Google Maps: Warum gibt es keine Livebilder auf der Karte oder bei Streetview? Microsoft macht es vor
Google Maps enthält zu vielen Orten dieser Welt umfangreiche Informationen, die aus den verschiedensten Quellen stammen und in unterschiedlichen Formen angeboten werden. In der jüngsten Vergangenheit kamen immer mehr Live-Daten dazu, für die Google Maps-Entwickler viele Quellen anzapfen oder diese teilweise auch automatisiert berechnen. Eine interessante Quelle hat man bisher allerdings vollkommen außer Acht gelassen: Livebilder und Webcams.
Live-Daten innerhalb von Google Maps gibt es in ganz verschiedenen Formen, die wir heute als selbstverständlich ansehen und bei denen vielen vielleicht gar nicht bewusst ist, dass sie wirklich Live erfasst und dargestellt werden. Das geht von den Stau-Informationen auf der Karte, die Anzeige des Live-Andrangs sowie der Wartezeit über die neuen Bus-Abfahrzeiten bis hin zu sehr umfangreichen Informationen zu Scootern oder sogar die Live-Darstellung von Wolken. In Zukunft werden sicher noch weitere Bereiche dazustoßen, vielleicht auch visueller Natur.
Vor wenigen Tagen hat Google Maps die Sichtbarkeit der Streetview-Aufnahmen erhöht und dafür einen neuen Bereich geschaffen, der bisher nur von den archivierten Straßenaufnahmen genutzt wird. Das hat mich zu der Überlegung gebracht, welche Layer zukünftig daneben zu finden sein könnten, die thematisch verwandt sind – und eigentlich gibt es nur einen Schritt, der noch weitergeht: Livebilder direkt von der Straße, so wie es sich Streetview-Fans seit vielen Jahren wünschen.
Was im ersten Moment unrealistisch klingt, ist es faktisch gar nicht: Google ist bekanntlich Meister im anzapfen und aufbereiten von Daten, sowohl in Maps als auch in der Websuche und anderen Produkten. Livestreams aus dem öffentlichen Raum stehen zur Genüge zur Verfügung und werden über viele Webportale wie etwa EarthCam angeboten. Allerdings kennen nur sehr wenige Menschen solche Webseiten bzw. wissen gar nicht, wie viele öffentlich zugängliche Webcams es gibt. Auf einigen Webseiten können die Nutzer sogar die Kontrolle über die Drehung oder den Zoom der Kamera übernehmen.
Alles was das Google Maps-Team tun müsste, ist, den einzelnen Kameras einen Punkt auf der Karte sowie einen Blickwinkel zuzuweisen und diese dann in einem zusätzlichen Layer als Icon auf der Karte darzustellen. Das könnte für sehr viele Nutzer eine große Faszination werden.
Woher kommen die Bilder?
Natürlich müsste Google sicherstellen, dass die angebotenen Webcams von vertrauenswürdigen Portalen stammen bzw. eine eigene Plattform aufbauen, die diese Kameras abruft. Es muss gewährleistet sein, dass nur Kameras verknüpft werden, deren Besitzer über den Livestream und den öffentlichen Zugang im Web Bescheid weiß. Bekanntlich gibt es auch heute noch unzählige private Webcams oder Überwachungskameras, die frei im Web zugänglich sind, ohne dass der Besitzer es weiß. Dafür gibt es sogar spezielle Suchmaschinen.
Nutzer bzw. Unternehmen sollten dann auch die Möglichkeit bekommen, eigene Kameras einzubinden, die man den eigenen Kunden oder interessierten Google Maps-Nutzern aus diversen Gründen zur Verfügung stellen möchte.
Was sollte zu sehen sein?
Wie bereits angedeutet, sollten die Bilder den Nutzern einen Mehrwert bieten und keinen Voyeurismus fördern. Livestreams von Sehenswürdigkeiten, Stadt- und Land-Panoramas, Autobahn-Aufnahmen, Bilder von größeren Events und solche Kategorien könnten sehr interessant sein und dem Nutzer dabei helfen, benötigte Informationen zu erhalten, Ereignisse zu verfolgen oder einfach nur die Stau-Lage checken. Dass so etwas in einigen Fällen sehr interessant sein kann, zeigt sich am bekannten und seit vielen Jahren zugänglichen Livestream vom Abbey Road-Zebrastreifen.
Persönlichkeitsrechte und Datenschutz
Der wichtigste Punkt, an dem ein ganzes Ökosystem von solchen Kameras scheitern oder eben erstarken könnte. Natürlich werden im öffentlichen Raum Menschen zu sehen sein, die davon nichts wissen. Es muss also sichergestellt sein, dass Gesichter ausreichend verpixelt und Autokennzeichen zensiert sind. Das gelingt Google mit Streetview sehr gut, grundlegend lässt sich das heute aber auch für Livebilder anwenden, denn die entsprechenden Technologien sowie die Rechenpower sind vorhanden.
Geht das nicht zu weit?
Der Grundgedanke ist lediglich, dass Google Maps eine Karte mit allen ohnehin bereits öffentlich und legal zugänglichen Kameras erstellt und diese eben direkt auf der großen Plattform anbieten. Hobbynutzer haben solche Karten schon vor Jahren für einigen Regionen mithilfe von Google Maps My Maps erstellt und nun könnte es einfach nur offiziell sein. Es macht also keinen Unterschied, außer dass mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, sich solche Bilder anzusehen.
Wer braucht das?
Das ist bei neuen Angeboten oft die große Frage, aber die Einsatzmöglichkeiten sowie die Nutzer müssen sich für so etwas erst einmal finden. Dass die Nutzer grundlegend an so etwas interessiert sind, zeigt sich an der nach wie vor enormen Popularität der Satellitenaufnahmen bzw. früher Google Earth sowie Streetview. Letztes war ebenfalls anfangs umstritten (und ist es in einigen Ländern *hust* bis heute), ist aber ein wichtiges Produkt geworden, das sehr viele Nutzer gerne annehmen.
Die bereits angesprochenen Live-Daten wie der Besucherandrang oder der Verkehrsfluss ließen sich so stärker untermauern und auch noch präziser auswerten. Bisher basiert vieles auf statistischen Daten oder dem Live-Standort der Smartphone-Nutzer, doch dabei kann es bekanntlich immer wieder zu Problemen kommen, wie sich kürzlich erst in Bayern gezeigt hat. Der Bedarf an solchen Aufnahmen ist also durchaus gegeben.
Und schlussendlich wäre es einfach faszinierend, wenn man von den statischen Bildern zu Live-Bildern wechseln könnte. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das einen erneuten Hype wie damals Google Earth und später Google Streetview auslösen könnte.
Google Maps wäre mit einem solchen Angebot nicht alleine, denn Microsofts Bing Maps enthält seit Monaten Webcams und bietet genau das an, was ich mit diesem Beitrag versucht habe zu beschreiben, nur eben in kleinerem Stil und auf einer längst nicht so populären Kartenplattform wie Google Maps.
Google Maps: Meine Busse & Bahnen – neuer Transit-Bereich soll allen ÖPNV-Apps Konkurrenz machen
Siehe auch
» Google Maps: Neuer Streetview-Layer verbessert den Zugriff auf die Straßenaufnahmen
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | GoogleWatchBlog-Newsletter