Vergessene Google-Produkte: Picasa – die einstmals umfangreiche Fotoverwaltung für den Desktop
Google hat im Laufe der über 20-jährigen Unternehmensgeschichte nicht nur Hunderte von Apps und Plattformen geschaffen und wieder eingestellt, sondern hatte auch einige Desktop-Anwendungen im Programm. Eine davon wollten wir uns heute in der losen Reihe der vergessenen Google-Produkte ansehen. Möglicherweise werden viele Nutzer die App noch sehr gut kennen und ihr auch die eine oder andere Träne nachweinen: Die Rede ist von Picasa.
Langjährige Google-Nutzer haben schon sehr viele Produkte kommen und gehen gesehen und immer wieder muss man sich fragen, warum bei manchen Angeboten der Stecker gezogen wurde – vor allem rückblickend ist das nur selten nachvollziehbar. Nachdem wir uns kürzlich die allumfassende Datenbank Google Base angesehen haben, blicken wir heute auf eine App zurück, die sehr viele Fans hatte und deren Einstellung auch mit großem Abstand einfach nur als unnötig beschrieben werden kann, denn sie hinterlässt bis heute eine große Lücke. Picasa war DAS Google Fotos für den Desktop und ist bis heute (von kostenlosen Apps) unerreicht.
Mit Google Fotos lassen sich alle in der Cloud gespeicherten Fotos und Videos sehr komfortabel verwalten, in Alben ablegen, durchsuchen (seit neuestem auch nach Text in Bildern) und vieles mehr. Allerdings gilt das nur im Web und für die Smartphone-App, denn für lokale Fotos bietet Google leider seit vielen Jahren keine Möglichkeit mehr an, diese mit den gleichen Stärken zu verwalten. Dabei hatte man mit Picasa viele Jahre lang eine sehr populäre Desktop-App im Sortiment, die genau diese Aufgabe erledigt hat.
Als Picasa entstanden ist, haben die meisten Nutzer ihre Fotos und Videos noch direkt per Ordner-Struktur im Betriebssystem verwaltet, was damals für den privaten Gebrauch meist noch ausreichend gewesen ist. Denn Fotos wurden entweder im Urlaub per Digitalkamera geschossen oder gar noch eingescannt und von der heutigen Bilderflut dank Smartphone war noch gar keine Rede. Dennoch stößt die Ordnerstruktur schnell an ihre Grenzen und konnte für größere Fotosammlungen keine zufriedenstellende Lösung sein.
In diese Kerbe hatte Picasa gestoßen, denn dabei handelte es sich praktisch um eine große lokale Galerie-App, die alle Medien auf dem Computer nach Belieben organisieren konnte, ohne dass die Dateistruktur auf der Festplatte angetastet werden musste. Und genau das war eines der Erfolgsrezepte der App.
Die Oberfläche von Picasa teilte sich grundlegend in zwei große Bereiche: Auf der linken Seite gab es die vom Nutzer gewünschte Struktur und Hierarchie der einzelnen Alben und im Hauptbereich fand sich der große Stream, in dem unmittelbar miteinander verknüpft nach und nach alle Ordner und Galerien aufgelistet wurden. Man konnte bei dem zuvor etablierten Ordner-System bleiben, aber auch Alben – und sogar Unteralben – anlegen, um Ordnung hereinzubringen.
Jedes Bild ließ sich verschieben, auch mehrfach in Ordner ablegen und somit bestens organisieren. Zur einfachen Indexierung gab es auch die Möglichkeit, die Bilder mit weiteren Details, Informationen und Kommentaren zu versehen, sodass sie per Suchfunktion blitzschnell wieder gefunden werden konnten. Alles das geschah, ohne dass die Dateien auf dem Computer angetastet wurden oder wild durch Ordner kopiert und verschoben werden mussten. Die gesamte Galerie-Hierarchie fand nur bei Picasa statt.
Aber damit war noch lange nicht Schluss. Google hatte Picasa einige Jahre lang mit großem Tempo weiterentwickelt und hat weitere Dinge wie eine recht starke Fotobearbeitung integriert, bot das Erstellen von Collagen und Videos an, konnte Bilder (testweise) auf der Karte anzeigen oder Medien direkt zu Picasa Web Albums oder auch YouTube hochladen. Selbst eine Gesichtserkennung war an Bord, die damals schon sehr gut funktioniert hat. Bei Google Fotos wurde diese offiziell erst vor wenigen Tagen in Deutschland eingeführt.
