Augmented Reality: Neue Google-Plattform ‚Cloud Anchors‘ schafft eine virtuelle Parallelwelt für alle Nutzer
Google investiert bereits seit längerer Zeit einige Bemühungen in die Augmented Reality und sieht die Verknüpfung der virtuellen und realen Welt als ein wichtiges Kernthema für die Zukunft. Allerdings befindet man sich noch immer in der experimentellen Phase und probiert neue Technologien und Ansätze aus. Mit den Cloud Anchors wird nun eine neue Plattform geschaffen, die die virtuellen Gegenstände speichern und mit anderen Nutzern teilen kann.
Während die Virtual Reality nach wie vor auf der Stelle tritt und auch Google mit den zahlreichen Produkten nicht vorangekommen ist, fokussiert man sich seit mindestens zwei Jahren stärker auf die interessantere Augmented Reality. Der große Unterschied ist es, dass dafür keine virtuellen Welten geschaffen werden, sondern virtuelle Objekte und Informationen über das Kamerabild in der realen Welt platziert werden können. Das verspricht viele interessante Anwendungsgebiete.
Mit der seit einigen Monaten in die Play Services integrierten ARCore-Plattform bringt Google die Augmented Reality auf die Smartphones von vielen Millionen Nutzern und schafft einen großen Abenteuerspielplatz, der wertvolle Informationen zur AR-Nutzung liefert. Mit den populären Playmojis ermöglicht man es allen Nutzern, Objekte und bewegliche Figuren im Kamerabild zu platzieren, um dieses herumzugehen oder gar Gruppenfotos zu schießen. Aber das ist nur der Anfang.
Bisher sind all diese Objekte nur so lange vorhanden, bis der Nutzer die App beendet und beim nächsten Öffnen erneut beginnt. Mit den Cloud Anchors schafft Google eine Technologie, die diese Objekte und Informationen in einer großen Datenbank speichert und anderen Nutzern zugänglich machen kann. Das bedeutet, dass die platzierte Figur dauerhaft an Ort und Stelle bleibt und auch von anderen Nutzern gesehen werden kann.
Als Beispiel könnte man etwa ein Pokemon Playmoji in das eigene Wohnzimmer platzieren und die Familie und Besucher könnten diese Figur ebenfalls sehen. Die Daten sollen für einen langen Zeitraum gespeichert werden, wobei kein Zeitraum angegeben ist, aber auch nicht von „dauerhaft“ die Rede ist.
So funktionieren die Cloud Anchors
Um einen Cloud Anchor zu erstellen, muss der Nutzer zunächst das gewünschte Objekte bzw. den Ort oder die nahe Umgebung mit der Kamera digitalisieren. Googles Datenbank speichert dann die Koordinaten aber auch viele markante Punkte des Objekts – in diesem Beispiel der Tisch – um eine sehr exakte Positionierung zu ermöglichen. Ist das erledigt, wird diese Umgebung in der Cloud gespeichert und würde für alle Nutzer zur Verfügung stehen.
Wenn Nutzer B dann seine Kamera auf dieses Objekt richtet, spuckt die Cloud Anchors-Datenbank wieder alle Objekte und Informationen aus, die vom anderen Nutzern dort gespeichert wurden. Im Beispiel seht ihr ein startendes Flugzeug, das nun auf beiden Geräten gleichzeitig zu sehen ist, auch wenn sich die beiden Geräte nicht unbedingt zur gleichen Zeit im gleichen Winkel am gleichen Ort befinden müssen.
Wozu lässt sich das nutzen?
Grundsätzlich wird hier eine zweite virtuelle Welt auf Basis der realen Welt geschaffen. In der Ankündigung wird als Beispiel die Einrichtung der eigenen Wohnung genannt. Man könnte virtuell Möbel platzieren, sich diese in einigen Tagen wieder ansehen und auch den anderen Bewohnern oder Gästen zeigen. Statt ständig von vorn zu beginnen, bleibt das Bett und der Schrank nun für lange Zeit gespeichert und ist immer wieder abrufbar. Das ist mit Sicherheit schon ein sehr praktisches Einsatzgebiet.
Google hat bereits in den vergangenen Jahren mit der beeindruckenden Just a Line-App in diese Richtung experimentiert und es den Nutzern ermöglicht, ihre Linien überall auf der Welt zu ziehen und zu speichern, sodass andere Nutzer diese Kunstwerke ansehen. Das Ganze kann dank der Cloud Anchors nun in sehr viel größerem Stil umgesetzt werden. Theoretisch steckt darin das Potenzial, die gesamte Welt mit Objekten und Informationen zu versehen, die von allen Nutzern abgerufen werden können.
Wir hätten dann einen virtuellen Layer über der realen Welt, was völlig neue Möglichkeiten eröffnen würde, an die jetzt vielleicht noch gar nicht zu denken ist. So wie Google Maps die echte Welt kartografiert und mit Satellitenbildern und Streetview-Fotos ergänzt hat, kann Cloud Anchors in Verbindung mit einem cleveren Produkt die virtuelle Parallelwelt erfassen und überhaupt erst zugänglich machen. Vielleicht ist das auch für Google Maps for Games ein interessantes Einsatzgebiet.
Aktuell befindet sich Cloud Anchors noch in der Testphase und es gibt auch keine echte App, die die Nutzer für diesen Zweck verwenden könnten, aber dafür eine Reihe von Beispielen und Schnittstellen für Entwickler. In den kommenden Jahren, vielleicht auch nur Monaten, könnte sich daraus eine sehr interessante Plattform mit praktischen Produkten entwickeln.
Siehe auch
» Google Lens: Bastler bringen Googles Objekterkennung in die virtuelle Realität & zeigen neues Potenzial (Video)
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