Windows ist als Komplettpaket aus einer optionalen grafischen Benutzeroberfläche entstanden, Mac OS wurde von Apple nur zugekauft (mit Steve Jobs im Gepäck) und Linux ist in einem finnischen Kinderzimmer als Privatprojekt entstanden. Vielleicht ist es also gar nicht so ungewöhnlich, dass Google ein Betriebssystem ohne gezielt geplante Plattform entwickelt.

fuchsia android logo

Bei Fuchsia herrscht von Beginn an die kuriose Situation, dass zwar auf einen Schlag sehr viele Informationen ans Tageslicht gekommen sind, diese vom Entwickler (Google) aber in keinster Weise kommentiert werden – obwohl ein Großteil des Projekts öffentlich zugänglich ist und somit lange Zeit beobachtet werden konnte. Weil der Hype gegen Jahresende und auch zum Anfang dieses Jahres immer größer wurde, holte der Android-Chef die Nadel heraus und ließ die Blase platzen.

Während damit kurzfristig für Ruhe gesorgt werden konnte, hat das Fuchsia-Team natürlich unbeirrt weiter gemacht und auch nach außen hin gab es immer mehr Hinweise, dass mehr als nur eine Spielwiese dahinter steckt. Huawei arbeitet bei Fuchsia mit, nur wenige Wochen nach der öffentlichen Absage wurde ein öffentlich zugängliches Entwicklerportal gestartet, in dem sehr viele Funktionen und der grundlegende Aufbau des Betriebssystems dokumentiert sind und erst in den vergangenen Tagen gab es neue Hinweise.

Google sucht derzeit aktiv nach Mitarbeitern für globale Fuchsia-Partnerschaften und eine zuletzt veröffentlichte Liste vieler großer Hardware-Partner zeigt, dass das Projekt längst auch in anderen Unternehmen angekommen ist und zumindest unter Beobachtung steht – wahrscheinlich sogar mehr.



Vor wenigen Tagen hat sich gezeigt, dass sich große Unternehmen wie Samsung, Huawei, Xiaomi, Sony, Sharp, Qualcomm, ARM und einige andere stark für Fuchsia interessieren und möglicherweise auch gemeinsam mit Google an ersten Projekten arbeiten. Konkrete Hinweise darauf gibt es zwar nicht, aber dass viele große und wichtige Smartphone- und Smart Home-Hersteller mit dabei sind, spricht dann doch schon eine eindeutige Sprache.

Schon seit langer Zeit wird davon ausgegangen, dass Fuchsia auf Smart Displays Premiere feiert, weil auf diesen Geräten nach wie vor kein einheitlicher Standard herrscht, Android und Chrome in diesem Fall nur wenig geeignet sind und der Google Assistant eben kein Betriebssystem, sondern höchstens ein Framework ist. Dass Fuchsia bei den ersten Hinweisen vor weit über zwei Jahren längere Zeit als „Internet of Things“-Betriebssystem bekannt war, bevor man dann auf „Android-Nachfolger“ umgeschwenkt hat, passt ebenso gut ins Bild.

Aber es gab auch schon Anzeichen dafür, dass Fuchsia nun doch auf Smartphones genutzt werden könnte und tatsächlich sollen Teile des Betriebssystems auch schon auf einem Pixel 3 getestet worden sein. Damals wie heute ist es aber unwahrscheinlich, dass Google eine solch etablierte und in vielen Teilen ausgereifte Plattform wie Android ohne Not durch ein anderes Betriebssystem ersetzen würde. Die Wahrheit könnte also irgendwo dazwischen liegen.

Das Smartphone ist tot. Sagen die Smartphone-Hersteller.
Immer öfter lassen sich auch große Smartphone-Hersteller zu der Aussage hinreißen, dass das Smartphone tot ist. Das ist natürlich völliger Blödsinn, aber es soll die Botschaft übermitteln, dass es Zeit für einen Nachfolger wird. So explosionsartig wie sich die Smartphones verbreitet haben und heute nicht mehr wegzudenken sind, so schnell wird sich wohl auch der Nachfolger verbreiten. Unklar ist aber, wie dieser Nachfolger aussehen soll.

Die Künstliche Intelligenz, die Sprachassistenten, Augmented Reality und weitere bereits vorhandene Zukunftstechnologien werden in ihrer Gesamtheit stets als Nachfolger genannt. Der einzig sinnvolle Nachfolger wären wohl die Wearables – allen voran die Brillen – denn ohne ein ausreichend großes Display kann es wohl keinen Nachfolger geben. Es ist aber gut möglich, dass das Smartphone als Hardware nicht mehr notwendig sein wird. Das Display hat der Nutzer vor den Augen und die Handbewegungen lassen sich mit neuen Technologien wie Googles Project Soli erfassen. Ob die Menschen das in der Form möchten, steht wieder auf einem anderen Blatt.



Wie die Zukunft aussehen wird und ob wir in 10 Jahren immer noch Smartphones oder andersartige Geräte mit uns herumtragen, kann niemand vorhersagen. Natürlich gibt es viele Studien und Visionen, aber wer sich mal Zukunftsvisionen aus den 50er oder 60er Jahren ansieht, wie die Menschen im Jahr 2000 leben, kann darüber auch herzlich lachen. Dennoch muss man sich als eines der führenden Technologie-Unternehmen natürlich auf alle Eventualitäten vorbereiten – und Google dürfte dafür Fuchsia in der Hinterhand haben.

Fuchsia kann dann zum Einsatz kommen, wenn neue Geräte konzipiert werden, auf die Android oder die diversen Android-Ableger nicht mehr ohne großen Kraftakt umgebogen werden kann. Mit der enormen Flexibilität von Fuchsia sollte das Betriebssystem auf Geräten aller Größen nutzbar sein. Das liegt daran, dass viele heute wichtige Dinge wie die Cloud-Anbindung, die Sprachassistenten, die Datenverwaltung und einiges mehr modulartig auf einer tiefen Ebene im Betriebssystem integriert sind und genau wie die Benutzeroberfläche leicht ausgetauscht oder erweitert werden können.

Vielleicht erklärt sich dadurch auch Googles strenge Blockade, nicht über Fuchsia zu reden. Entweder weil es noch keine konkreten Projekte gibt oder weil an Technologien und Geräten gearbeitet wird, die die Konkurrenz in der frühen Phase noch nicht unbedingt zu Gesicht bekommen soll. Und so darf Fuchsia nicht als Vaporware betrachtet werden, obwohl es ja niemals angekündigt wurde, sondern einfach nur als ausgelagertes öffentliches Forschungsprojekt, das irgendwann auch Mal in ein fertiges Produkt gegossen wird. Wann auch immer das sein mag.

Siehe auch
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