Als die App bereits im Spätherbst ihrer Existenz stand, wurde sogar noch Google+ Photos angebunden und ermöglichte es, die Bilder automatisch untereinander zu synchronisieren. Wer wollte, konnte also die Bilder von Google+ Photos direkt in Picasa sehen und auch darüber verwalten. Das ist genau die Form von Desktop-App, die Google Fotos meiner Meinung nach bis heute fehlt. Das sehen Googles Strategen aber wohl leider etwas anders und haben sich schon vor Jahren von Picasa verabschiedet.
Picasa wurde 2015, nach dem Start von Google Fotos, endgültig eingestellt und hat leider keine Anbindung mehr an das neue Produkt erhalten. Wer Picasa noch installiert hat, kann es bis heute nutzen und sich sogar in das Google-Konto einloggen (wobei das mit der 2FA manchmal für Probleme sorgt), aber die Online-Anbindung funktioniert bis auf YouTube leider nicht mehr. Die Fotoverwaltung ist aber nach wie vor möglich, wer die App also besitzt, kann sie wie gewohnt weiter benutzen.
Picasa gehört zu den vergessenen und eingestellten Google-Apps, um die es wirklich extrem Schade ist. Die App zeigt heute noch ihre Stärken und mit zeitgemäßen Updates hätte sie vermutlich aus dem Stand weg die Marktführerschaft in diesem Bereich Inne – was auch Google Fotos mit einer starken Anbindung zugutekommen würde. Die heutige Desktop-Anbindung mit Backup and Sync ist eher eine Krücke, wäre mit Picasa aber auch gar nicht notwendig.
Eine etwas modernisierte Oberfläche, stärkere KI-Funktionen, eine verbesserte Suchfunktion und weitere Verbesserungen und schon glänzt Picasa wie neu – denn das Konzept würde auch heute noch sehr gut in die Zeit passen. Vielleicht ist der Release von Gallery Go vor einigen Wochen ein Zeichen dafür, dass die Strategen so langsam die Grenzen von Google Fotos erkennen und weitere externe Apps starten. Wenn sie dabei Picasa wieder herauskramen, wäre das sicher nicht die schlechteste Idee.
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Ich war auch ein Fan von Picasa. Aber ich bin gar kein Fan davon, Software zu nutzen welche „abgekündigt“ ist.
Picasa hab ich gerade vor wenigen Wochen wieder einmal auf einem Rechner von bekannten Angetroffen, welchen ich „bereinigen“ musste. Habe geraten es nicht mehr zu nutzen, da man unter anderem nicht weis, ab wann es gar nicht mehr funktioniert.
Wer klassisch Fotos sammelt, dem reicht eine einfache Ordnerstruktur meiner Meinung nach. Weshalb mit einer Datenbank arbeiten, wenn man sowieso nur einfache Alben nach Anlässe erstellt und auch entsprechend Fotos finden möchte. Nicht benötigte Komplexität sollte wo immer möglich vermieden werden, dann hat man im Leben mehr Zeit für die Sachen die einem Spass machen.
Habe schon so oft helfen müssen, wenn jemand eine Fotosammlung in irgendeiner Kamera-Software eines Herstellers verwaltet hat, dann einen neuen PC kaufte und die Software auf dem neuen Rechner nicht mehr richtig funktioniert hat oder die Daten nicht so einfach übertragbar waren. Der „Umzug“ mit Software-Datenbank-Sammlungen ist oft nicht mit ein paar Klicks erledigt, mit Einarbeitungszeit in die Funktionsweise der Software sind schnell ein paar Stunden vorbei.
Ich bin wirklich enttäuscht, dass Picasa nicht mehr weiter entwickelt wird. Ich nutze Picasa immer noch, da es bisher keine Alternative gibt, bei der man sozusagen alle Fotos durch scrollen kann. Bei allen anderen Bilddatenbanken muss jedes Verzeichnis einzeln geöffnet werden und wenn es die Funktion gibt, dass mehrere Verzeichnisse gleichzeitig geöffnet werden können, dann überfordert dies oft die Rechenleistung des PC.
Wirklich schade
Ich bedaure sehr, dass es Picasa nicht mehr gibt, bzw. nicht mehr mit Updates versehen wird. Ich habe Picasa heute noch auf dem Laptop und hoffe auf ein Wunder!
Auch ich bedauere sehr dass Picasa eingestellt wurde, ich habe meine Fotos,die ich per Synchronisationion vom Smartphone auf den PC in Google fotos übermittle, mit der Funktion Herunterladen mühsam auf Picasa in Ornder abgelegt. Nach einigenWochen sind auf einmal verschiedene Ordner einfach weg. Wenn ich dannn bei Picasa oben rechts in die Suchfunktion den Namen des Ordners eingebe erscheint der betreffende Ornder zwar, aber ich kann die Folots nicht öffnen, weiß jemand Abhilfe?