Vor wenigen Wochen hat Google Android 10 veröffentlicht und bis auf teils umfangreiche Versprechen der Smartphone-Hersteller ist das Betriebssystem außerhalb des Pixel-Universums bisher noch kaum auf anderen Geräten aufgeschlagen. Doch Google greift auch bei der neuesten Version wieder überraschend hart durch und macht Android 10 bereits in weniger als drei Monaten für alle Hersteller zur Pflicht. Das kann dem Ökosystem nur gut tun.
Android kämpft trotz aller von Google in den vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen noch immer mit einer extrem hohen Fragmentierung, die sich dadurch äußert, dass ein sehr großer Teil aller Smartphones mit völlig veralteten Versionen angetrieben wird. Das wird sich wohl auch niemals ändern, weil das Update in der Hand der Hersteller liegt, aber zumindest an der Spitze will Google dafür sorgen, dass sich die jeweils neueste Version rasch verbreitet.
Neue und strengere Zertifizierung
Seit gestern kursiert ein Dokument, das die neuen Zertifizierungsgrundlagen für die Smartphone-Hersteller enthält und einige interessante Details zutage bringt, die bisher in der Form nicht bekannt gewesen sind. So hat Google nun ein eigenes Programm für Gaming-Smartphones eingeführt, das spezielle Voraussetzungen an die Hardware stellt. Aber auch auf der Softwareseite hat man einen erzwungenen Wunsch an die Smartphone-Hersteller: Diese müssen ihre eigene Gestensteuerung verschweigen und verpflichtend auf Googles Version setzen.
Android 10 wird zur Pflicht
Ein sehr viel wichtigerer Punkt ist erst jetzt bekannt geworden: Google verpflichtet alle Smartphone-Hersteller, auf allen ab dem 31. Januar 2020 zertifizierten Smartphones Android 10 vorzuinstallieren. Also schon in weniger als drei Monaten wird Google keine Smartphones mehr durchwinken und zertifizieren, die nicht mit der neuesten Version in Mountain View angeliefert werden und in den Verkauf gehen sollen. Dadurch erhofft man sich natürlich einen enormen Sprung in der Versionverteilung des Betriebssystems.
Die großen Smartphone-Hersteller werden ihre Premium-Flaggschiffe ohnehin mit Android 10 ausstatten – das ist eine Selbstverständlichkeit – aber bei der Mittelklasse und darunter wird sich gerne noch auf den Lorbeeren der Vorversion ausgeruht. Und genau das wird ab dem kommenden Jahr nicht mehr möglich sein.
In obiger Grafik seht ihr, dass das Zeitfenster für die Genehmigung von Android Pie-Smartphones am 31. Januar 2020 geschlossen wird.
Das bedeutet aber nicht, dass alle ab dem 31. Januar 2020 verkauften Smartpones Android 10 vorinstalliert haben werden. Es gilt nur für die neuen Smartphones, die nach diesem Datum bei Google zur Zertifizierung eingereicht werden. Bis dieser Effekt wirkt, kann es also bei neu vorgestellten Geräten noch weitere zwei bis drei Monate dauern und natürlich sind auch ältere Geräte nach wie vor weiter im Handel. Google kann es den Herstellern nicht untersagen, die alten Geräte weiter zu verkaufen. Und wer tief im Abverkauf des Discounters kramt, der findet eben auch Smartphones mit völlig veralteten Versionen.
Siehe auch
» Huawei: Und es geht doch – so lassen sich die Google-Apps (theoretisch) auf dem Huawei Mate 30 installieren